Nach Motorradfahrverbot
„Kollektivstrafe für Tausende“ - die Wut ist groß: So denkt Ihr über den Sudelfeld-Hammer
Die geplante Motorradsperre am Sudelfeld schlägt hohe Wellen: Nach unserem Aufruf melden sich zahlreiche Biker – und machen ihrem Ärger Luft. Sie fühlen sich zu Unrecht bestraft, sprechen von Symbolpolitik und fordern echte Lösungen statt pauschaler Verbote.
Sudelfeld - Die Sperrung der Sudelfeldstraße für Motorräder ab dem 30. April hat eine Welle der Empörung ausgelöst – vor allem unter den Motorradfahrern unserer Region. Nachdem wir in unserem ersten Artikel über die geplante Regelung berichtet und Euch um Eure Meinung gebeten hatten, meldeten sich zahlreiche Betroffene und Interessierte zu Wort. Der Tenor ist eindeutig: Viele empfinden die Maßnahme als überzogen, unfair – und schlichtweg falsch.
Besonders kritisch sehen viele, dass sich die Sperrung pauschal gegen alle Motorradfahrer richtet – unabhängig davon, wie verantwortungsvoll sie unterwegs sind. Statt gezielter Kontrollen oder konsequenter Ahndung von Regelverstößen, werde hier kollektiv bestraft. Auch der Vorwurf der Symbolpolitik wird laut.
Andere verweisen darauf, dass sich die „Problemgruppen“ mit solchen Sperrungen schlicht neue Strecken suchen – und das Problem damit nur verlagert werde. Viele Kommentare fordern stattdessen differenzierte Maßnahmen wie Blitzer, Streckenkontrollen, wechselnde Kontrollpunkte und eine bessere Polizeipräsenz.
Gleichzeitig wird auch das Ehrenamt in den Rettungsdiensten thematisiert – einige Leser zeigen Verständnis für die Belastung der Einsatzkräfte, mahnen aber dennoch eine sachlichere Lösung an.
Wir danken allen, die sich gemeldet haben – hier folgt eine Auswahl der Kommentare in unveränderter Form, stellvertretend für viele weitere Zuschriften:
Eure Meinungen zum Fahrverbot auf der Sudelfeldstrecke
Helmut Kastl: Das ist das Ergebnis der Unfähigkeit von Judikative, Executive und Legislative unseres Staates. Ja ein paar Motorradfahrer halten sich nicht an Gestze. Alle werden aber zur Verantwortung gezogen - das ist moderne Demokratie.
Sorry, höhere Strafen würden das Problem gezielt lösen. Aber ist wohl zu einfach. Das untere Sudelfeld wird als Rennstrecke missbraucht die Polizei steht aber meist weiter oben am Parkplatz. Dort kommt keiner dieser Raser vorbei. Das versteht man nicht.
Bernhard: Seit meinem 15ten Lebensjahr bewege ich mich mit einem motorisierten Zweirad (Mofa, 50ger Yamaha, Yamaha FJ1200 und BMW K100, Suzuki VStrom1000), inzwischen kurz vom 64sten Geburtstag bislang Unfallfrei, derzeit jährlich ca.10.000 km Fahrleistung inkl. Meiner Frau als Sozia. Wir sind am Wochenende meist über Oberaudorf auf der Sudelfeldstrecke unterwegs, um in der Walleralm Brotzeit zu machen, von dort geht es in der Regel dann über Bayrischzell Richtung Zillertal und über Mittersill wieder zurück nach Aschau im Chiemgau.
Fakt ist: Dass sich auf der Sudelfeldstrecke Gruppierungen aus München und dem benachbarten Tirol treffen (die Bundesstraß als Rennstrecke verwechseln), von diesen Gruppen geht definitiv ein Gefahrenpotenzial aus, wenn von den Kollegen die Sudelfeldstraße als eigene Rennstrecke missbraucht wird. Hier ist definitiv die Exekutive (Polizei) gefragt, um diesen Missbrauch zu unterbinden, wenn diese die Aufgabe aus Personalmangel nicht erfüllen kann, darf das nicht zu Lasten von normalen Motorrad-Touristen / Fahrer mit „Sozia“ gehen. Grundsätzlich ist eine Sperre der Strecke nicht sinnvoll, sobald diese besteht, weichen die beschriebenen Kandidaten auf Ausweichstrecken aus und das Spektakel beginnt wieder von vorne, durch an einen anderen Platz.
Inge Eberl: Warum wird an den betroffenen Stellen/Kurven nicht ein fester Blitzer (von hinten wegen Nummernschild) installiert und ab u an Stichkontrollen, ob die Renndeppen nicht ihr Nummerntaferl unkenntlich gemacht haben, durchgeführt ❓❓Dann sollte die Filmerei grundsätzlich verboten werden, wobei die „Rennfahrer“ im Hangoff (Knie am Boden) die Kurven fahren.. Saftige Strafen, die weh tun, bei Verstößen… Von 100 Bikern sind vielleicht 5 Deppen und derentwegen werden jetzt alle bestraft…. Man sperrt auch keine Autobahn für Sportwagen, nur weil a paar Vollidioten mit 250 dahinrasen und Unfälle gebaut haben.
Bestrafung für alle
Wolfgang Hahn: In der Tat werden natürlich auch alle, die vernünftig fahren, bestraft. Aber eine individuelle Lösung ist eben unmöglich. So wie in vielen anderen Bereichen des alltäglichen Lebens. Man kann auch nicht vom 10 Meter Turm springen, ohne schwimmen zu können. Dass sich hier die Motorradfahrer beschweren, welche sich an die Geschwindigkeit halten, kann ich gut nachvollziehen. Denn für viele ist dies eine kostenlose Rennstrecke mit perfekter Betreuung bei Unfällen, dadrauf verzichtet man ungerne. Wenn man jedoch aus der Sicht der Rettungskräfte agiert, ist diese Entscheidung schon lange überfällig. Leider reden wir hier ja nicht von einer handvoll Einsätzen pro Saison. Sondern in Spitzenzeiten jedes Wochenende 1–2 mal. Feuerwehr, Rettungsdienste, Ärzte und sogar die Bergwacht stehen 365 Tage (die meisten ehrenamtlich) bereit, um irgendwelche verrückten Motorradfahrer von der Straße zu kratzen.
Und in den meisten Fällen findet dieser Einsatz ehrenamtlich statt und es wird als selbstverständlich betrachtet, dass dieser Helferkreis sofort zur Stelle ist und Hilfe leistet. Leider werden die Menschen, welche dieses Ehrenamt ausführen, immer weniger. Denn auch bei der besten Ausbildung, Vorbereitung und Betreuung nach solchen Einsätzen kann es je nach Schwere des Unfalls und dessen Folgen zu Traumata bei den Rettungskräften kommen. Auch hinter den Rettungskräften stehen Familien, die dies dann mittragen müssen.
Domi: Verlagert sich das ganze halt in die Abendstunden ist ja bis 22 Uhr hell oder es verlagert sich zum Sylvenstein und bei Sperrung dann eben wieder weiter.. Der Kreislauf eines Deutschen, das Land wo dir jede Art von Freiheit und Meinung genommen wird.
Dieter Vogel aus Kolbermoor:F rage mich, wie weit die Minderheitenbegrenzung noch geht. Und was man sich noch alles gefallen lassen muss. Lasst doch die Raseridioten den Straßenerhalt bezahlen. Übrigens rasen auch Sportwagen über den Pass. Was ist damit ? 2 - 3 feste Blitzer unterschiedlich aktiviert und alle können unser schönes Land genießen.
Zolli: Das ist eine Frechheit hoch drei!! Fahre seit 50 Jahren Motorrad (unfallfrei). Jetzt könnte ich mit meinen Enkeln die Traumstrecke fahrn, aber den Sesselfurzern fällt immer neues ein. z.B. Sperrung Klooascher Tal.
Verlagert sich das Problem nur?
Philipp Hubrich:
Finde ich prinzipiell gut, da manche sich nicht mehr beherrschen konnten und irgendwie ist es nun schön zu sehen, wie sie es sich selbst kaputt gemacht haben. Schade ist es für die, die human unterwegs waren. Ich bin gespannt, wohin sich das Problem nun verlagern wird.
Wolfram Taube:
Was ich von den Streckensperrungen halte? Einfache Antwort - nichts! Die Spinnerten weichen halt nur woanders aus. Und diejenigen, die nur Ausflüge machen wollen, mit ihren Motorrädern um die Landschaft und auch die Gastronomie zu genießen, schauen in die Röhre. Die meisten fahren anständig, aber man wird halt zweck ein paar unvernünftigen Leuten in Sippenhaft genommen. Da sieht man auch, dass die Kreisämter, die sowas beschliessen nur den faulsten Weg überhaupt gehen wollen, anstatt mit groß angelegter Überwachungsaktionen solche Rowdies aus dem Verkehr zu ziehen.
Marco Antonio La Scala: Da die Streckensperrung aufgrund von hohen Unfallzahlen erlassen wurde, verstehe ich die Diskussionen über die Knieschleifer und „Poser“ nicht. Ich bin oft am Berg (gewesen) und die, die stürzen sind die, die sich überschätzen, vielleicht Anfänger oder vielleicht einfach Fahrer, die halt mal stürzen, da zwei Räder nun mal nicht so stabil wie 4 sind. Es sind nicht die „Tiefflieger“. Laut Herrn Lederer (Landrat und Erlasser/Rosenheim) ist nicht der Lärm das Thema, sondern eben die Unfälle.
Die Logik ist mehr als nicht gegeben. Wenn in einer Fußgängerzone Taschendiebstähle geschehen, wird die Zone ja auch nicht für Fußgängern geschlossen/ eingeschränkt, sondern man kümmert sich um die Diebe. Wenn jetzt nach 2 Jahren die Zahlen ausgewertet werden und (welch Überraschung) man einen Rückgang feststellt, bleibt das Verbot. Wenn nicht, wird ganz gesperrt. Für mich ist das einfach nur dumm. Aber was weiß ich schon, ich fahr ja nur Motorrad....ride safe...
Kollektivstrafe für Hunderte
Danis Palcic:
Streckensperrung am Sudelfeld: Populistische Symbolpolitik statt faktenbasierter Sicherheit Ab Ende des Monats wird eine beliebte Motorradstrecke am Sudelfeld für den motorisierten Zweiradverkehr gesperrt – zumindest an Wochenenden. Begründet wird der Schritt von den zuständigen Behörden mit einer „hohen Anzahl an Motorradunfällen” auf diesem Abschnitt. Auf den ersten Blick klingt das nachvollziehbar.
Wer möchte nicht mehr Sicherheit auf den Straßen? Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich ein fragwürdiger Umgang mit Daten und eine Maßnahme, die eher symbolischen Charakter hat als echte Problemlösung. Absolute Zahlen sagen wenig – entscheidend ist der Kontext. Die Entscheidung basiert auf absoluten Unfallzahlen. Doch diese allein sagen wenig über das tatsächliche Risiko aus. Denn was völlig fehlt, ist die Relation: Wie viele Unfälle passieren im Verhältnis zur Anzahl der Motorradfahrer auf dieser Strecke? Das Sudelfeld ist eine der meistbefahrenen Motorradstrecken Süddeutschlands – an schönen Wochenenden tummeln sich dort Hunderte, wenn nicht Tausende Fahrerinnen und Fahrer. Eine hohe Unfallzahl ist unter solchen Voraussetzungen statistisch kaum überraschend. Ohne die Bezugsgröße bleibt die Aussagekraft der Unfallstatistik oberflächlich – und damit auch die Legitimation der Maßnahme fragwürdig.
Was wäre wirklich zielführend? Statt mit pauschalen Sperrungen zu reagieren, wäre ein datengetriebener Ansatz nötig: belastbare Quoten, differenzierte Analysen nach Tageszeit, Wetter, Fahrergruppen und Fahrverhalten. Warum werden diese Daten nicht erhoben und öffentlich diskutiert? Technisch wäre das längst möglich – mit Zählstationen, anonymisierten Bewegungsdaten und gezielten Kontrollen. Doch solche Maßnahmen sind aufwändiger und erfordern politisches Rückgrat. Eine Streckensperrung hingegen lässt sich schnell und öffentlichkeitswirksam durchsetzen.
Kollektivstrafe statt gezielter Prävention. Bestraft werden am Ende alle: Auch vorsichtige und verantwortungsvolle Motorradfahrer, die sich an Regeln halten, sind von der Sperrung betroffen. Die Maßnahme wirkt wie eine kollektive Strafe – und spaltet statt zu verbinden. Verkehrssicherheit sollte auf Einsicht, Verantwortung und Transparenz setzen, nicht auf undifferenzierte Verbote. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Schritt kein Präzedenzfall für eine Sicherheitspolitik wird, die sich auf plakative Maßnahmen statt auf fundierte Analysen stützt.
Christian Altjohann aus Mühldorf: Ich selbst bin Motorradfahrer und kenne das Sudelfeld gut. Eine wunderschöne Strecke in wunderschöner Natur mit wunderschönen Kurven. Und mit Idioten auf brüllenden Motorrädern, die Kurven schneiden und das Leben aller Beteiligten gefährden. Leider scheinen sich diese Leute auf der Sudelfeldstraße besonders wohl zu fühlen. Ich habe selten so viele Lebensgefährder auf einem Haufen gesehen.
Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Großzahl der Motorradfahrer vernünftige Leute sind, sich an die Regeln halten und mit Motorrädern fahren, die gesetzeskonforme Auspuffanlagen nutzen.
Die jetzige Lösung, die Sudelfeldstraße in einer Motorrad-Einbahnstraße zu verwandeln, halte ich für lebensgefährlich. Dadurch wird den jetzt nur noch in Einrichtung fahrenden Motorradfahrern suggestsiert, dass sie keinen Gegenverkehr erwarten müssen. Dadurch können Sie jetzt besonders aufdrehen, die Toten werden nicht ausbleiben.
Sinnvoller ist es, bestehende Regeln konsequent umzusetzen und auch zu kontrollieren. Natürlich ist das für die Polizei aufwändig und sicher auch nicht billig. Vielleicht helfen ständig wechselnde Blitzerstandorte und Verkehrskontrollen von brüllenden Motorrädern. Die verhängten Strafgelder dürften ein Großteil der Kosten hereinspielen. Das haben uns Gemeinden mit festen Blitzerstandorten vorgemacht. Herzliche Grüße von einem Motorradfahrer, der sich freut über eine ruhige Sudelfeldstraße, die Natur zu genießen.
Und was denkt ihr?
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