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Keine Wartezeit für die virtuelle Couch

Online-Psychotherapie: Wie sinnvoll ist sie?

Frau am Laptop
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Online-Therapie-Programme können Patienten über Computer, Tablet oder Smartphone nutzen. In der Regel meldet man sich einfach auf einer Webseite oder in einer App an.

Wer in mentalen Krisen professionelle Hilfe braucht, muss oft lange auf einen Therapieplatz warten. Ein Grund, warum Online-Psychotherapien boomen - Sie versprechen unkomplizierte und vor allem schnelle Hilfe. Aber lassen sich Depressionen und andere seelische Leiden wirklich per Computer behandeln? Unter bestimmten Umständen schon …

Die Wartelisten der Psycho­therapeuten im ganzen Land sind lang. Laut dem Deutschen Psychotherapeuten-Netzwerk liegt die Wartezeit auf einen Therapieplatz aktuell bei rund fünf Monaten. Kein Wunder also, dass es immer mehr Angebote zu psychotherapeutischen Behandlungen per Video oder im Rahmen einer App gibt. 

Diese Online-Therapie-Möglichkeiten sind noch vergleichsweise neu und somit hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und möglicher Gefährdungspotenziale noch nicht so wissenschaftlich fundiert erforscht wie die klassische Psychotherapie mit ausschließlich persönlichen Face-to-face-Sitzungen.

Wie funktionieren Online-Therapien?

Entsprechende Online-Behandlungsprogramme können Patienten eigenständig über Computer, Tablet oder Smartphone nutzen. In der Regel meldet man sich bei einer Online-Therapie auf einer Webseite oder in einer App an. Die Inhalte der Online-Therapie sind zumeist in bestimmte Module aufgeteilt, anhand derer bestimmte Aufgaben nacheinander durcharbeitet werden. 

Je nach Behandlungsansatz können sich die Angebote in Inhalt und Aufbau unterscheiden. Viele orientieren sich an der kognitiven Verhaltenstherapie, bei der neue Verhaltens- und Denkmuster eingeübt werden sollen. Unterschieden wird zudem zwischen begleiteten und unbegleiteten Programmen. Während Erkrankte die unbegleiteten Programme eigenständig nach ihren eigenen inhaltlichen und zeitlichen Präferenzen durchlaufen, erhalten Nutzer des begleiteten Programms regelmäßig Rückmeldung zu ihrem Fortschritt – etwa per E-Mail oder persönlich durch einen Therapeuten.

Sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für eine herkömmliche Therapie

Online-Programme seien vor allem Zusatzangebote, die eine herkömmliche Therapie sinnvoll ergänzen können. Eine vollständige Psychotherapie ausschließlich über Videokonferenzen durchzuführen, sei dagegen nicht ratsam, sagt Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer, in der aktuellen Ausgabe des Magazins test (04/24). „Oft ist der unmittelbare Kontakt in der Praxis unverzichtbar, beispielsweise zu Anfang der Therapie oder kurzfristig bei akuten Krisen.“ Und: „Vor der Nutzung einer App ist eine umfassende Diagnosestellung notwendig, um festzustellen, ob eine psychische Störung vorliegt, welche Behandlung geeignet ist und inwiefern eine App dabei unterstützend wirken könnte.“

Es gibt außerdem große Qualitätsunterschiede: Nicht jedes Programm, das etwa auf Social Media beworben wird, ist im medizinischen Sinne hilfreich. Sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geprüft, und es gibt sie auf Rezept. Die Stiftung Warentest weist darauf hin, dass sie in ihren Untersuchungen bereits mehrere DiGAs positiv bewertet hat, darunter HelloBetter Panik und Velibra bei Angstzuständen sowie Deprexis bei Depressionen

Zur Überbrückung langer Wartezeiten

Online-Therapie-Angebote können dazu beitragen, die psychotherapeutische Versorgung zu verbessern: Auf diese Weise könnten mehr Betroffene schnell psychologische Unterstützung erhalten und so die Wartezeiten auf einen Therapieplatz verkürzt werden.

Und wie kommt man an diese Digitalen Gesundheitsanwendungen ran? Erste Anlaufstelle für das Thema kann die Hausärztin oder ein Psychotherapeut sein, zum Beispiel während der Sprechstunde. Diese Fachkräfte sind in der Lage, psychische Probleme zu diagnostizieren und gegebenenfalls DiGA zu verschreiben.

Zugang für Patienten, die sonst keine Therapie machen

Über das Internet können außerdem Patienten erreicht werden, die sonst nicht an einer Psychotherapie teilnehmen können oder möchten.

  • Patienten, für die der Anfahrtsweg zu einer Praxis sehr weit ist oder die wegen körperlicher Einschränkungen den Weg nicht meistern können. 
  • Patienten, die wegen ihrer psychischen Beschwerden (zum Beispiel starke Ängste oder Zwangssymptome) nicht in der Lage sind, in eine psychotherapeutische Praxis zu kommen.
  • Hilfesuchende, die aus Scham und Angst vor einer Stigmatisierung keine Psychotherapie machen möchten. So kann eine Therapie per Internet gegebenenfalls auch anonym stattfinden.

Darüber hinaus können Online-Therapie-Angebote natürlich auch neue Zielgruppen ansprechen, zum Beispiel Jugendliche und junge Erwachsene, die oft ein großes Interesse an digitalen Medien haben.

Zusammengefasst kann eine Online-Therapie ein erster Schritt sein, um als Hilfesuchender Erfahrungen mit einer Psychotherapie zu machen. Im Folgenden entschließen sich dann möglicherweise einige Patienten auch, die Arbeit in einer Face-to-Face-Psychotherapie fortzusetzen.

as

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