Kolumne von Meteorologe Dominik Jung
Hochdruck-Marathon nimmt kein Ende: Wetterdienst mit bedenklicher Prognose
Deutschland droht eine ernste Trockenkrise – der Jetstream sorgt für ein Wetter-Drama mit bedrohlichen Folgen. Eine Wetter-Kolumne von Dominik Jung.
München – Seit Wochen – teils sogar Monaten – reiht sich in Mittel- und Westeuropa ein Hochdruckgebiet ans Nächste. Laut Daten von wetter.net wird diese sogenannte Hochdruckdominanz nur von kurzen, lokalen Tiefdruckphasen unterbrochen, die kaum nennenswerte Niederschläge bringen. Besonders im Norden Deutschlands herrscht eine extreme Trockenheit.
In Regionen wie Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern fehlen seit Jahresbeginn stellenweise über 150 Liter Regen pro Quadratmeter, das entspricht dem Wetterdienst zufolge einem Defizit von bis zu 70 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel. Flächendeckender Landregen – also gleichmäßige, durchdringende Niederschläge über mehrere Stunden – ist laut aktueller Prognosen bis mindestens Mitte Mai nicht in Sicht.
Kurzzeitige Entlastung der Wetterlage – doch der Regen bleibt die Ausnahme
Zwar brachte der vergangene Samstag (3. Mai) in der Mitte Deutschlands vereinzelt Schauer und Gewitter, ebenso am Sonntag (4. Mai) südlich der Donau – doch das bleibt ein Tropfen auf den sprichwörtlich heißen Stein. Besonders im Süden konnten die Pegelstände mancher Flüsse kurzzeitig wieder leicht ansteigen, so etwa an der Donau und dem Lech.
Doch die Situation bleibt angespannt. Der lang ersehnte Landregen, der Böden und Wälder tiefgründig durchfeuchten könnte, ist weiterhin nicht in Sicht. Stattdessen zeigt die Großwetterlage laut Prognose von wetter.net weiterhin starke Erhaltungsneigung – ein typisches Muster blockierter Wetterlagen, bei denen sich kaum etwas bewegt. Und genau das macht Meteorologen zunehmend Sorgen.
Jetstream schwächelt – Wetterblockaden nehmen zu
Immer häufiger erleben wir sogenannte Omega-Wetterlagen, bei denen sich Hochdruckgebiete regelrecht „festbeißen“ und über Wochen das Wetter bestimmen. Ursache dafür ist laut Meteorologen unter anderem der Jetstream – das Starkwindband in rund zehn Kilometern Höhe. Es verläuft aktuell extrem träge und schwach mäandrierend, was stabile Wetterlagen begünstigt.
Laut Einschätzung von wetter.net könnte der Klimawandel hierbei eine zentrale Rolle spielen: Die Erwärmung der Arktis reduziert den Temperaturunterschied zur Tropopause – und genau dieser Temperaturgradient treibt den Jetstream an. Wird dieser schwächer, verlangsamt sich auch der Wetterwechsel. Die Folge: langanhaltende Dürren, wie wir sie jetzt erleben. Das aktuelle Muster erinnert an 2018 oder 2022 – und zeigt: Das Klima Europas verändert sich spürbar. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie schlimm es noch wird.
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