Debatte um Piks für Jugendliche ab 12 Jahren
CSU-Abgeordneter Huber: Bei Corona-Impfung stärker auf Erwachsene schauen als auf Kinder
Mehr Tempo beim Impfen – das fordert der Ampfinger Landtagsabgeordnete Marcel Huber (CSU). Dabei hat er vor allem die Erwachsenen im Blick, die sich gegen Corona impfen lassen können, es aber bislang nicht tun. Zum Thema Impfung ab 12 hat er eine differenzierte Haltung.
Ampfing/München – Differenziert zur Frage der Kinderimpfung äußert sich Dr. Marcel Huber. Der Ampfinger CSU-Landtagsabgeordnete war Gesundheitsminister unter Horst Seehofer und ist derzeit im Gesundheitsausschuss des Landtags tätig. Er betont die Notwendigkeit in der Seuchenbekämpfung, möglichst viele Menschen zu impfen und warnt: „Jedes Loch im Impfschutz rächt sich.“ Deshalb müsse die Durchimpfungsrate so hoch wie möglich sein. „Wenn wir bei 60 oder 70 Prozent rumkrebsen, bringt uns da nicht dazu, das Thema abzuschließen.“
Wenn wir normalen Unterricht wollen, wenn wir ein Ende der Pandemie wollen, müssen wir jeden ins Boot holen, der impfbereit ist.
Auf der anderen Seite zeigt er Verständnis für Eltern, die zögern. „Man sollte schon dreimal hinschauen, ehe man Kinder impft.“ Denn der Krankheitsverlauf sei bei Kindern und Jugendlichen meist leicht, so dass Corona in dieser Altersgruppe nur wenige Schäden anrichte.
Deshalb nimmt Huber die Erwachsenen in die Pflicht, ausdrücklich auch mit Blick auf die Schule. „Wenn wir normalen Unterricht wollen, wenn wir ein Ende der Pandemie wollen, müssen wir jeden ins Boot holen, der impfbereit ist“, sagt er und fordert: „Wir müssen vor allem bei den Erwachsenen schauen, dass die Impfkampagne effektiver wird.“
Impfzentren sollen jetzt auch 12- bis 17-Jährige impfen
Seit Wochen tobt eine heftige Debatte um die Frage, ob es für Kinder ab 12 Jahren eine offizielle Empfehlung zur Corona-Impfung geben soll. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass nach Ende der Sommerferien wieder massive Ausbrüche in Schulen befürchtet werden. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat bislang keine Empfehlung ausgesprochen. Die Gesundheitsminister der Bundesländer wollen Impfungen für Jugendliche jetzt dennoch forcieren.
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Die Minister beschlossen am Montagabend (2. August) einstimmig, in allen Ländern Impfungen für 12- bis 17-Jährige auch in regionalen Impfzentren anzubieten – so wie es in Arztpraxen bereits möglich ist. Die geplante Ausweitung des Impfangebots stieß auf ein geteiltes Echo.
EMA empfiehlt Biontech und Moderna bereits ab 12 Jahren
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat sowohl den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer als auch den von Moderna für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. In Deutschland empfiehlt die unabhängige Stiko Impfungen von Kindern bisher aber nicht allgemein, sondern nur bei höherem Risiko für schwerere Corona-Verläufe etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes - sie sind mit ärztlicher Beratung jedoch möglich.
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Die Stiko begründete ihre Position unter anderem mit der Datenlage, die aus ihrer Sicht bislang nicht ausreichte, um mögliche Folgeschäden auszuschließen. In anderen Ländern wie Israel laufen hingegen bereits Impfkampagnen von Kindern und Jugendlichen. Die Position der Stiko stößt bei immer mehr Politikern und Fachverbänden auf Kritik.
(Mit Material von dpa)