Sperrung jetzt auch dort notwendig?
Feuerwehr im Dauerstress: Biker-Unfälle am Sylvensteinsee – Sorge wegen Kesselberg und Sudelfeld
Auf der Motorradstrecke am Sylvensteinsee gab es heuer bereits zwei Schwerverletzte und einen Toten. Wegen der Sperrungen an Kesselberg und Sudelfeld wächst die Sorge bei der örtlichen Feuerwehr, die nur aus 15 Freiwilligen besteht. Warum der Kommandant nun auf viele Schlecht-Wetter-Tage hofft.
Fall – Wenn das Wetter schön ist, dann ist Werner Bünger gedanklich immer am Feuerwehrhaus. „Dann wartet im Prinzip jeder im Dorf darauf, dass die Sirene geht“, sagt Thomas Resenberger. Freizeitaktivitäten würden so geplant, dass immer einige Helfer vor Ort sind, berichten beide. Sie sind Gruppenführer bei der Feuerwehr in Fall im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Die Mannschaft besteht in dem kleinen Ort aus etwa 15 Freiwilligen – und die sind stark gefordert.
Sorge wegen der Sperrungen an Kesselberg und Sudelfeld
Ein ständiges Thema sind seit Ende März die schweren Motorradunfälle. In diesem Jahr gab es bereits zwei Schwerverletzte und einen Toten, noch bevor die Saison richtig losgegangen war. „Nach dem ersten Unfall habe ich mir gedacht: Das wird ein krasses Jahr“, sagt der 35-jährige Resenberger. Und es sieht so aus, als würde er Recht behalten. Die B13 und die B307 rund um den Sylvensteinsee werden bei Motorradfahrern immer beliebter. Der Kesselberg ist für Biker bereits tagsüber teilweise gesperrt. Seit 30. April nun auch die Sudelfeld-Strecke in Richtung Bayrischzell. Und das bereitet den Feuerwehren Sorge. Sie fürchten, dass die Zahl der Motorradunfälle deutlich steigen wird.
Verantwortung lastet auf wenigen ehrenamtlichen Schultern
Noch seien alle Einsatzkräfte bereit, auszurücken, berichtet Kommandant Christian Eberl. Unterstützt werden die Faller von den Feuerwehrkollegen aus Vorderriß, dort gibt es zehn Freiwillige. Der Vorderrißer Kommandant Ludwig Kast stellt sich selbst häufig die Frage, wer die nächsten Tage vor Ort ist und ausrücken kann. Einige würden mittlerweile sagen: „Wenn ihr mich nicht unbedingt braucht...“ Doch die Situation, dass jemand nicht gebraucht wird, gibt es eigentlich nie. Denn die Verantwortung und die Arbeit ruhen auf wenigen ehrenamtlichen Schultern. Die Belastung ist groß, die Einsatzkräfte sehen manchmal schwerste Verletzungen. „Das packt nicht jeder“, sagt Kast.
Der Faller Kommandant Christian Eberl stellt sich die Frage nicht, wie viel man aushalten kann und wann es zu viel wird. Er muss pragmatisch denken. Etwa 50 Einsätze meistert sein Team jedes Jahr. Die meisten davon sind Unfälle. Und obwohl einige Kameraden sogar ihre Freizeit danach ausrichten, wie viele Helfer im Ort sind, wird es manchmal doch knapp bei Einsätzen. Zum Beispiel am Fronleichnamstag vor acht Jahren. Damals kollidierten zwei Motorräder frontal, weitere Biker stürzten. Die traurige Bilanz: zwei Tote und acht Verletzte. Der Rest der Motorradfahrer war schwer traumatisiert. Sechs Einsatzkräfte waren vor Ort – von der Leitstelle bekamen sie die Auskunft, sie könne in der nächsten halben Stunde niemanden schicken, berichtet Eberl.
Braucht es auch am Sylvenstein eine Sperrung für Motorräder
Die Feuerwehrler blicken mit Sorge auf das Jahr. Erst vor Kurzem kam die Unfallkommission am Sylvenstein zusammen, um über weitere Maßnahmen zu beraten. Es gilt bereits ein Überholverbot und in einigen Teilbereichen Tempo 50. „Das hat aber eher zu mehr Unfällen geführt“, sagt Eberl. Denn die Motorradfahrer überholen die langsameren Autos nun häufig. Trotz Verbots. Eine Streckensperrung in eine Richtung würde helfen, glaubt Eberl. Viel Hoffnung macht er sich aber nicht. „Am Sudelfeld und am Kesselberg hat das zehn Jahre gedauert.“ Abschnittskontrollen, wie es sie in Österreich gibt, wären hilfreich. Aber auch diese Radarkontrolle bringe nichts, solange es für Motorradfahrer keine Halterhaftung gibt, sondern der Fahrer ermittelt werden muss, erklärt Eberl. Solange die Politik nicht tätig werde, sagt der Kommandant, bleibe ihm und seinem Team nichts übrig, als auf viele Schlecht-Wetter-Tage in diesem Jahr zu hoffen.