Hochwasser und Erdrutsche in Slowenien und Österreich
Mindestens fünf Touristen in Slowenien vermisst – Retter über 4000 Mal im Einsatz
München/Landkreis – Der Süden Österreichs und vor allem Slowenien versinken weiterhin im Hochwasser. In der Region, Salzburg und Tirol blieb es dagegen ruhig – von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen. Es gab einen Hangrutsch und eine aufwändige Tierrettung.
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Update, 12.32 Uhr – Retter weiter in Alarmbereitschaft
In den südlichen österreichischen Bundesländern Kärnten und Steiermark hatten am Samstag nach neuen heftigen Regenfällen weitere Überschwemmungen gedroht. Mehr als 2500 Feuerwehrleute waren in jedem der Bundesländer im Einsatz, dazu Dutzende Soldaten. Weil Autobahnen und Ausweichstraßen teils wegen der Überschwemmungen gesperrt waren, kam es zu Staus auf den wichtigsten Transitrouten Richtung Kroatien.
Inzwischen haben die Regenfälle glücklicherweise nachgelassen. Ganz gebannt ist die Gefahr allerdings noch nicht. „Wir können erstmals leicht aufatmen, die Lage bleibt aber angespannt, die Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft“, teilte beispielsweise die Stadt Klagenfurt am Sonntagvormittag mit. In einigen Gemeinden in der Steiermark und Kärnten gilt weiter Zivilschutzalarm, also der Katastrophenfall. Am Mittag wollen die Behörden diesbezüglich ein weiteres Update geben.
Update, 11.30 Uhr - Fünf Touristen vermisst, über 4000 Einsätze
Nach bzw. in den schweren Unwettern in Slowenien werden dort mindestens fünf Touristen vermisst. Dabei handelt es sich um niederländische Staatsbürger, wie das niederländische Außenministerium jetzt dem Radiosender NOS bestätigte. Zuvor war bekannt geworden, dass zwei Niederländer aus Gouda (†20, †50, Provinz Südholland) ums Leben gekommen waren. Sie wurden am Berg Veliki Draski vermutlich von einem Gewitter überrascht und von einem Blitz erschlagen. Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt. 400 Niederländer mussten zudem nach schweren Überschwemmungen einen Campingplatz verlassen.
Allein in der Nacht zum Sonntag (6. August) war der Katastrophenschutz 230 Mal im Einsatz, in insgesamt 186 Orten. 137 Feuerwehreinheiten setzten Schutzmaßnahmen bei Erdrutschen und Überschwemmungen um, pumpten Wasser aus überschwemmten Gebäuden, entfernten umgestürzte Bäume, retteten Menschen aus gefährdeten Gebäuden und lieferten dringend benötigte Lebensmittel und Medikamente. Seit Freitag rückten die Rettungskräfte in Slowenien insgesamt über 4000 Mal aus.
Update, 10.15 Uhr - „Erleben Apokalypse biblischen Ausmaßes“
Nach den heftigen Regenfällen und Überschwemmungen in Slowenien steigen die Sorgen wegen möglicher schwerer Erdrutsche. Zwar gingen die Wasserpegel an den Flüssen teils zurück oder blieben stabil. Aber die hohe Bodenfeuchtigkeit mache Erdrutsche derzeit wahrscheinlicher, warnte der Geologische Dienst Sloweniens nach Angaben der slowenischen Nachrichtenagentur STA am Sonntag. Er rief die Bevölkerung auf, stärker auf Veränderungen am Boden, an Gebäuden und an Hängen zu achten.
Im Norden des Landes sind bereits etliche Hänge abgerutscht. Straßen, Brücken und Häuser wurden dabei zerstört. „Wir erleben eine Apokalypse biblischen Ausmaßes. Wir haben keine Straßenverbindungen mit der Welt“, sagte der Präfekt der Gemeinde Davograd, Anton Preksavec, dem Nachrichtenportal „Dnevnik“. Viele Menschen blieben deshalb weiter in provisorischen Notunterkünften. Wegen der Überschwemmung am Fluss Mur nach einem Dammbruch waren am Samstagabend 500 Menschen aus dem Dorf Dolnja Bistrica im Osten des Landes evakuiert worden. Wegen drohender Erdrutsche wurden zudem 110 Menschen bei Koroska Bela und entlang des Flusses Meza nahe der Grenze zu Österreich in Sicherheit gebracht.
Update, 9.10 Uhr - Jetzt drohen gefährliche Hangrutsche
Auf den Starkregen folgen drohende Hangrutsche und ein hoher Grundwasserspiegel: In Österreich gibt es nach den Überschwemmungen im Süden noch keine Entspannung. Zwar hat der Regen in den betroffenen Gebieten im Süden des Landes seit Samstag deutlich nachgelassen. Es drohten nun aber mehrere völlig aufgeweichte Hänge abzurutschen, wie die Feuerwehr am Sonntagmorgen (6. August) berichtete. Sie müsse zudem immer wieder ausrücken, um vollgelaufene Keller auszupumpen, sagte ein Feuerwehrsprecher.
Wegen der drohenden Rutschungen wurden in Kärnten aus Vorsicht mindestens 40 Häuser und Wohnungen geräumt. Die Menschen kamen bei anderen oder in Notunterkünften unter. Auch das benachbarte Bundesland Steiermark, wie Kärnten an der Grenze zu Slowenien, war betroffen. Dort sanken die Pegel der meisten Flüsse und Bäche, mit Ausnahme der Mur, die durch Graz Richtung Slowenien fließt.
Die Erstmeldung:
Nach den heftigen Unwettern in Slowenien ist am Samstagabend (5. August) ein Damm in einem Fluss zum Schutz vor Hochwasser im Osten des Landes gebrochen. Betroffen sei die Anlage am Fluss Mur bei Dolnja Bistrica, berichtete die slowenische Nachrichtenagentur STA. Insgesamt zehn Ortschaften seien gefährdet. Dort seien Evakuierungsmaßnahmen im Gange. Um wie viele Menschen es sich handelte, war zunächst unklar.
„Wir haben den absolut notwendigen Schritt der Evakuierung unternommen, weil dies die einzige Maßnahme ist, um mögliche Opfer zu verhindern“, sagte der Katastrophenschutzkommandant Srecko Sestan. „Wenn das Wasser anfängt, den Boden wegzutragen, wird der Damm sofort einstürzen, und die Flutwelle wird neun oder zehn Dörfer erfassen.“ Man versuche nun, per Hubschrauber den Staudamm mit Betonblöcken abzudichten, sagte er weiter.
Lage auch im Süden Österreichs weiter kritisch
Auch im Süden Österreich ist die Lage noch nicht vollständig unter Kontrolle. rosenheim24.de hatte bereits darüber berichtet. Am Oberlauf der Mur, nahe Graz in der Steiermark, steige der Pegelstand weiter an, sagte der Hydrologe Janez Polajnar nach Angaben von STA: „Die Bedingungen sind nicht vorhersehbar.“ Zudem sind die Überschwemmungen inzwischen bereits auch im Nachbarland Kroatien angekommen.
Hangrutsch an Thierseestraße
In der Region ist die Lage – Gott sein Dank – weitestgehend sehr entspannt. Dort haben der Deutsche Wetterdienst (DWD) bzw. der Hochwassernachrichtendienst Bayern inzwischen alle Warnungen vor Überschwemmungen in Südostbayern aufgehoben. Auch in den benachbarten österreichischen Bundesländern Tirol und Salzburger blieb es größtenteils ruhig.
Trotz starken Regens in der Nacht auf Samstag, wobei im Salzburger Land vor allem der Pinzgau betroffen war, hat die Saalach bei der Messstation am Siezenheimer Steg (bei Salzburg) am Samstag zu keinem Zeitpunkt die Meldegrenze von vier Metern erreicht. Gegen 12 Uhr mittags lag der Scheitelpunkt bei knapp über 3,70 Meter. Ab diesem Zeitpunkt fiel der Pegel wieder. In Salzburg und Tirol hatte überhaupt nur ein Fluss die Meldestufe 1 erreicht – und zwar die Salzach auf Höhe Golling im Salzburger Land. Die Meldestufe 1 gilt hier ab einem Wasserstand von 2,80 Meter. Am Sonntagmorgen (6. August) um 6.45 Uhr lag der Wert bei 2,98 Meter, Tendenz leicht fallend.
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Hund aus Kitzbüheler Ache gerettet
Für Probleme bzw. Einsätze sorgten eigentlich nur zwei Vorfälle in Tirol. Zum einen musste am Samstag (5. August) die Thierseestraße bei Kufstein, kurz hinter der Grenze Kiefersfelden, wegen eines drohenden großen Hangrutsches gesperrt werden. Es waren zuvor bereits wiederholt kleinere Geröllmassen abgegangen und der Hang habe angesichts des Dauerregens „äußerst labil“ gewirkt, wie die Landespolizeidirektion Tirol inzwischen mitteilte. Die Sperre musste zunächst großräumig über Deutschland und damit unsere Region umfahren werden. Am späten Nachmittag konnte nach der Installation von Betonschutzwänden immerhin eine Fahrspur freigegeben werden. Eine mobile Ampelanlage regelt dort derzeit den Verkehr.
Und im Gemeindegebiet von Kitzbühel stürzte gegen 16.45 Uhr ein Hund in die Kitzbüheler Ache und wurde von den Wassermassen mitgerissen. Zeugen, die den Hund zuvor bereits jaulend am Ufer gesehen hatten, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Polizei und Feuerwehr verständigt. Aufgrund glücklicher Umstände gelang es dem Vierbeiner jedoch irgendwie, auf die linke Gewässerseite und damit in seichtere Gefilde zu gelangen. Dort konnte er schließlich von der Feuerwehr gesichert und über eine Leiter aus seiner Notsituation befreit werden. Der Einsatz dauerte nach Polizeiangaben rund eine Stunde.
mw