Jedes Kind hat ein Recht darauf, ohne Gewalt groß zu werden. Dies haben fast alle Staaten der Erde mit der UN-Konvention über die Rechte des Kindes anerkannt. Und doch werden unzählige Kinder heutzutage noch immer geschlagen, niedergebrüllt, vernachlässigt und erniedrigt – sei es aus Gleichgültigkeit, Unwissenheit oder Überforderung.

Ausgangslage für die Diskussion war ein Artikel über eine Erzieherin aus dem Kreis Ebersberg, die einen sechsjährigen Buben geohrfeigt hat, nachdem sie dieser unter anderem bespuckt hat. (Unser Partnerportal merkur.de berichtete ausführlich) Die Reaktionen auf den Sozialen Netzwerken fielen teils heftig aus. Eine große Anzahl an Lesern haben Verständnis für das Vorgehen der Erzieherin, die übrigens immer noch in der Kita arbeitet. Einige berichteten, dass sie derartiges aus der eigenen Kindheit kennen und nicht für schlimm befunden haben. Doch in der Leser-Umfrage zeigte sich ein etwas anderes Bild. Von den weit über 3000 Teilnehmern sagten 35, 82 % dass ein Klaps auf den Po oder eine Ohrfeige ein No-Go sind. Aber immerhin 34,78 % meinen, das habe noch keinem Kind geschadet. (Stand 3. Februar.) Es kann weiterhin abgestimmt werden:

Ein Ausschnitt aus den Leserbriefen:

Ramona Pöppe:

Problem an der Sache ist, dass viele meinen, dass ihre Kinder im Kindergarten erzogen werden müssen - denn die Angestellten dort werden ja als „Erzieher/in“ betitelt. Dass es nur ein „miterziehen“ ist, der Hauptjob aber bei den Eltern liegt, beachten die wenigsten. Kinder schlagen, geht gar nicht! Jeder auf dieser Welt hat sich schon mal gedacht, schaller dem Kind xyz einfach eine - aber zwischen denken und ausführen muss ein Unterschied liegen. Gerade in dem Job, ist es die Aufgabe Situationen so zu lösen, dass sie gewaltfrei enden. In beide Richtungen. Auch eine Erzieherin oder ein Erzieher müssen sich nicht bespucken oder schlagen lassen. Aber sie sollten aufgrund ihrer Ausbildung andere Wege und Lösungen zum Konflikt beseitigen wissen, als körperlich zu werden.

Merlin:

Also seid mir nicht böse und von mir aus hasst mich dafür, aber ich stelle mich hinter die Erzieherin. Wir alle haben schon mal als Kind eine „Watsche oder den Arsch voll“ bekommen, geschadet hat’s keinem und wir leben nach wie vor noch. Anstatt einen Zirkus gegen die Erzieherin zu starten, sollten die Eltern mal die Erziehung ihres Balges in die Hand nehmen und sich Gedanken machen, ob verweichlichte und beschönigende Erziehung das richtige ist. Wenn mein Kind so wäre, hätte ich der Erzieherin noch die Hand geschüttelt, wenn mein Kind für die Aktion eine gefangt hätte.

Karina:

So etwas darf nicht passieren und es hätte für die Erzieherin Konsequenzen geben müssen! Aber durch solch einen Vorfall dringen die Probleme dieses Bereichs durch: Fachkräftemangel, aufgrund dessen zu wenig qualifiziertes Personal, zu viele Kinder in einer Gruppe, hohe gesetzliche und elterliche Anforderungen, viele Kinder mit erhöhtem Förderbedarf, viele Eltern, die die Erziehung ihrer Kinder größtenteils auf die Kitas abgeben, ständig nur am Ausfälle ausgleichen, aber trotzdem versuchen dem Bildungs- und Erziehungsauftrag nachzukommen. Die Liste ist noch lange nicht zu Ende. Es ist absolut falsch, wie die Erzieherin gehandelt hat. Aber zugleich auch ein absoluter Hilfeschrei an das System. So kann es nicht weiter gehen!

Herbert Pachwald 

Das ist echt ne schwierige Situation. Ja., war nicht richtig, was die Erzieherin gemacht hat. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass die gute Frau bei Kleinigkeiten ausflippt. Da muss mehr gewesen sein. Und wenn der Bub mit spucken und schlagen anfängt, stimmt meiner Meinung etwas an anderer Stelle nicht. Wie geschrieben wurde, war er der Erzieherin ja schon mehr als peinlich, wurde von der Leitung abgemahnt.(...). Wir haben damals im Kindergarten und Schule auch mal eine einkassiert, war es falsch? Vielleicht. Hat es uns geschadet? Ich denke nein. Und wenn ich mir so manchen weichgespülten Jugendlichen anschaue... achja.

Alexandra Treffler

Ich habe als Kind auch eine Ohrfeige bekommen und wenn ich was sagen wollte in manchen Situationen ein paar auf dem Mund. Ich habe bis heute Probleme, meine Meinung in manchen Situationen zu äußern. Ich bin Kinderpflegerin in einer Kinderkrippe, auch ich kenne Momente, wo mich die Kinder auf die Palme bringen, außer mit ihnen zu reden, kann ich nichts tun und wenn es mir zu viel wird, brauche ich Hilfe von einer Kollegin. Bei dem Fall im Artikel würde ich mit den Eltern über den Vorfall reden und ihnen sagen, dass das Verhalten nicht geht. Mit dem Jungen reden, aber nicht ohrfeigen, das geht gar nicht.
Weiß auch nicht, ob aus dem Kindergarten rausnehmen das Richtige ist, ich glaube nicht.

Judith Gschwandtl 

Was ist denn davor passiert? Ein Kind tritt und spuckt bestimmt nicht einfach ohne Grund. In manchen staatlichen Einrichtungen geht es zu wie in einer Militärkaserne, und das sollte wirklich der Vergangenheit angehören. Die Kinder, genauso wie sonst auch niemand, sind keine Befehlsempfänger. Das ist geistige, kommunikative und emotionale Armut. Eine respekt- und würdevolle BEziehung ist viel wichtiger als ERziehung. Damit wachsen die Kinder viel gesünder auf und entwickeln sich viel besser.

Schadet der Klaps auf den Po? Oder verweichlicht die neue Generation an Kindern?

Beleidigungen, Erniedrigungen, Fertigmachen - auch hier fängt laut Kinderschutzbund und Unicef Gewalt gegen Kinder schon an, nämlich emotionale Gewalt. Und die hat oft genauso schwerwiegende Folgen, wie die körperliche Gewalt. Wie habt Ihr das in Eurer Kindheit erlebt? Wurdet Ihr liebevoll erzogen oder leidet Ihr noch heute unter der Erziehung Eurer Eltern?
Viele Erzieherinnen berichten von auffälligen, lauten und nicht selten komplett unerzogenen Kindern, ein Phänomen, das es so früher nicht gab. Woran liegt das Eurer Meinung nach? Schreibt uns an leserbriefe@ovb24.de (Kennwort „Watschn“), mit Eurem Namen und Eurem Wohnort und am besten noch mit einem Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel. Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern. (si)