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Edmund Stoiber im Exklusiv-Interview über Alois Glück (†84)

„Ein politischer Visionär“ und „manchmal unbequem“ – Stoiber erinnert sich an Zusammenarbeit

Archivaufnahme aus dem Jahre 2003: Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (r) unterhält in München vor Beginn einer CSU-Fraktionssitzung mit Alois Glück.
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Archivaufnahme aus dem Jahre 2003: Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (r) unterhält in München vor Beginn einer CSU-Fraktionssitzung mit Alois Glück.

München/Traunwalchen – Als Alois Glück CSU-Fraktionschef war, hieß der Ministerpräsident über Jahre Edmund Stoiber. Eine intensive, nicht immer einfache Beziehung. Ein Gespräch.

Herr Stoiber, welche Verdienste hat Alois Glück für den Freistaat Bayern?

Edmund Stoiber: Als liberal-konservativer Vordenker hat er gesellschaftliche Debatten in Bayern und Deutschland entscheidend mitgeprägt. Er hat wie kein anderer die Themen und Herausforderungen erkannt und durchdrungen. Er war ein politischer Visionär, der die richtige Balance von Bewahren und Erneuern in einzigartiger Weise finden konnte. Er war nachdenklich, diskussionsfreudig, manchmal unbequem, aber immer guten Argumenten zugänglich.

Sie haben sich schon in den 70er-Jahren kennengelernt.

Stoiber: Wir waren beide als junge Abgeordnete fasziniert von der Gründung des ersten Umweltministeriums in Europa durch Ministerpräsident Alfons Goppel und von der beginnenden Umweltpolitik. Beide waren wir von Anfang an Mitglieder im neu gegründeten Umweltausschuss. Alois Glück war damals als Vorsitzender dieses Ausschusses Taktgeber für neue politische Entwicklungen.

Später hatten Sie beide durchaus konträre Rollen. Sie als Regierungschef – er als Korrektiv und Stimme der mächtigen CSU-Fraktion. Das war sicher nicht immer leicht, oder?

Stoiber: Wir haben eine enge Aktionseinheit gebildet. Auch wenn wir als Typen schon sehr unterschiedlich waren: Ich war immer sehr emotional, erst recht in der politischen Debatte. Alois Glück hat dagegen stets sehr ruhig argumentiert. Aber auch wenn wir mal komplett unterschiedlicher Meinung waren, verlief die Zusammenarbeit immer absolut vertrauensvoll. Die Diskussionen, die nicht öffentlich werden sollten, sind immer bei ihm geblieben.

Wurde er deshalb nie Minister, weil er als Fraktionschef eine Art zweiter Ministerpräsident war?

Stoiber: Er hatte großen Einfluss. Es war ja eine aufregende Zeit. Der Sparkurs, der ausgeglichene Haushalt, die High-tech-Agenda – das waren schwierige Themen. Alois Glück wäre auch ein exzellenter Umweltminister gewesen. Er hat die Bedeutung dieses Themas sehr früh erkannt. Er wird immer als Vordenker bezeichnet – und das war er!

Glück war 2007 aber auch an Ihrem Sturz nicht unbeteiligt. Wie blicken Sie heute darauf zurück?

Stoiber: Alles geht einmal zu Ende. Er war der Meinung, dass es jetzt Zeit für einen Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten ist. Er hat mir das ruhig dargelegt – und er hatte gewichtige Argumente. Ohne das tiefe und breite Vertrauen der Fraktion zu regieren, wäre zum Schaden der CSU gewesen. Das war immer mein Maßstab. Es blieben keinerlei Verletzungen, wir sind auch danach in Verbindung geblieben.

Haben Sie sich mal ausgesprochen? Es gab im Januar 2023 nach der Beisetzung von Benedikt XVI. ein Mittagessen in Rom, das Beobachter so interpretiert haben.

Stoiber: Nein, das war gar nicht notwendig. Wir hatten immer telefonisch Kontakt. Auch wenn wir unterschiedlicher Meinung waren, verband uns immer eine Leitfrage: Wie geht es weiter – mit dem Land, mit der Gesellschaft? Seine enge Bindung an die katholische Kirche gab ihm Kraft, über den Tag hinauszudenken.

Was bleibt?

Stoiber: Alois Glück hat sich bleibende Verdienste um seine politische Heimat CSU und um sein geliebtes Bayern erworben. Wir verlieren mit ihm einen der ganz Großen.

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