Eure Meinung ist gefragt
Sechs Tage Megastreik bei der Bahn – verständlich oder übertrieben?
Der Tarifstreit zwischen den Lokführern und der Deutschen Bahn eskaliert immer weiter. Nun streiken die Lokführer ganze sechs Tage lang. Habt Ihr noch Verständnis für die Arbeitsniederlegung?
Seit Mittwoch, 24. Januar, 2 Uhr früh stehen die deutschen Züge still – zumindest ein Großteil von ihnen. Die Lokführer streiken wieder. Und dieses Mal so lange, wie noch nie im aktuellen Tarifstreit: ganze sechs Tage lang, bis zum Montag, den 29. Januar, 18 Uhr legen Lokführer von Personen- und Güterzügen ihre Arbeit nieder.
Seit November nicht mehr am Verhandlungstisch
Die Chronik des Streits: Die Gewerkschaft der Lokführer, kurz GDL, will für ihre Mitglieder nicht nur einen Inflationsausgleich und Lohnverbesserungen aushandeln, eine Hauptforderung ist zudem die Verringerung der Kernarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt – eine Forderung, die die Deutsche Bahn bislang nicht bereit ist zu erfüllen. Die Differenzen zwischen den Streitparteien sind groß, seit November saßen diese deshalb nicht mehr an einem Verhandlungstisch. Im Dezember sprachen sich in einer Umfrage 97 Prozent der GDL-Mitglieder für unbefristete Streiks aus – die Streiks dürfen seitdem auch mehrere Tage andauern.
Von diesem Recht hat die GDL erst vor zwei Wochen Gebrauch gemacht. Bereits vom 10. bis zum 12. Januar ging auf der deutschen Schiene zu weiten Teilen gar nichts. Die Deutsche Bahn hat daraufhin ein neues Angebot vorgelegt. Darin enthalten: Ein Wahlmodell, in dem Lokführer ihre Arbeitszeit von 38 auf 37 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt absenken dürfen. Wer sich gegen die Absenkung entscheidet, bekommt stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Die GDL lehnt ab – und streikt erneut.
Streikverkürzung? Eher unwahrscheinlich - enorme wirtschaftliche Schäden
Die GDL legte der Bahn zu Beginn des Streiks aber auch ein erneutes Angebot vor, das den Arbeitsausstand abwenden könnte. Es sieht einen stufenweisen Übergang zur 35-Stunden-Woche in den Jahren 2025 bis 2028 vor. Gleichzeitig bietet sie an, dass die Lokführer auch weiterhin 40 Stunden in der Woche auf freiwilliger Basis arbeiten können, wenn sie dafür entsprechend entlohnt werden. Außerdem: Eine Forderung für die Einführung einer Fünf-Tage-Woche mit anschließend 48 Stunden Ruhezeit. Ein Angebot, das von der Bahn als nicht akzeptabel abgelehnt wurde. Es sieht also nicht danach aus, als würde der aktuelle Streik verkürzt werden.
Dieser Streik könnte nach Einschätzungen von Experten nicht nur der bislang längste, sondern auch teuerste werden: „Ein eintägiger bundesweiter Bahnstreik kostet etwa 100 Millionen Euro am Tag an Wirtschaftsleistung“, sagte der Konjunkturchef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Grömling, der Tagesschau. Aufgrund der langen Dauer des Streiks würden sich die Kosten aber multiplizieren und schnell Milliardenhöhen erreichen.
Verständnis für Lokführer nimmt ab
Doch der Streik kostet nicht nur viel Geld, er bringt auch Bahnfahrer an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die Bahn fährt einen mehr als abgespeckten Notfallfahrplan und will längere Züge einsetzen, empfiehlt Reisenden aber, geplante Fahrten wenn möglich zu verschieben. Die Zugbindung der Tickets ist aufgehoben, man kann auch das Geld zurückverlangen. Viele Privatbahnen, wie etwa die in der OVB24-Region fahrende BRB, werden zwar nicht bestreikt, können aber trotzdem betroffen sein, zum Beispiel aufgrund streikender Stellwerk-Mitarbeiter.
Kein Wunder, dass das Verständnis für den Arbeitsausstand abnimmt – und zwar nicht nur in der Bevölkerung. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) kritisiert den Streik stark: „Dass nun bereits zum vierten Mal im laufenden Konflikt zum Streik aufgerufen wird, ohne dass überhaupt miteinander geredet wird, ist inakzeptabel“, sagte Wissing der „Bild“-Zeitung.
Eure Meinung zu den Lokführer-Streiks
Was ist Eure Meinung zu den Streiks: habt Ihr Verständnis für die Forderungen der GDL und den Arbeitsausstand? Oder findet Ihr, dass die Lokführer dieses Mal zu weit gehen? Seid Ihr selbst von den Streiks betroffen? Wie löst Ihr etwaige Zugausfälle – arbeitet Ihr die kommenden Tage im Homeoffice, oder musstet Ihr Euch gar Urlaub nehmen? Schickt uns Eure Meinung und Eure Erfahrungen an leserbriefe@ovb24.de (Kennwort Bahnstreik) mit Eurem Namen und Eurem Wohnort und am besten noch mit einem Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.
Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.
fso