Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Gebärdensprache für alle

TikTok-Trend: Ist Baby-Zeichensprache sinnvoll? Start-up rechtfertigt sich

Mit „Baby Signs“ können Eltern mit ihren Kindern kommunizieren, bevor diese sprechen können. Eine Expertin erklärt, welche Fehler dabei passieren können.

Auf TikTok oder Instagram erzählen Mütter, dass sie ihren Babys Zeichensprache beibringen. So könnten sie schon mit ihrem sechs Monate alten Kind kommunizieren – etwa dann, wenn es mit dem Essen oder Spielen „fertig“ ist oder „mehr“ möchte. „Wir würden das beim zweiten Kind jederzeit wieder machen“, sagt eine junge Mutter in ihrem Instagram-Video.

„In den englischsprachigen Ländern ist die Zunahme von Baby Signs in der Interaktion und Kommunikation als Trend schon nahezu wieder abgeflacht, wohingegen er in Deutschland erst ankommt und insbesondere über Social Media verbreitet wird“, sagt Nathalie Frey vom Lehrstuhl für Sprachheilpädagogik der Universität Würzburg BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.

Gebärden für Babys: Wie sinnvoll ist das?

Bei „Baby Signs“ (auch Babygebärden genannt) handelt es sich nicht um Gebärdensprache, sondern um spezielle Gesten, die auf der Deutschen Gebärdensprache (DGS) basieren. In anderen Ländern, zum Beispiel in den USA, beruhen sie auf der American Sign Language (ASL), deswegen ist das Zeichen für „fertig“ oder „mehr“ dort ein anderes als hierzulande.

Im Instagram-Video verwendet die junge Mutter amerikanische Zeichen für „fertig“ oder „mehr“. Laut Frey nicht optimal. „Sollten Bezugspersonen bewusst mit Gesten arbeiten wollen, sollten Gebärden aus der DGS verwendet werden, da diese eine eingetragene Sprache in Deutschland ist“, rät sie im Gespräch mit BuzzFeed News Deutschland.

Beim Buchen eines Baby-Sign-Kurses oder beim Recherchieren von Gesten sollten Eltern darauf unbedingt achten, so Frey. Wenn sie dies tun, könnten Babygebärden durchaus sinnvoll sein. Das liege daran, dass sogenannte „deiktische Gesten“, also zum Beispiel das Zeigen auf eine Katze, Vorläufer der Lautsprache seien. Noch bevor sie sprechen, könnten sich Kinder durch diese Zeigegesten aktiv an einer Kommunikation beteiligen.

Kinder lernen Zeichensprache früher als normale Sprache. Ist es daher sinnvoll, mit ihnen per Gesten zu kommunizieren?


„Der Vorteil von Baby Signs besteht vorwiegend darin, dass sie die Kommunikation zwischen Baby und Bezugsperson erleichtern“, sagt die Logopädin. Dass Kinder, deren Eltern Baby-Zeichensprache nutzen, später besser sprechen könnten, sei jedoch durch mehrere Studien widerlegt.

Logopädin äußert sich zu Gebärdensprache-Flipbooks – Start-Up reagiert

Mittlerweile gibt es Unternehmen, die sich auf die Zeichensprache spezialisiert haben. Start-ups wie „Talking Hands“ bieten nicht nur Poster und Daumenkinos für DGS-Babygebärden an, sondern auch Gebärden-Flipbooks für ältere Kinder – auch für die ohne Hörbehinderung. Für die Gründerinnen ist das ein Schritt in Richtung Inklusion.

Diese Materialien von „Talking Hands“, die über die reinen „Baby Signs“ herausgehen, seien „wundervoll aufbereitet“ und ein „Angebot, Sprache inklusiv zu denken“, sagt Frey. Im häuslichen Umfeld oder auch in Kitas könnten sie ein erster Zugang zu ausgewählten Gebärden sein. Doch die „reine Betrachtung von Flipbooks ist nicht ausreichend“, erklärt sie. Gebärdensprache werde, genauso wie Lautsprachen, durch Kommunikation erworben.

„Vermitteln Bezugspersonen ihren Kindern Gebärdensprache als Sprache, sollte sichergestellt werden, dass sie auch in der Gebärdensprache kommunizieren können. Häufiger wird vergessen, dass es sich bei der Gebärdensprache um eine eigenständige Sprache handelt, mit eigener Grammatik“, gibt Frey bei BuzzFeed News Deutschland zu bedenken. Mandarin oder Arabisch würde man Kindern ja auch nicht ohne jegliche Sprachkenntnisse beibringen.

Die Gründerin von „Talking Hands“, Maria Möller, meldet sich bei BuzzFeed News Deutschland und stellt klar: „Unser Konzept sind lautsprachunterstützende Gebärden und nicht Gebärdensprache.“ Das Start-up habe die wichtigsten 200 Alltagsbegriffe von Babys und Kindern in Gebärden-Daumenkinos verwandelt, zum Beispiel „schlafen“, „Milch“ und „Kaka“. Diese sollten jedoch nur „begleitend zur Lautsprache“ eingesetzt werden. „Der Anspruch der 200 Daumenkinos ist nicht, Gebärdensprache zu vermitteln. Das kann man natürlich nur in Sprachkursen für Gebärdensprache lernen – das sind schließlich Tausende von Gebärden mit eigener Grammatik“, sagt Möller. 

Rubriklistenbild: © blickwinkel/IMAGO

Kommentare