„Das gab’s früher auch schon“
„Es ist kein Zufall mehr“ – Wetter-Experte zieht Vergleich zu April 1934
32 Grad im April? Gab es früher auch – sagen viele. Meteorologe Dominik Jung erklärt, was tatsächlich dahinter steckt.
Frankfurt – Wenn im April das Thermometer auf über 30 Grad klettert, heißt es häufig: „Das gab’s früher auch schon!“, als wäre das ein Argument gegen den Klimawandel.
„Einzelne Hitzetage im April hat es immer mal wieder gegeben, das ist korrekt“, erklärt Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net. „Aber entscheidend ist: Heute treten solche Extreme häufiger und flächendeckender auf als früher. Es ist kein Zufall mehr, sondern ein Trend.“
Wetter-Extreme im Frühjahr: Hitzetage haben sich vervielfacht
Jung verweist auf langfristige Wetterdaten, die zeigen, dass sich die Zahl der Hitzetage in den letzten Jahrzehnten vervielfacht hat – nicht nur im Sommer, sondern eben auch schon im Frühjahr.
Tatsächlich wurden schon 1934 in Jena am 17. April mehr als 31 Grad gemessen – das war vor nunmehr 91 Jahren. Auch Bad Mergentheim erlebte am 28. April 2012 mit 32,9 Grad einen frühen Hitzetag.
Hitze im April: Wetter oder doch schon Klima?
Der Unterschied zwischen Wetter und Klima ist dabei entscheidend, so Jung. Wetter meint das, was wir täglich erleben – Sonnenschein, Regen, Wind, Temperaturen. Klima hingegen ist der Durchschnitt des Wetters über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren.
Dass es also mal an einem Apriltag ungewöhnlich heiß wird, kann durchaus mal vorkommen. Wenn es aber regelmäßig zu Hitzerekorden kommt – und das bereits zu einem Zeitpunkt im Jahr, der früher eher für Frühlingsfrische stand –, dann spricht das eine klare Sprache. Solche Entwicklungen sind laut Klimaforschung klare Zeichen der Erderwärmung.
Auch wenn es einzelne warme April-Tage früher schon gab, treten diese heute in ganz anderer Dichte und Häufigkeit auf. Die Temperaturkurve zeigt über Jahrzehnte nach oben – mit immer früheren Hitzewellen im Jahr. Die Folge: Vegetation verschiebt sich, Allergien beginnen früher, und auch die Gefahr für Waldbrände steigt bereits im Frühling.
Die Aussage „Früher war das auch so“ mag auf einzelne Rekordtage zutreffen – sie verkennt aber die große Entwicklung, betont Wetterexperte Jung. Heute sind nicht nur mehr Regionen betroffen, auch die Spitzenwerte sind extremer geworden. Und es gibt ein entscheidendes Kriterium: die Häufung. Wo früher alle paar Jahrzehnte mal ein Hitzetag im April vorkam, scheint es heute fast zur Regel zu werden.
Die Wetter-Prognose zu Ostern zeigt: Der Regen bleibt aus, Dürre breitet sich aus – während in Italien lebensgefährliche Unwetter toben.
Rubriklistenbild: © Franziska Kraufmann/dpa
