Das sagen unsere Leser zu den Adventsveranstaltungen
Krampusläufe: „Shows ohne Brauchtumscharakter“ contra „schöne Tradition“
Mit Beginn der Adventszeit finden auch wieder die Krampusläufe statt, eine im Alpenland verbreitete Tradition. Doch oft kommt es bei solchen Veranstaltungen zu Gewalt und übermäßigem Alkoholkonsum. Unsere Leser haben deshalb geteilte Meinungen zu den Läufen:
Erst vergangenes Wochenende schauten hunderte Besucher den Buttnmandln und Ganggerln zu, die traditionell am ersten Adventswochenende durch Bischofswiesen ziehen. Laut der Polizei kam es zu keinen besonderen Vorfällen – anders war das bei einem Krampuslauf in benachbarten Österreich, ein Wochenende zuvor. In Braunau wurde ein 10-jähriger Bub durch ein von einem besonders wilden Kramperl umgestoßenes Absperrgitter schwer verletzt, der schuldige Kramperl soll aus Ruhpolding kommen. Die Gewalt – oft verbunden mit übermäßigem Alkoholkonsum – ist Grund, weswegen die Krampusläufe oft kritisiert werden. Wir haben unsere Leser gefragt, wie sie zu der Tradition stehen – und die Meinungen gehen auseinander:
Ingrid Wimmer (chiemgau24.de)
Ich verstehe die Diskussionen immer nicht. Wer es nicht mag, muss nicht hingehen. Ich mag es gerne und finde das Brauchtum super. Mich ärgern nur die Menschen, die hingehen und sich dann beschweren und alles schlecht reden.
Ralf Staab (chiemgau24.de)
Es ist ein schönes Brauchtum, das es zu erhalten gilt. Evtl. die Regeln etwas anpassen, dann passt es schon.
Michael Stodola
Es sind Shows und Events ohne Brauchtumscharakter, weil die Gestalten meist nichts mehr mit Kramperln oder Perchten zu tun haben und Brauchtum hat auch immer eine zeitliche Bindung, die bei diesen Läufen eben auch nicht mehr gegeben ist. Es gibt kein Kramperl/Perchtenbrauchtum im November! Brauchtumsmäßig haben die Gestalten einen Sinn, Begleiter vom Nikolaus, Raunachtsbräuche, die „Dämonen“ abwehren sollen in Nächten, denen etwas besonderes zugesprochen wurde. Wenn jetzt meist Hollywood-inspirierte „Orks“ irgendwann nummeriert und hinter Gittern durch die Straßen laufen, hat das mit dem ursprünglichen Brauch nichts mehr gemeinsam. Gewaltexzesse gibts meist nur noch wenn die Eventbesucher, oft alkoholbedingt, ihren Beitrag leisten. Die Verletzung des Jungen ist traurig für den Bub, aber vermutlich schlicht ein Unfall, der eben situationsbedingt passieren kann - wenn es stimmt, dass ein Absperrgitter auslösend war, dann muss man auch anmerken, dass es sowas bei der richtigen Brauchtumsausführung eher nicht gibt, weil man weder die Ausführenden noch die Besucher hinter Gittern wegsperren muss. Fazit: die Läufe sind ein Event, beliebig austauschbar und leider ohne Brauchtumsbezug! Für das traditionelle Brauchtum ist das leider eher schädlich und kontraproduktiv!!!
Christian Anders (rosenheim24.de)
Jegliche Art der Rücksichtslosigkeit und Gewalt führt zu nichts, außer menschlichem Leid. Jegliche Art und Unterstützung irgendeiner Gewalt oder Teilhabe lehne ich selbst ab. Traditionen an sich gehören schon zur Identität einer Region, das ist nicht überheblich oder verdorben, sondern wichtig fürs menschliche Miteinander. Gewalt entsteht oft durch übertriebene Selbstinszenierung und der damit verbundenen Selbstdarstellung. Wenn dabei jemand schwer verletzt wurde, sei es Kind oder Erwachsene, dann geht das entschieden zu weit und stellt dann zurecht so einen Lauf in Frage. Wenn es nur um die Tradition ginge, dann würde auch kein einziges Kind verletzt.
Ursula Schneider (innsalzach24.de)
Brauchtum und heidnische Jahreszeitrituale pflegen ist etwas sehr Wichtiges in unserer oft sinnentfremdeten Zeit. Böse Geister und destruktive Energien vertreiben ist auch eine gute Sache. Um dies umzusetzen, braucht es eher spirituell orientierte Menschen, die naturverbundenes Brauchtum pflegen wollen. Leider gehören die Akteure unter den Masken oft eher zur Kategorie toxisch männlich, die dem Alkohol zugeneigt sind und Spaß an grobem Rambazamba und Machtausübung haben. Manche sind so betrunken und in Hooliganlaune, dass sie selber zu bösen destruktiven Mächten werden und sogar Kinder verletzen.
Heinz Rumbucher (innsalzach24.de)
Brauchtum ist schön. Aber viele Kramperl sind alkoholisiert und wissen nicht, wo die Grenzen sind. Sie schlagen mit voller Wucht zu, erschrecken brutal dann die Kinder. Ich habe mich schon mehrmals mit denen angelegt, weil sie es übertrieben haben.
Sibylle Lakauf (rosenheim24.de)
Brauchtum sollte gepflegt werden. Rücksichtsloses Verhalten und rohe Gewalt sind natürlich ned okay. Mit Kindern eher nachmittags hin gehen und wenn man Angst hat, dass was passiert, entweder ned hin gehen oder sich weiter hinten hin stellen. Es wird niemand zur Teilnahme gezwungen. Ich finde, es ist ne schöne Tradition und bisher haben wir auch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Im Gegenteil. Übrigens sind Kramperl und Perchten ned dasselbe. Erstere laufen mit dem Nikolaus mit und Letztere sind die, die um Silvester rum die bösen Geister vertreiben. Zumindest meines Wissens nach.
Wir waren am Samstag auch bei der Saisoneröffnung in Raubling. War sehr schön. Tolle Masken und Auftritte vom Wildbarren Pass aus Oberaudorf und dem Inntal Pass aus Raubling. Super liebe Kramperl, die sich auch Zeit für Fotos genommen haben. Etwas rabiater war der Ferus Pass aus Kufstein, da sich zwei von ihnen ned an das Verbot, die Zuschauer mit den Ruten zu verhauen, gehalten haben. Einer hat meinen Kleinen an den Beinen erwischt, aber das haben wir einem anderen Gruppenmitglied dann gesagt und es wird geklärt. Haben sich auch entschuldigt. Gehen am 10. Dezember trotzdem zum Perchtenlauf in die Kastenau. Mein Fazit: Je näher an den Bergen, desto mehr Abstand halten.
Und da es einige Leute gibt, die verschiedene Bräuche verbieten lassen wollen oder meinen, diese hätten mit dem Christentum nichts zu tun: Wenn man sich ein wenig mit den Festen und Bräuchen im Jahreskreis beschäftigt, weiß man, dass kein Fest nen christlichen Ursprung hat. Die Feste, egal ob nun Ostern oder Halloween, Silvester usw., gab es schon viel früher. Als die Christianisierung begann, legte die Kirche ihre Feste auf den gleichen Zeitraum und übernahm teilweise manche Rituale, um die Menschen vom neuen Glauben zu überzeugen. Demnach dürfte man als Christ jetzt ned mal nen Adventskranz aufstellen.
Mein Kleiner besucht einen katholischen Kindergarten, wo er den christlichen Aspekt lernt und ich erkläre ihm zusätzlich, wie die Feste entstanden sind und dass es in Ordnung ist, dass jeder anders feiert und an etwas anderes glaubt.
Pro oder contra Krampusläufe? Schreibt uns Eure Meinung
Was sind Eure Erfahrungen mit Krampusläufen? Findet Ihr, die Veranstaltungen leisten einen wichtigen Beitrag zu Brauchtumspflege? Oder gehen die Kramperl zu weit? Schreibt uns Eure Meinung an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort Krampus) Bitte sendet uns neben Euren Zeilen auch unbedingt Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.
Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.
fso
