Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Influenzafälle auf Rekordkurs

Sind auch die Masken schuld? 9,3 Millionen Deutsche krank - Virus-Welle stellt Corona in den Schatten

Illustration Grippe
+
Medikamente und ein Fieberthermometer liegen auf einem Nachttisch.

Etwa 9,3 Millionen Deutsche sind derzeit krank. Während keiner mehr über Corona spricht, bewegen sich die bestätigten Grippefälle auf ein Rekordhoch zu. Vor allem auch unsere Kleinsten sind gefährdet. Auch eine Folge der Maskenpflicht?

Deutschland - „Die aktuelle Akute Atemwegserkrankungen-Rate entspricht einer Gesamtzahl von ca. 9,3 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung in Deutschland, unabhängig von einem Arztbesuch“, schreibt das Robert Koch-Institut in seinem aktuellen Wochenbericht.

Die Ausbreitung der akuten Atemwegserkrankungen (ARE-Raten) in der Bevölkerung ist in der 49. Kalenderwoche im Vergleich zur Vorwoche insgesamt zwar stabil geblieben. Aber: Die Werte liegen aktuell weiterhin deutlich über dem Niveau der Vorjahre zum Höhepunkt schwerer Grippewellen. Die hohe ARE-Aktivität ist derzeit hauptsächlich auf die starke Zirkulation von Influenzaviren, gefolgt von RSV, zurückzuführen.

Klassische Influenzaviren auf dem Vormarsch

Vor allem die klassischen Influenzaviren sind also auf dem Vormarsch. Ab Meldewoche 40 wurden dem RKI insgesamt 104.370 Influenzafälle gemeldet. In den Grippewellen (Meldewoche 40 bis 20 im Folgejahr) 2018/19 bzw. 2019/20 betrug die Gesamtzahl der gemeldeten Fälle laut RKI 182.000 bzw. 186.919. Heißt - mit Stand der 49. Meldewoche und noch 23 ausstehenden Wochen - sind in nur zehn Wochen bereits weit über die Hälfte aller Influenzafälle der vergangenen Jahre gemeldet worden. Rechnet man mit dem Wochenmittelwert von 10.437 würde man am Ende der Grippesaison 2022/23 auf 344.421 Fälle kommen. Das wären über 150.000 Fälle mehr als noch in den (Vor-)Corona-Jahren.

„Die Zahl der Arztbesuche wegen akuter Atemwegserkrankungen lag in der 49. Kalenderwoche 2022 über den Werten der Vorjahre zu dieser Zeit und in einem Bereich, der sonst nur in Spitzenwochen starker Grippewellen erreicht wurde“, so das RKI.

Patienten vorwiegend mit Influenza in Klinik - nicht Covid-19

Bei 10.251 (10 Prozent) Fällen der bislang 104.370 Influenzafällen wurde angegeben, dass die Patienten hospitalisiert - also in ein Krankenhaus eingewiesen - wurden. Der Anteil, der mit einer schweren Atemwegserkrankung hospitalisierten Patienten mit einer Influenza-Diagnose lag in der 49. Kalenderwoche bei insgesamt 25 Prozent, der Anteil an Covid-19-Diagnosen lag bei „nur“ neun Prozent. Bei 0- bis 4-jährigen SARI-Patientinnen und Patienten blieb der Anteil der RSV-Diagnosen weiter sehr hoch mit 58 Prozent.

Diskussion um Maskenpflicht

Aufgrund dieser Zahlen und der aktuellen Entwicklung ist sich der Epidemiologe Klaus Stöhr (63) sicher: Die Maskenpflicht in der Pandemie hat unvermeidbare Infektionen nicht verhindert, sondern „nur verschoben“. Und diese Infektionen ballen sich jetzt.

Gerade Kinder sind in dieser Phase besonders gefährdet, auch bzw. vor allem wegen des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Der Kinderärztepräsident Thomas Fischbach hält eine Maskenpflicht eher für kontraproduktiv und befürchtet seit Anfang Dezember eine Verschärfung der angespannten Lage in den Kinderkliniken. „Wir sind in einer gefährlichen Situation für die Kinder, besonders für die Kleinsten“, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) angesichts der wegen Atemwegserkrankungen überfüllten Arztpraxen und Kinderkliniken.

Erst am Beginn der Erkältungssaison

Und es könne noch schlimmer kommen: „Denn normalerweise stehen wir Anfang Dezember erst am Beginn der Erkältungssaison. Die Spitze der Infektionswelle steht also noch vor uns.“ Rufen nach einer Rückkehr der Maskenpflicht für Kinder und Eltern erteilte Fischbach eine Absage. „Der Schrei nach Masken ist der übliche Reflex der Politik. Dabei ist die Maskenpflicht der zurückliegenden zwei Jahre ja ein wichtiger Grund für die aktuelle Krise“, meinte er.

„Bis zum Alter von 2 Jahren hatten normalerweise etwa 80 Prozent der Kinder Kontakt mit dem RS-Virus.“ Wegen Kontaktverbot, Masken, Kita-Schließungen sei dies ausgeblieben. Denn wegen der Masken seien weder die Immunsysteme der Kinder noch der Eltern trainiert worden.

Für Hygiene-Arzt Prof. Klaus-Dieter Zastrow (72, Berlin) sind entsprechende Aussagen dagegen „Unsinn“. Es sei vielmehr so, „dass durch die weitgehende Aufhebung der Maßnahmen jetzt ein normales Infektionsgeschehen wie vor Corona zu beobachten ist“.

Extreme Lieferprobleme verschärfen Situartion

Dennoch ist die Situation ernst, auch wegen Lieferproblemen bei Kleinkind-Medikamenten wie Fiebersäften. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert deshalb: „Wir brauchen jetzt eine von der Politik angeschobene Beschaffungsaktion, um wie zu Beginn der Corona-Pandemie in einer Notlage schnell an Fiebersaft, bestimmte Antibiotika und andere selten gewordene Präparate für kleine Kinder zu kommen“.

Wir erleben eine sehr hohe Nachfrage nach fiebersenkenden Medikamenten wie Ibuprofen oder Paracetamol, weil derzeit extrem viele Kinder erkrankt sind“, schilderte Fischbach. „Es ist ein Armutszeugnis, dass so simple Medikamente wie ein Fiebersaft häufig nicht mehr verfügbar sind.“ Verzweifelte Eltern kämen in die Praxen, die Apotheker müssten unverschuldet den Ärger aushalten. 

Medikamentenmangel auch bei Erwachsenen

Auch bei manchen Medikamenten für Erwachsene hatte es zuletzt Lieferengpässe gegeben. Die Bundesregierung will als Reaktion das Vergaberecht ändern. Ziel sei, Lieferketten breiter anzulegen, damit die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern abnimmt, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums Ende November. Die Situation sei trotz vorhandener Instrumente zu Ausweichpräparaten bei Engpässen unbefriedigend. 

Einzig positiv ist die Tatsache, dass seit der 40. Meldewoche bisher „nur“ 64 Todesfälle mit Influenzavirusinfektion an das RKI übermittelt wurden.

mz

Kommentare