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Michelin Guide 2024

Nicht mal zehn Prozent: Warum es Frauen bei der Michelin-Sterneverleihung schwer haben

Köchin, Autorin und Gastronomin Sophia Hoffmann
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Sophia Hoffmannist Köchin, Autorin und Gastronomin. In ihrem Restaurant HAPPA in Berlin serviert sie vegane Zero-Waste-Gerichte.

Nur in drei der 36 neuen Michelin-Sternerestaurants sind Frauen Küchenchefinnen. Warum? Zwei Köchinnen haben die Antwort auf diese Frage.

Es ist wieder so weit: Der Guide Michelin hat am Dienstagabend, 26. März, in Hamburg Michelin-Sterne für 2024 verliehen. Insgesamt 340 Sternerestaurants präsentiert der Reifenhersteller dieses Jahr in seinem Guide Michelin. 36 Feinschmecker-Restaurants kamen neu hinzu – in drei von ihnen sind Frauen Küchenchefinnen.

Die Sterneverleihung 2024 zeigt: Spitzenköchinnen sind immer noch eine Rarität. Das liegt nicht daran, dass Frauen seltener als Köchin arbeiten. Laut Mikrozensus gab es in Deutschland 2022 rund 285.000 Köchinnen und 249.000 Köche. Was ist also das Problem? BuzzFeed News Deutschland, ein Portal von IPPEN.MEDIA hat bei zwei Frauen aus der Branche nachgefragt.

Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschand.

Mehr zum Thema: Michelin-Sterne vergeben: Münchner Koch gelingt auf Anhieb „Sensation“

Sind Michelin Guide und Sternegastronomie noch zeitgemäß?

Das gesamte System, das hinter dem Guide Michelin stecke, sei „elitär und angestaubt“, sagt die Köchin Sophia Hoffmann aus Berlin zu BuzzFeed News Deutschland, als wir sie nach ihren Hoffnungen für die Sterneverleihung 2024 fragen. Sie ist Küchenchefin im Restaurant Happa, das vegane Zero-Waste-Küche anbietet. „Die Bewertungskriterien des Guide Michelin müssen wirklich überholt werden“, sagt auch die Foodstylistin und ehemalige „The Taste“-Kandidatin Hanna Reder.

Gerade in Berlin sehe sie immer wieder, dass Fine-Dining-Restaurants schließen müssten, weil die Nachfrage einfach nicht mehr so groß ist und der Trend eher zum Casual Dining gehe. „Die Art und Weise, wie Menschen essen, hat sich verändert, und die Michelin-Sterne und Sternerestaurants halten möglicherweise nicht mehr Schritt mit diesen Veränderungen“, sagt Reder. Es gebe so viele neue Wege in der Gastronomie, wie von Frauen gegründete Food-Pop-Ups zum Beispiel.

„Es ist an der Zeit, dass die Anerkennung und Belohnung gastronomischer Konzepte außerhalb der klassischen Sterne-Restaurants breiter und inklusiver werden muss“, findet Reder. Eine gerechte Bewertung beim Michelin Guide sollte ihrer Meinung nach nicht nur die kulinarische Qualität, sondern auch soziale und ethische Aspekte miteinbeziehen.

Hanna Reder hat 2021 bei „The Taste“ mitgemacht. Seitdem ist die gelernte Köchin auch als Foodstylistin, Rezeptentwicklerin und Content Creatorin unterwegs.

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Guide Michelin 2024: Wann es für Frauen in der Spitzengastronomie „knifflig“ wird

Natürlich trage aber nicht nur der Guide Michelin die Verantwortung: „Das Modell der Spitzengastronomie ist insgesamt wenig Arbeitnehmer:innen-freundlich und schlecht mit Familie zu vereinbaren“, sagt Hoffmann. Es werde erwartet, dass man einen großen Teil seines Privatlebens opfere, was für viele Frauen aufgrund der Care-Arbeit nicht infrage komme.

Gerade in der Profiküche seien die alten Rollenbilder noch viel stärker vorhanden als in anderen Branchen, in denen beispielsweise Teilzeit (die auch Nachteile mit sich bringen kann) gängiger sei. Um einen Michelin-Stern zu erhalten, müsse eine Küchenchefin bereits eine gewisse Zeit in diesem Job verbracht haben, und das in einem Alter, in dem viele Frauen an die Familiengründung denken müssen. „Da wird es knifflig“, sagt Reder. Ohne familiäre oder partnerschaftlich Unterstützung gehe das nicht. „Ich persönlich arbeite nicht mehr fest in einem Restaurant, weil die Arbeitszeiten für mich nicht mehr funktionieren“, so die 31-Jährige.

Die männliche Jury bei „The Taste“: Frank Rosin, Alex Kumptner, Alexander Herrmann und Tim Raue (von links).

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Wenige Frauen schließen heute ihre Berufsausbildung zur Köchin ab

„Die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gepaart mit einer oft noch sehr männlich-hierarchisch geprägten Atmosphäre in den Küchen ist für viele Frauen eher abschreckend“, sagt Hoffmann. Die Berliner Küchenchefin erzählt von „sehr vielen verbalen und auch körperlichen Übergriffen“, die sie als Frau im Laufe ihrer Karriere erlebt habe.

„Ich kenne keine Köchin meiner Generation, die das nicht in irgendeiner Form erlebt hat und auch wenn viele Menschen das mittlerweile kleinreden möchten, passiert Diskriminierung immer noch“, sagt sie. „Ich bin mit einer Berufsschullehrerin befreundet, die Köchin*innen ausbildet, auch sie erlebt leider immer noch Fälle bei den Azubis.“

Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung über Auszubildende zeigen: Nur ein Viertel aller Personen, die im Jahr 2021 ihre Berufsausbildung als Koch oder Köchin abgeschlossen haben, waren Frauen. Damit es also nicht immer weniger Spitzenköchinnen werden, statt mehr, fordert die Vizepräsidentin des Verbands der Köche Deutschlands (VKD), Marketa Schellenberg: „Damit Frauen sich nicht zwischen Kindern und Karriere entscheiden müssen, brauchen wir Strukturen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen.“

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Der Text ist zuerst vor der Michelin-Sterne-Verleihung am 26. März erschienen. Die Redakteurin hat am 27. März neue Daten eingefügt.

(Mit Material der dpa)

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