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Hohe Kosten - kein Versicherungsschutz

Wer zahlt, wenn man nicht krankenversichert ist?

Schauspieler Heinz Hoenig
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Der Schauspieler Heinz Hoenig wird derzeit in einer Berliner Intensivstation behandelt.

Der Schauspieler Heinz Hoenig liegt schwer krank auf einer Berliner Intensivstation. Das Problem dabei: er ist laut Angaben seiner Ehefrau wohl nicht krankenversichert. Wie so etwas passieren kann und welche Möglichkeiten man dann hat, erfahrt Ihr hier.

Heinz Hoenig war einst ein gefragter Schauspieler, der in erfolgreichen Fernsehproduktionen mitspielte und hohe Gagen dafür kassierte. Als Selbstständiger war er privat krankenversichert und solange man dabei gut verdient, ist das kein Problem. Das kam erst auf, als der Erfolg ausblieb und die kleine Rente nicht für die hohen Beiträge der privaten Krankenkasse reichte, wie die Ehefrau des Schauspielers, Annika Hoenig gegenüber Bild.de berichtete. Der Weg zurück in die Krankenversicherung ist in Deutschland mit hohen Hürden verbunden. Hier die wichtigsten Fragen:

Gibt es in Deutschland nicht eine Krankenversicherungspflicht?

Ja, in Deutschland besteht seit dem 1. Januar 2009 eine allgemeine Krankenversicherungspflicht. Das bedeutet, dass jeder mit Wohnsitz in Deutschland entweder einer gesetzlichen oder einer privaten Krankenversicherung angehören muss.

Angestellte mit einem Bruttogehalt unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze von aktuell 69.300 Euro (Stand 2024) müssen sich verpflichtend in einer gesetzlichen Krankenkasse versichern. Mit dem 55. Geburtstag ändern sich die Bedingungen. Das Bruttogehalt spielt ab diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr, selbst wenn man nur noch Bürgergeld bekommt, muss man in der privaten Krankenversicherung bleiben.

Wie kann es also sein, dass man durch das Raster fällt?
Theoretisch müssten demnach alle Menschen, die in Deutschland leben, krankenversichert sein. Die Realität sieht allerdings anders aus. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
  • Beitragsrückstände und Säumnisse
    Wenn Versicherte über längere Zeit ihre Beiträge nicht zahlen, können sie zwar aus der Krankenversicherung ausgeschlossen werden. Dies führt allerdings zu einer Deckungslücke, bis die ausstehenden Beiträge und Säumniszuschläge nachgezahlt werden.
  • Wechsel des Versicherungsstatus
    Beim Wechsel zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung, z.B. nach Überschreiten der Jahresarbeitsentgeltgrenze, kann es zu vorübergehenden Versicherungslücken kommen.
  • Befreiung von der Versicherungspflicht
    In Ausnahmefällen können Arbeitnehmer über 55 Jahren einen Antrag auf Befreiung von der Versicherungspflicht stellen, wenn sie das Krankheitsrisiko anderweitig abgedeckt haben. Sie sind dann nicht mehr versichert.
  • Aufenthaltsstatus und Meldeprobleme
    Für Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus oder mit ungeklärter Meldeanschrift kann es schwierig sein, eine Krankenversicherung abzuschließen oder aufrechtzuerhalten.
Wieviele Menschen in Deutschland sind ohne Krankenversicherung?
Laut den Daten des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes belief sich die Anzahl der nicht krankenversicherten Personen im Jahr 2019 auf etwa 61.000. Insbesondere Selbstständige sind stark betroffen. Etwa 0,4 Prozent der Selbstständigen und 0,8 Prozent der Erwerbslosen waren laut dem Bundesamt im Jahr 2019 nicht krankenversichert. Der Anteil in der Gesamtbevölkerung liegt bei weniger als 0,1 Prozent. Diese Zahlen sind jedoch lediglich die offiziell gemeldeten Fälle; die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt.
Kann ich grundsätzlich wieder zurück in die gesetzliche Krankenversicherung?
Wer früher mal gesetzlich krankenversichert war, der sollte sich bei der Kasse melden, bei der er zuletzt versichert war. Unabhängig vom Gesundheitszustand muss die frühere Krankenkasse Betroffene wieder aufnehmen, auch wenn diese zum Beispiel mit einer anderen Kasse fusioniert ist.
Wer von Privatversichert auf gesetzlich wechselt, muss folgendes beachten: „Wird jemand krankenversicherungspflichtig, dann kann drei Monate lang rückwirkend zum Eintritt der Krankenversicherungspflicht gekündigt werden“, sagt Peter Grieble, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Wer die Frist verpasst, kann nicht mehr rückwirkend kündigen.“ Dann wird die Kündigung erst zum Ende des Monats wirksam, in dem der Versicherte seiner privaten Krankenversicherung den Eintritt der Versicherungspflicht belegt hat.
Warum ist der Weg für Selbstständige so viel schwerer?
„Selbstständige müssen ihre hauptberufliche Tätigkeit aufgeben“, sagt Ulrike Steckkönig von der Stiftung Warentest. „Sie müssen ihre Selbstständigkeit zwar nicht komplett an den Nagel hängen, aber die versicherungspflichtige Angestelltentätigkeit muss finanziell und zeitlich überwiegen.“ Und dabei sollte man auch nicht tricksen, indem man sich etwa nur scheinbar von einem Freund einstellen lassen. Das wäre Sozialbetrug. Die Krankenkassen überprüfen das.
Auch die zweite Alternative ist drastisch. Sie lautet Geschäftsaufgabe, um dann beitragsfrei in die gesetzliche Familienversicherung des Ehepartners zu rutschen. Dazu darf das gesamte monatliche Einkommen des Mitversicherten ab 2024 aber nicht mehr als 505 Euro betragen. Zu diesem Einkommen zählen alle Einkünfte, also auch jene aus Vermietung und Verpachtung oder aus Kapitaleinkünften. Bei einem Minijob darf man ab 2024 bis zu 538 Euro verdienen, um familienversichert werden zu können.
Wer zahlt also, wenn ich trotz allem nicht krankenversichert bin?
Wenn man nicht krankenversichert ist, muss man die Kosten für eine ärztliche Behandlung grundsätzlich selbst tragen. In akuten Notfällen oder bei Schwangerschaft sind die Krankenhäuser jedoch verpflichtet, eine Grundversorgung zu gewährleisten und die Kosten zu übernehmen, bzw. die Kosten beim zuständigen Sozialamt einzufordern. Ob dies dann im gesamten Umfang bezahlt wird, ist allerdings nicht sicher.

Das Fehlen einer Krankenversicherung birgt erhebliche gesundheitliche und finanzielle Risiken. Eine Rückkehr durch Einigung mit der Krankenkasse z.B. durch Stundung der Schulden ist also dringend anzuraten.

si mit Material der dpa

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