Das sagen unsere Leser zur wieder entfachten Debatte
Pro und contra Bären-Abschuss: „Warten, bis noch mehr Menschen zerfetzt werden?“
Die Bären sind zurück: In Südtirol ereignete sich ein tödlicher Angriff, und vor wenigen Tagen wurden auch in der OVB24-Region Spuren gesichtet. Damit wurde auch die Abschussdebatte neu entfacht - wir wollten von unseren Lesern wissen, wie sie dazu stehen.
Gaia, auch bekannt unter dem Chiffre JJ4, wurde mittlerweile in Gewahrsam genommen: Das 17-jährige Bärenweibchen hatte Anfang April den Italiener Andrea Papi (26) bei einer Jogging-Tour im Trentino angegriffen und tödlich verletzt. Das war nicht die erste Attacke von Gaia, die eine Schwester des „Problembären“ Brunos ist: bereits im Sommer 2020 griff sie zwei Menschen auf dem Monte Peller an. Eigentlich sollte sie daraufhin getötet werden - Tierschützer legten jedoch Klage ein und bekamen recht. Ähnliches spielte sich dieses Mal ab: Maurizio Fugatti, der Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, hatte die Bärin schon zum Abschuss freigegeben, da blockierte das Verwaltungsgericht erneut. Jetzt wurde Gaia nach Bild-Angaben wohl in der Nacht auf Dienstag eingefangen - was nun mit ihr passiert, ist unklar, geht es nach Fugatti, wird sie eingeschläfert.
Ist das Wiederansiedlungsprojekt aus dem Ruder gelaufen?
Der Vorfall löste hitzige Debatten um das Wiederansiedlungsprojekt „Life Ursus“ aus: 1999 wurden 10 slowenische Bären in Südtirol ausgesetzt, mit dem Ziel, die Population auf 50 Bären zu erhöhen. Mittlerweile sind es aber über 100 Wildtiere - ist das Projekt außer Kontrolle geraten, wie zahlreiche Kritiker behaupten?
Bärenspuren in der OVB24-Region - Bauern besorgt
Auch Tirol kann eine erhebliche Bären-Population vermerken - einer von ihnen scheint nun den Weg in die Landkreise Rosenheim und Miesbach gefunden zu haben. Am vergangenen Wochenende wurden Fußspuren im Schnee dokumentiert, die mittlerweile einem Braunbären zugeordnet werden konnten. Die Bauern in der Region zeigen sich besorgt. Die Rosenheimer Kreisbäuerin Katharina Kern fordert gegenüber den OVB-Heimatzeitungen Maßnahmen: „Warum sollte der Bär Angst vorm Menschen haben, wenn der Mensch nicht schießen darf?“ Und auch die Politik wird nun hellhörig. „Wir brauchen ein Bestandsmanagement für solche großen Raubtiere und rechtssichere Lösungen für Entnahmen“, so die Rosenheimer Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig (CSU).
Sollten große Wildtiere, wie eben Bären oder auch Wölfe, zum Abschuss freigegeben werden? Oder wird dadurch schützenswerter Tierbestand gefährdet? Wir haben unsere Leser gefragt, wie sie zu dem Thema stehen - die Meinungen fallen größtenteils ähnlich aus:
So stimmten unsere Leser ab:
Melanie aus Bayern
Hunde, die Menschen angegriffen haben, werden getötet. Warum macht man so einen großen Unterschied zwischen den Gattungen? Möchte man warten, bis noch mehr Menschen zerfetzt werden? Oder ob sich das Tierchen vielleicht doch dazu entscheidet, dass die hilflosen Menschen zu einfach zu erlegen sind?
Sabina Öttl (chiemgau24.de)
Was wäre denn das für eine Welt, in der man einfach jedes Lebewesen erschießen darf, das einem gerade nicht passt?
Annegret Sproesser (rosenheim24.de)
Herrgott noch mal, können die NGOs sich nicht an ihre eigenen Vorgaben halten? Im Trentino sollten es maximal 50 Bären sein. Inzwischen sind es mindesten 100 und 30 Jungbären. Es konnte sich ja auch keiner vorstellen oder gar in den letzten Jahren bemerken, dass die sich von ursprünglich 10 auf diese Anzahl vermehren. Da werden Tiere in eine Umgebung gesetzt, wo sie seit ewigen Zeiten verschwunden sind und dann sich selbst überlassen. Vielleicht bieten die dann noch einigen arbeitslosen Biologen Lohn und Brot, aber das war‘s dann. Sich weiter darum kümmern oder ein Bestandsmanagement wäre ja zu einfach. Siehe ersoffene Rinder, verhungerte Pferde und noch einige andere Tiere des NABU in Deutschland. Der WWF scheint das in Italien nicht anders zu machen, nur, dass dort nicht die Tiere, sondern die Menschen unter dieser Vorgehensweise leiden. Lieber drischt man auf die lokale Bevölkerung ein, sie müsse wieder mit den Tieren leben! Nein, das müssen sie nicht! So einfach dürfen die Verursacher des Problems sich nicht aus der Verantwortung schleichen. Zu Lebzeiten dieser Menschen hat sich vielleicht mal ein Bär dorthin verirrt und wenn der oder auch die Bären den Menschen zu nahe gekommen sind, wurden die abgeschossen, wie in Russland oder anderen Ländern, wo Bären schon immer heimisch sind. Diese Bärin hat bereits einen Menschen angegriffen, sollte abgeschossen werden und wurde aufgrund von Klagen naturromantischer urbaner Naturphantasten dann doch nicht erschossen. Andrea Papi könnte heute noch leben, wenn die Damen und Herren „Naturfreunde“ und Richter in ihren klimatisierten Wohnungen und Büros sich mit der Situation der betroffenen Menschen auseinandergesetzt hätten und nicht der Propagandamaschinerie der Naturschutzprofiteure auf den Leim gegangen wären. Dasselbe gilt auch für Wölfe in Deutschland!
Herbert Metnar (bgland24.de)
Menschenleben zählen mehr. Die Bären gehören dezimiert.
Wolfgang Kölle (Bönnigheim)
Mittlerweile gibt es in Deutschland mehr Wölfe als manche Nutztierrasse, die vom Aussterben bedroht ist und trotzdem soll der Erhaltungszustand angeblich noch nicht erreicht sein. Weltweit gesehen ist der Wolf definitiv nicht vom Aussterben bedroht. Und falls ein Zusammenleben denkbar sein sollte, dann nur wenn Wolf und Bär auch wieder den Menschen mit Angst begegnen und nicht wie es bei uns hier ist keine Schranken bekommt. Und für Nutztiere heißt es überall Herdenschutz durch Zäune und auch Herdenschutzhunde. Doch dann ist der freie Zutritt für die Besucher der Touristengebiete auch nicht mehr möglich, denn dort sind genau diese Zäune dann das Hindernis. Abgesehen von den vielen anderen Wildtieren, für die diese Zäune ebenfalls nicht zu überwinden sind. Wolf und Bär sind nur dort scheu, wo sie auch in Einzelfällen oder auch generell bejagt werden können.
Bären: schützenswert oder Gefahr für Mensch und Tier? Schreibt uns Eure Meinung
Wie steht Ihr zu der Debatte? Sollte es Entnahmequoten für Bären und andere große Wildtiere geben, vor allem, wenn sie Menschen gefährlich werden? Oder seid Ihr der Ansicht, dass Menschen lernen müssen, mit den Wildtieren in Einklang zu leben und sich respektvoll von ihren Lebensräumen fern halten sollten? Schreibt uns einen Leserbrief an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort Bär) Bitte sendet uns neben Euren Zeilen auch unbedingt Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.
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fso