Leserbriefe
Handyverbot an Schulen? „Absolut richtig“ contra „Schüler müssen ein Handy haben“
Dauergeklingel, abgelenkte Schüler, genervte Lehrer - damit ist in Österreich jetzt Schluss. In den Schulen werden Handys künftig verboten, wie Bildungsminister Christoph Wiederkehr jetzt verkündete. Sollten auch deutsche Schulen nachziehen? OVB24-Leser sind sich da nicht so einig.
Smartphones sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken: Telefon, Messenger, Mini-Fernseher, Computer, alles im handlichen Format, immer und überall dabei. Schon die Kleinsten sitzen vor Tablets oder Smartphones in Restaurants, daheim, und unterwegs. Dabei gibt es etliche Studien, die beweisen: uneingeschränkter Medien-Konsum kann zu gesundheitlichen Schäden führen, darunter Gereiztheit, Hyperaktivität, Konzentrations- und Sprachentwicklungsstörungen, bis hin zu Depressionen.
Österreich will dem nun einen Riegel vorschieben - zumindest in dem Zeitraum, den die Kinder und Jugendlichen in der Schule verbringen. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) will demnächst eine entsprechende Verordnung erlassen. Handlungsbedarf sieht er nicht nur aufgrund der bekannten gesundheitlichen Schäden intensiver Handy-Nutzung, sondern auch mit Blick auf das soziale Verhalten in Schulen. In den Pausen sollten Kontakte mit Mitschülern den Blick auf den Bildschirm ersetzen.
Problem auch bei den Eltern
„Manche Eltern wollen ihr Kind immer erreichen, auch in der Schulzeit“ so die Meinung des österreichischen Bildungsministers. Er sieht im Smartphone vor allem eins: Es sei ein „Konzentrations-Killer“ - und damit ist an österreichischen Schulen jetzt Schluss. In Deutschland sind die Regeln zum Umgang mit den Handys von Schule zu Schule und von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Bayern wurden erst im Jahr 2022 etwas gelockerte Regeln eingeführt, das Kultusministerium schreibt: „Weiterführende und berufliche Schulen können selbst im engen Dialog mit der Schulgemeinschaft vor Ort entscheiden, ob und wie sie Regelungen zur privaten Nutzung der Geräte außerhalb des Unterrichts ausgestalten und damit auf die konkrete pädagogische Situation vor Ort eingehen.“ Also kein generelles Verbot.
Stimmt ab: Soll es auch an deutschen Schulen ein Handyverbot geben?
Das sind Eure Leserbriefe:
Sabine Holzner
Grundschule -ja. Weiterführende Schulen - nein! Bus verpasst, Nachmittagsunterricht fällt aus. Exen und Schulaufgaben oder Proben werden nicht mehr mitgegeben, aber wenigstens können die Kinder ein Foto davon machen. In den Schulen unserer Kinder werden vor dem Unterricht die Handys eingesammelt. Nicht abgeben und es wird ne Ex geschrieben gibts ne 6.
Ingo Kessler
Absolut richtig. Ein Sozialwissenschaftler hat in einem Bericht mal den schönen Begriff des „medialen Autismus“ aufgeführt. Wie oft fährt man an einem Schulhof vorbei und sieht fünf Kinder oder Jugendliche in einem Kreis stehen und jeder davon am Handy und kein Wort wird gesprochen. Beziehungen werden begonnen und beendet über das Handy. Wäre natürlich schön, wenn man mit gutem Beispiel vorangehen würde und nicht bei jeder Bundestagsdebatte einen Redner oder eine Rednerin vorne sieht und im Plenarsaal schon in den ersten Reihen mindestens zehn hochrangige Politiker der jeweiligen Fraktion desinteressiert vor ihren Handys hängen würden.
Merlin
Das wäre totaler Blödsinn, der sich widerspricht. Tablets und Smartboards usw. ist heute Standard und teilweise auch schon Pflicht. Wenn das alles doch schon vorhanden ist, warum dann das Handy verbieten? Eher wäre die Überlegung, das Handy sinnvoll in den Unterricht mit einzubringen und nutzen zu können. Falls das nicht erwünscht ist, weil es ja ablenken könnte, sollten auch die iPads, MacBooks usw. wieder verschwinden und die guten alten Kreidetafeln verwendet werden, so wie es bei uns früher auch gewesen ist.
Nici
Ich arbeite an einer Schule, bei uns ist Handyverbot. In den größeren Klassen gibt es Boxen, da kommen die Handys rein und nach Schulschluss holen es die Schüler wieder raus. Gibt keine Probleme. Und tatsächlich leben die Schüler alle noch.
Nikolaus Sternemann
Dringend notwendig! Die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder wird immer weniger. Die Suchtauffälligkeit immer größer. Schon jetzt ist man während des Unterrichts eine erhebliche Zeit damit beschäftigt, die Jugendlichen dazu zu bringen, die Handys in die Tasche zu stecken. Dabei werden nur noch seichte Unterhaltungsseiten konsumiert. Würde man die Geräte für eine vernünftige Informationsgewinnung nutzen, wärs ja noch ok. Aber man sieht nur Aktivitäten, die von Spaß über groben Unfug bis hin zu Straftaten reichen.
Cindy K.
Ganz ehrlich, was hilft es, wenn sie es dann daheim rund um die Uhr in der Hand haben? Sehr wenig … viele Eltern drücken schon den Kleinsten ein Handy in die Hand beim Einkaufen oder im Restaurant. Ein Verbot sollte auch woanders angesetzt werden und vor allem kontrolliert und durchgezogen. Schüler müssen ein Handy haben, da viele Lehrer darüber kommunizieren und Hausaufgaben aufgeben.
Braucht es ein Handyverbot an Schulen? Eure Meinung ist gefragt:
Österreich geht einen großen Schritt und verbietet Smartphones an Schulen. Damit soll u.a. die Gemeinschaft wieder mehr gefördert werden, weil die Kinder auf dem Schulhof nicht mehr auf das Handy starren, sondern sich unterhalten. So die Idee. Doch wie zeitgemäß ist dieser Vorschlag? Gehören Handys nicht längst zu unserem Leben? Sollte man nicht eher den Umgang damit schulen? Schreibt uns Eure Meinung an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort: Handyverbot) mit Eurem Namen und Eurem Wohnort und am besten noch mit einem Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel. Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern. (si/dpa)