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Welche Möglichkeiten Patienten haben

Keine Neupatienten oder lange Wartelisten: So bekommt Ihr einen Termin beim Facharzt

Ein volles Wartezimmer in einer Arztpraxis.
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Ein volles Wartezimmer in einer Arztpraxis.

Mal eben schnell einen Termin beim Facharzt ausmachen? In der heutigen Zeit eher schwierig, nicht selten haben Neurologen, Orthopäden, Psychotherapeuten etc. wochenlange Wartezeiten. Wie man schnell an einen Termin kommt und was man dafür braucht, erfahrt Ihr hier.

Das Knie schmerzt schon seit Wochen, die Hand schläft immer wieder ein, ein Hautauschlag juckt und will nicht heilen - bei manchen gesundheitlichen Problemen kann nur der Gang zum Facharzt weiterhelfen. Doch deren Terminbücher sind nicht selten rappelvoll, Neupatienten werden oft nicht mehr angenommen und als Kassenpatient hat man sowieso oft das Nachsehen.

Erster Weg zum Hausarzt: Muss man überhaupt zum Facharzt?

Bei ersten Beschwerden sollte man sich immer an seinen Hausarzt wenden. Der stellt fest, ob ein Termin bei einem Facharzt wirklich dringend ist. Sollte dies der Fall sein, vermerkt er auf seiner Überweisung einen 12-stelligen Dringlichkeitscode. Mit diesem Code ruft Ihr entweder selbst bei einem Facharzt Eurer Wahl an oder lasst Euch von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) einen Termin vermitteln und das innerhalb von vier Wochen. Dieser ist unter der Nummer 116 117 erreichbar. Doch Achtung: Es werden hier keine Wunschtermine bei einem bestimmten Arzt vermittelt. Wenn man innerhalb dieser Zeit keinen Termin angeboten bekommt, hat man Anspruch auf eine ambulante Behandlung in einem Krankenhaus. Ohne Code findet keine Vermittlung innerhalb von vier Wochen statt und man muss Wartezeiten in Kauf nehmen.

  • Allgemeine fachärztliche Versorgung (HNO-Ärzte, Hautärzte, Orthopäden, Urologen etc.): hier werden Termine bei Fachärzten im Umkreis bis 30km vom Wohnort vergeben
  • Spezialisierte und gesonderte fachärztliche Versorgung (Radiologen, Kinder- und Jugendpsychiater, Strahlentherapeuten, Neurochirurgen etc.): hier werden Termine bei Fachärzten im Umkreis bis 60km vom Wohnort vergeben

Es kann also sein, dass man für einen Termin beim Facharzt längere Anfahrtszeiten in Kauf nehmen muss.

Ausnahme: Für Termine beim Augen-, Frauen- sowie Haus-, Kinder- und Jugendarzt, sowie beim Psychotherapeuten benötigt man keine Überweisung, um den Terminservice der KVB unter der Nummer 116 117 in Anspruch zu nehmen. Hier kann man einfach anrufen und um Unterstützung bei der Arztsuche und der Terminfindung bitten. Auch online kann man sich von der KVB weiterhelfen lassen: und zwar unter https://eterminservice.de/terminservice. Auch hier gilt: nur mit Dringlichkeitscode oder wer einen Termin beim Augen-, Frauen- sowie Haus-, Kinder- und Jugendarzt, sowie Psychotherapeuten braucht, kommt hier weiter.

Schnelle Hilfe: Termin bei Psychotherapeuten

Gerade in den letzten beiden, von Krisen und Lockdowns begleiteten Jahren, haben viele Menschen mit psychischen Erkrankungen und depressiven Verstimmungen zu kämpfen. Laut einem Bericht der WHO sind die Fälle von Depressionen und Angststörungen weltweit allein im ersten Pandemiejahr um 25 Prozent gestiegen. Ein Zustand der keine wochenlangen Wartezeiten zulässt. Nach dem Anruf bei der 116 117 bietet die Terminservicestelle innerhalb einer Woche einen Termin bei einem entsprechenden Psychotherapeuten an. Die Wartezeit zwischen Anruf und Termin beträgt maximal fünf Wochen, bei Terminen für eine Akutbehandlung sind es maximal zwei Wochen.

Für den Service der KVB gilt also:

  • man muss gesetzlich krankenversichert sein
  • man braucht eine Überweisung vom Hausarzt an den Facharzt mit Dringlichkeitscode (Ausnahme: Augen-, Frauen, Haus- sowie Kinder- und Jugendärzte und für die Psychotherapeutische Sprechstunde braucht man keine Überweisung)
  • Die Terminvergabestelle der KVB vereinbart innerhalb einer Woche einen Termin bei einem Facharzt - vom Anruf bis zum eigentlichen Termin dürfen nicht mehr als 5 Wochen vergehen.
  • Für Bagatellerkrankungen, Routine- und Vorsorgeuntersuchungen gilt die Frist nicht
  • Bekommt die Terminvergabestelle keinen Termin bei einem Facharzt in diesem Zeitraum, wird alternativ ein ambulanter Termin in einem Krankenhaus angeboten

Wer sonst noch Facharzttermine vermittelt

Um ihre gesetzlich versicherten Mitglieder zu unterstützen, helfen auch einige Krankenkassen bei der Vermittlung von Facharztterminen. Am besten dort anrufen oder sich online informieren, ob die eigene Krankenkasse diesen Service auch anbietet. Auch hier gilt: es werden keine Wunschärzte vermittelt und es kann einige Tage dauern, bis man den Kontakt zu einem Facharzt in der Nähe vermittelt bekommt. Wer in einem größeren Unternehmen oder Konzern arbeitet, kann auch seinen Betriebsarzt oder um Hilfe bitten. Der ist zwar nicht verpflichtet einen Termin beim Facharzt zu vermitteln, kann aber beratend zur Seite stehen und Empfehlungen aussprechen.

Per App zum Arzt

Hilfreich können Terminbuchungs-Apps sein (z.B. „Doctolib“ oder „Samedi“). Dort registriert man sich und sucht dann in seiner Nähe nach entsprechenden Ärzten. Der Vorteil ist, man spart sich ewige Warteschleifen am Telefon und kann den nächsten, freien Termin beim gewünschten Facharzt online buchen. Teilnehmende Ärzte geben hier immer wieder ein Kontingent an Terminen frei - wenn man also nicht sofort die passende Zeit findet, sollte man immer mal wieder nachschauen, ob neue Sprechstunden zur Verfügung stehen. Manche Apps führen auch eine Nachrückerliste, damit kommt man sogar oft recht kurzfristig an einen freigewordenen Termin. Auch Videosprechstunden werden angeboten, das ist natürlich besonders praktisch, wenn der Experte, zum Beispiel mit einem eher seltenen Fachgebiet, seine Praxis weiter entfernt hat. Nachteil ist, dass nicht alle Ärzte bei dieser doch eher neueren Art der Terminvergabe mitmachen und die Online-Terminbuchung somit nicht möglich ist.

In die Notaufnahme nur als Notfall

Die Notaufnahme in Krankenhäusern ist - wie der Name schon sagt - Notfällen vorbehalten. Hier werden Patienten mit akuten und akut lebensbedrohlichen Erkrankungen behandelt. Wer sich nicht sicher ist, ob es sich bei seinen Beschwerden um einen Notfall handelt, der kann sich ebenfalls unter der Nummer 116 117 beraten lassen, die täglich rund um die Uhr erreichbar ist. Ggf. wird man dann an den ärztlichen Bereitschaftsdienst weitergeleitet, der einem dann einen Hausbesuch abstattet.

Gründe für die schwierige Suche nach Fachärzten

Obwohl die Zahl der Ärzte in Bayern im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht hat, wird es immer schwieriger einen Haus- bzw. Facharzt zu finden. Zum Jahresende 2021 zählte die bayerische Ärztekammer 68.687 berufstätige Ärzte (Quelle Ärzteblatt.de). Doch das sind aufgrund der wachsenden Bevölkerung noch nicht genug, um lang- bzw. mittelfristig eine gute, ärztliche Versorgung für alle sicherzustellen. Vor allem auf dem Land macht sich der Ärztemangel bemerkbar. Im Gegensatz zu Ballungsräumen, herrscht in manchen Teilen Bayerns eine echte ärztliche Unterversorgung. Die Bundesregierung plant in diesen unterversorgten Regionen die Einführung sogenannter Gesundheitskioske. Für die Patienten sollen die Kioske unter anderem medizinische Behandlungen vermitteln, beraten und bei der Klärung gesundheitlicher und sozialer Angelegenheiten unterstützen. Außerdem sollen von Ärzten veranlasst in den Kiosken Pflegefachkräfte einfache medizinische Routineaufgaben erledigen, etwa Blutdruck und Blutzucker messen, Verbände wechseln oder Spritzen verabreichen.

Ein weiterer Grund, warum Kassenpatienten warten müssen, Privatpatienten aber meist gleich einen Termin bekommen ist das sogenannte Regelleistungsvolumen. Das bedeutet: Krankenkassen zahlen pro Praxis nur eine bestimmte Anzahl an Patientengesprächen und Routineuntersuchungen, die Behandlungen sind also budgetiert. Ist dieses Budget dann erreicht, kann es sein, dass Ärzte die Behandlung nicht mehr abrechnen können. Privatpatienten werden anders abgerechnet, so dass Ärzte hier rentabel arbeiten. Vorsicht ist geboten, wenn man die Wartezeit bei einem Facharzt umgehen möchte und den Termin selbst bezahlt. Mögliche Folgetermine, z.B. bei einer schwerwiegenden Erkrankung, werden von der Krankenkasse dann unter Umständen nicht mehr übernommen.

Das plant Karl Lauterbach

Damit gesetzlich Krankenversicherte schneller einen Termin beim Facharzt erhalten, sollen die Honorare für
solche Hausärzte erhöht werden, die erfolgreich Termine bei Fachärzten vermitteln. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) an. Dem RND zufolge sollen sie dafür 15 statt 10 Euro erhalten. Lauterbach sagte, zudem würden die Honorare der Fachärzte verbessert, die über Terminservicestellen vermittelte Patienten behandeln. „Das ist ein wichtiger Schritt gegen die Zwei-Klassen-Medizin“,so der Minister. „Einen Facharzttermin zu bekommen, muss endlich deutlich leichter werden als bisher.“

si

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