Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Über Aldi wohnen

9 Notlösungen gegen Wohnungsmangel, die den ersten Platz belegen

Die Wohnungsnot in Deutschland spitzt sich zu. BuzzFeed News sammelt Dinge, die mehr helfen als das, was die Regierung bisher unternimmt.

Vor dem „Wohnungsbaugipfel“, der dabei helfen soll, die Wohnungskrise zu beenden, hat sich die Bundesregierung auf mehrere Schritte zur Schaffung von mehr Wohnraum geeinigt. Vorgesehen ist unter anderem, eine zuvor angepeilte Verschärfung der Energiestandards für Neubauten auszusetzen, wie aus einem Papier hervorgeht, das der Deutschen Presse-Agentur am Montag, 25. September 2023, vorlag.

Um der Wohnungsnot den Platz streitig zu machen, braucht es mehr als nur einen „Wohnungsbaugipfel“. BuzzFeed News sammelt kreative Notlösungen gegen den Wohnungsmangel.

170.000 Wohnungen zu wenig gebaut – Regierung nimmt Lage nicht ernst genug

In Deutschland herrscht akute Wohnungsnot, vor allem in Ballungsgebieten wie Berlin, wo die Schlange zu einer Wohnungsbesichtigung mal schnell über fünf Blocks geht. Die Preise gehen wegen des geringen Angebots sowohl auf dem Miet- als auch auf dem Kaufmarkt seit Jahren in die Höhe. Die Ampel-Regierung hat sich deshalb vorgenommen, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Doch dieses Ziel erreicht sie nicht.

2022 waren es knapp 300.000, für dieses Jahr geht die Baubranche von 230.000 bis 250.000 neuen Wohnungen aus. Im nächsten Jahr dann von weniger als 200.000. Statt zu bauen, müssen Familien ihre Baupläne wegen hoher Kosten und gestiegener Zinsen absagen, Firmen gehen pleite – der Immobilienmarkt in Deutschland steht schlecht da. Eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen wird schwieriger als die Regenbogenstrecke bei Mario Kart zu fahren.

Weil manche Partner des Bündnis „Bezahlbares Wohnen“, das Bundesbauministerin Clara Geywitz (SPD) 2022 ins Leben gerufen hat, so enttäuscht von der Regierung sind, wollen sie den Wohnungsbaugipfel am Montag sogar boykottieren. Die Ampel-Regierung nehme die Lage nicht ernst genug, kritisieren sie. Keine ihrer Krisenmaßnahmen führe zum Ziel – anders als diese neun unkonventionellen Notlösungen, die BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA gesammelt hat.

1. Wohnungstausch

Wohnungstausch zwischen einer WG und einer Familie. (Symbolbild)

Gerade für die Menschen, die während der Rente in recht großen Wohnungen leben, weil sie von alten Mietverträgen profitieren, bietet sich ein Wohnungstausch mit Familien an – denn die brauchen den Platz. Hierfür hat die Linksfraktion im April 2023 vorgeschlagen, die Option im Mietrecht künftig zu verankern. Eine Idee, die auch der Deutsche Mieterbund begrüßt. Denn weil es diese Option noch nicht gibt, droht im schlimmsten Fall eine Kündigung, wenn man seine Wohnung tauscht.

2. Tiny Houses

Lisa Gelzhäuser (l) und Timo Gelzhäuser (r) stehen vor einem Muster ihres Tiny Houses: Es sind viele weitere Größen, Varianten, Erweiterungen und Dachformen möglich.

In Zeiten von Wohnungsnot und hoher Baukosten sind Tiny Houses gefragter denn je. Sie nehmen wenig Platz weg und kosten weniger in der Herstellung. Als fast 70 Prozent ihres Baumbestandes wegen anhaltender Trockenheit und Borkenkäferbefall abstarben, kamen die Forst-Geschwister Gelzhäuser aus dem Sauerland auf eine besondere Idee: Sie bauten aus dem toten Fichtenholz ein „Organic Tiny House“ und machen so etwas Positives aus den negativen Auswirkungen des Klimawandels.

Zusammen mit der Uni Dortmund und gefördert vom Land NRW haben sie jüngst einen Prototyp entwickelt. Zu einer passenden Zeit: Wie in vielen anderen Ländern auch stoßen die Tiny Houses in Deutschland derzeit auf wachsendes Interesse. Von mehr als 100 Anbietern bundesweit geht der Verband aktuell aus. Das konventionelle Bauen wird immer teurer, die Mieten steigen, die Energiepreise klettern“, sagt Regina Schleyer vom Tiny House Verband zur Deutschen Presse-Agentur.

3. Gemeinschaftliches Wohnen

Alleine leben ist keine gute Idee, findet unsere Autorin. Im Video ganz oben im Artikel erklärt sie, warum.

Weil es teuer ist, eine entsprechende Mietwohnung zu finden, setzen gerade junge Familien, Rentnerinnen und Rentner häufiger auf gemeinschaftliche Wohnprojekte wie Mehrgenerationenhäuser. Ein Trend, der im krassen Widerspruch dazu steht, dass gleichzeitig immer mehr Menschen alleine wohnen. Alleine schon aufgrund der Wohnungsnot, aber auch aus psychologischen Gründen sollten wir uns alle Mitbewohner suchen, findet unsere Autorin (siehe Video ganz oben im Artikel).

4. Trotz Trennung zusammenwohnen

„Ich glaube, ich habe alles gemacht, was möglich ist. Und leider sitze ich immer noch im Auto“, sagt eine Studentin in einer Videoreportage des RBB. Mit ihrem Hund Blue lebt sie in einem Van, seit sie sich von ihrem Freund getrennt hat – weil sie keine Wohnung findet. Sie ist nicht die einzige: Der Wohnungsmangel bringt Expartner und Expartnerinnen dazu, weiterhin unter einem Dach zu leben oder sich mithilfe von kreativen Maßnahmen nach einer Trennung aus dem Weg zu gehen.

5. Prämie für Umzugswillige

Wer seine Wohnung tauscht, bekommt eine Belohnung – könnte das funktionieren?

Eine kreative Lösung gegen Wohnungsnot, die der Journalist Matt Aufderhorst in einem Essay für den Deutschlandfunk vorschlägt. Im Grunde genommen geht es ihm auch darum, Wohnungstausch zu ermöglichen. Er will jedoch noch einen Schritt weitergehen und denjenigen eine Prämie zahlen, die ihre zu große Wohnung gegen eine kleinere eintauschen. „Die Mietpartei, die eine größere Wohnung verlässt, bekäme einen Bonus, der Umzug würde bezahlt. Der Quadratmeterpreis der neuen Wohnung darf außerdem nicht höher liegen als der entsprechende Preis der alten“, so sein Vorschlag.

6. Büros als Wohnfläche

In einigen deutschen Großstädten werden leer stehende Bürogebäude zu Wohnungen. Dietmar Walberg, Leiter des Bauforschungsinstituts „ARGE für zeitgemäßes Wohnen“ in Kiel, bezeichnet es im Strassenmagazin als eine „gewaltige Chance“, Büro- und Gewerbeflächen in Wohnraum umzuwandeln. Gerade in Zeiten, in denen das Arbeiten von zu Hause aus zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Laut einer Studie des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) könnten durch die Umwandlung ungenutzter Büros in deutschen Metropolen fast 20.000 Wohnungen entstehen. Die Kosten dafür liegen im Schnitt zwischen 1700 und 2200 Euro je Quadratmeter (fast 50 Prozent) niedriger als beim Neubau. Zudem seien die CO₂-Emissionen bei Sanierungen deutlich niedriger. Es gebe jedoch auch Hürden, wie die Deckenhöhe oder die Anbindung an Schulen, Nahverkehr, Kindergärten, Freizeiteinrichtungen, Geschäfte und Parks.

7. Über einem Aldi Wohnen

So soll das Projekt „Grüne Höfe“ von Aldi Süd in Köln-Ehrenfeld aussehen (Entwurf)

Als Zauberwort in der Bekämpfung der Wohnungsnot fällt oft der Ausdruck „Nachverdichtung“. Bedeutet nichts anderes, als in freien Flächen und zwischen Häusern Wohnungen zu bauen. Dafür braucht es also nicht zwingend neue Grundstücke. Eine Option ist es, Wohnungen auf Discounter wie Aldi, Netto oder Lidl zu setzen. Deren Flachbauten mit riesigen Parkplätzen sind quasi verschenkter Platz und könnten in der Stadt der Zukunft als Basis für mehrstöckige Wohnhäuser dienen.

Genau solch einen Wohnkomplex plant Aldi Süd mit einer neuen Filiale in Köln Ehrenfeld. Beim Projekt „Grüne Höfe“ sollen nicht nur bis zu 100 Wohnungen, sondern auch eine Kita, ein Quartierscafé, eine Tiefgarage, Büros und ein schallisolierter Probenraum für Musiker entstehen. (siehe Bild oben)

8. Im ICE wohnen

Ein ICE als Ersatz-Zuhause?

Klar, das ist wirklich eine Notlösung. Aber immerhin bekämpft die Maßnahme die Wohnungsknappheit eher, als die aktuellen Vorhaben der Ampel-Regierung. Wie die tz berichtet, lebte der 25-jährige Eric Hoffmann 2018 eine Zeit lang mit seiner Bahncard 100 im Zug. Zum Duschen benutzte er die Sanitäranlagen an großen Bahnhöfen. Grund für seinen „Wohnsitz“ im ICE waren die überteuerten Preise auf dem Münchner Wohnungsmarkt.

9. Am Bahnhof wohnen

@evil_suki

7 tage am Bahnhof München 👍🏻😀😀😀😀😀😀😀😀😀🥴🥴🥴🙂🙂🙂🤞

♬ Originalton - Evil Suki

Wem es im ICE zu schnell vorangeht, kann auch einfach direkt am Bahnhof bleiben. So wie die TikTokerin Evil Suki, die acht Tage am Münchner Hauptbahnhof lebte, während sie dort eine Wohnung suchte. Die Besichtigungstermine seien immer sehr kurzfristig gewesen, weshalb sie vor Ort habe sein müssen, erzählt sie (siehe oben).

„Manche von euch haben sich gewundert, warum ich nicht einfach ins Hotel gehe, aber ich weiß ja nicht, wann ich eine Wohnung bekomme und das billigste Hotel in München kostet immer noch 80 Euro die Nacht“, begründet sie ihren ungewöhnlichen Wohnort. Über Nacht bleibe sie übrigens nicht am Bahnhof, sondern schlafe bei Freunden oder Dates, erzählt die junge Frau.

Mehr zum Thema: Bei der Wohnungssuche erleben Menschen mit Migrationshintergrund oft Rassismus

(Mit Material der dpa)

Rubriklistenbild: © Michael Gstettenbauer/IMAGO, Henning Kaiser/dpa, Collage

Kommentare