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Mögliche Folge nach Corona-Infektion

Dauermüde und erschöpft: das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS)

Mann, der gähnt
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Das Chronische Fatigue Syndrom ist in Deutschland nicht selten

Dauerhaft müde und erschöpft zu sein ist nicht nur anstrengend, sondern auch hinderlich bei der Bewältigung des Alltags. Ein möglicher Grund für die ständige Erschöpfung kann das chronische Fatigue Syndrom sein. Durch welche Symptome sich die Krankheit bemerkbar macht und was man dagegen tun kann, erfahrt Ihr hier.

Was ist das chronische Fatigue Syndrom?

Das chronische Fatigue Syndrom (CFS) ist eine kaum erforschte, schwere neuroimmunologische Erkrankung, die den Betroffenen in hohem Maße körperlich einschränken. Chronisch bedeutet in diesem Fall andauernd und mit Fatigue ist die Müdigkeit gemeint.

Ein typisch auftretendes Merkmal ist große Erschöpfung. Müdigkeit ist etwas normales, beim CFS fühlt man sich gleichzeitig erschöpft und überreizt. Für die Erkrankten sind alltägliche Tätigkeiten wie beispielsweise Zähneputzen, Kochen oder auch nur ein Gespräch führen äußerst anstrengend und ermüdend. Selbst das Haus zu verlassen wird für einige Patienten zur Tortur. Viele sind durch die Krankheit pflegebedürftig und arbeitsunfähig.

Das Chronische Fatigue Syndrom kommt in Deutschland nicht selten vor - nach Schätzungen sind ca. 250.000 Menschen betroffen, 40.000 davon sind Kinder und Jugendliche. Bei Kindern ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Krankheit wieder verschwindet, dies kann jedoch bis zu 15 Jahre dauern. Dadurch verpassen die Kinder einen Großteil ihrer Entwicklung. Häufig kann das chronische Fatigue Syndrom nach einer Infektionskrankheit auftreten, wie der Influenza oder auch Corona.

Welche Symptome können auftreten?

Das Syndrom äußert sich durch die verschiedensten Symptome. Die Erkrankten müssen nicht zwingend von allen Symptomen betroffen sein, auch können diese mehr oder weniger ausgeprägt sein. Die Symptomatik ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Das Kernsymptom der Krankheit wird im Fachjargon Post-Exertional Malaise (PEM) genannt, das bedeutet, dass Patienten in ihrem Handeln durch körperliche Schwäche eingeschränkt sind. Hier kann man auch von einer Belastungsintoleranz sprechen, das bedeutet, dass sich der Gesundheitszustand der betroffenen Personen vor allem nach Belastung verschlechtert. Nach der Tätigkeit, sei sie körperlich oder geistig, kann es bis zu 48 Stunden dauern bis die Verschlimmerung der Symptome eintritt, zudem können auch neue Symptome hinzukommen. Hierbei ist es gleichgültig ob es sich bei der Aktivität um einen Spaziergang oder ein einfaches Gespräch handelt.

Bei den Symptomen, die zusätzlich auftreten können, handelt es sich um Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen, grippeartigen Merkmalen, wie z.B. Fieber. Zudem kann sich das Syndrom durch Kreislaufprobleme und Schlafstörungen bemerkbar machen.

Außerdem kann sie Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten einer Person nehmen, welcher sich beispielsweise durch Wortfindungs- und Konzentrationsstörungen oder auch Licht-, Geräusch- und Geruchssensitivität äußert.

Long-Covid-Erkrankte weisen Symptomatik von CFS auf

Wenn nach einer akuten Corona-Infektion die Symptome anhalten und das mindestens vier Wochen nach Beginn der Erkrankung, spricht man vom postviralen Syndrom Long-Covid. Dieses kann nach einiger Zeit wieder verschwinden oder aber chronisch werden.

Patienten weisen charakterische Symptome vom Chronischen Fatigue Syndrom auf und aufgrund der Post-Exertional Malaise (PEM) verschlechtert sich der Zustand der Betroffenen nach erfolgten Aktivitäten. Auch hier spielt es keine Rolle, ob die Tätigkeit Körper oder Geist in Anspruch nimmt.

Mit dem Einhergehen der verschiedenen Symptome klagen viele Erkrankte über eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Denn durch die Folgen der Corona-Infektion ist der Körper so geschwächt, dass es ihn viel Kraft kostet wie vorher zu funktionieren. Nach mehreren Monaten anhaltender Symptome erfüllt Long-Covid die Kriterien für eine Diagnose des chronischen Fatigue Syndroms.

Zugelassene Medikamente für Long-Covid sowie für CFS gibt es derzeit noch nicht.

Meinung vom Experten

Im Zuge des Interviews über gesunden Schlaf mit dem Prof. Dr. Netzer aus dem Schlaflabor in Bad Aibling haben wir den Schlafmediziner gefragt wie das Chronischen Fatigue Syndrom diagnostiziert und behandelt wird und welchen Einfluss Corona auf Anzahl der Erkrankten hat. Seine Antworten lest Ihr hier:

Wie wird CFS diagnostiziert und wie kann man es behandeln?
Die Diagnose ist nicht ganz einfach. Im Prinzip muss man mit dem Ausschlussverfahren arbeiten, also alle anderen möglichen Schlafstörungen durch Untersuchung im Schlaflabor ausschließen und andere internistische und neurologische Erkrankungen durch Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Endoskopie, Röntgen, Computertomographie und Kernspin. Genauso schwierig ist die Behandlung. Ein physisch-physikalisches Aufbautraining und erlernen von Stresskontrolle z.B. im Rahmen eines Rehabilitationsaufenthaltes müssen von psychotherapeutischen Maßnahmen flankiert sein, damit sich die Patienten eben nicht selbst stigmatisieren und in eine Depression abgleiten. Familienangehörige müssen in das Behandlungskonzept mit einbezogen werden. Das Ganze kann sehr langwierig sein.
Haben seit Corona mehr Menschen das Chronische Fatigue Syndrom (Erschöpfungsyndrom)?
Ja eindeutig. Und dies erklärt sich auch relativ einfach durch die langwierige Infektionskrankheit und eine wahrscheinlich tiefsitzende Entzündung, die auch dann noch nicht vorüber ist, wenn die allgemein spürbaren Symptome, Fieber, Atemnot, Husten usw. nicht mehr präsent sind. Es gibt leider noch keine eindeutigen Beweise für die genauen Zusammenhänge, aber es ist wahrscheinlich, dass im Körper verbleibende Viren im Nervensystem mit zum Chronic Fatigue Syndrom führen. Auf keinen Fall darf man diesen Patienten rein psychische Symptome unterstellen und sie damit stigmatisieren.
Schlafmediziner Prof. Dr. Nikolaus Netzer

Zur Person Prof. Dr. Netzer

Seit jetzt 38 Jahren ist Prof. Dr. Nikolaus Netzer aus Bad Aibling in der Schlafmedizin und Schlafforschung aktiv. Als Assistenz- und Facharzt verfolgte er das Thema konsequent weiter und arbeitet bis heute in Schlaflaboren in der Heimat und den USA. Nach mehreren tausend behandelten Patienten mit Schlafstörungen und deutlich mehr als 150 wissenschaftlichen Publikationen, gilt er als weltweit anerkannter Spezialist im Bereich der Schlafmedizin mit einem sehr großen Erfahrungsschatz, der den Patienten zu gute kommt. Seine beiden größten Errungenschaften im Laufe seiner Karriere als Schlafmediziner und Wissenschaftler sind die Gründung der Fachzeitschrift Sleep and Breathing vor 26 Jahren, die heute als eine der etabliertesten englischsprachigen wissenschaftlichen Journale im Bereich Schlafforschung gilt und vom weltweit größten Medizinfachverlag Springer Nature herausgegeben wird sowie die Entwicklung des weltweit meist verwendeten Fragebogen für Patienten mit Schlafstörungen in Allgemeinmedizinpraxen, des Berliner Fragebogen, der in mehr als 150 Sprachen übersetzt wurde. 

Das Interview mit Prof. Dr. Netzer über Schlafstörungen und den gesunden Schlaf findet Ihr hier: „Man kann Powernapping sogar trainieren“ - Tipps vom Experten für erholsamen Schlaf

nz

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