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35-Jähriger wegen versuchten Totschlags angeklagt

Opfer der Messerattacke: Lunge verletzt, Milz zerstört „und massives psychisches Problem“

Die Polizei hatte den Tatort nach der Messerattacke auf einen30-Jährigen aus Waldkraiburg abgesperrt. Der Tatverdächtige konnte zwei Stunden später auf einem Firmengelände festgenommen werden.
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Der Tatort nach der Messerattacke auf einen heute 31-Jährigen aus Waldkraiburg.

Waldkraiburg/Traunstein – Der erste Prozesstag offenbarte Blicke in Abgründe: Hier ein Angeklagter, dessen Leben von Drogen und Straftaten gekennzeichnet ist, dort ein Geschädigter, der eine Messerattacke nur knapp überlebte und noch immer schwer von den Folgeschäden gezeichnet ist. Jetzt haben Zeugen im gericht ihre Aussage getätigt.

Update, 17.13 Uhr – Geplagt von psychischen Problemen

Jetzt ist der Gerichtsmediziner an der Reihe – und kann weitere offene Fragen klären. Indirekt geht er auch darauf ein, ob der Angeklagte mit seinem Messerstechen womöglich in Notwehr handelte. Nach der Analyse des Sachverständigen deutet daraufhin kaum etwas hin: Erstens waren am Tag nach der Tat beim Angeklagten keine Wunden oder Schwellungen im Gesicht zu erkennen, die auf Schläge des Geschädigten hingedeutet hätten.

Und zweitens kann der Gerichtsmediziner auch viel aus den Schnitt- und Stichverletzungen beim Opfer herauslesen: Als er am Boden lag und die Messerstiche einstecken musste, habe sich der Geschädigte wohl kaum bewegt. 14 Verletzungen durch das Messer konnte der Sachverständige zählen. Er untersuchte am Tag nach der Tat nämlich nicht nur den Angeklagten, sondern auch den Geschädigten. “Wegen des Blutverlustes war er richtig blass und hatte einen Haufen Pflasterverbände am Körper”, berichtet er.

Sechs bis sieben Zentimeter tief habe der 35-jährige Waldkraiburger das Messer in seinen Körper gestochen. Die Lunge des Geschädigten wurde dabei schwer verletzt und die Milz so schwer getroffen, dass sie entfernt werden musste. „Und heute hat der Mann auch ein massives psychisches Problem“, so der Gerichtsmediziner.

Der Geschädigte sagte bereits zum Prozessauftakt vor Gericht aus. Seit der Messerattacke ist der 31-Jährige, ebenfalls aus Waldkraiburg, arbeitsunfähig. Immer wieder hält er sich in verschiedensten Kliniken auf, macht eine Traumatherapie. Unter anderem wurden ihm Depressionen und eine posttraumatische Belastungsstörung attestiert. Den Täter kannte er nur von früher, sieben Jahre lang habe man keinen Kontakt mehr gehabt.

Der Angeklagte bestätigte dem Gericht bereits selbst, dass er an jenem 29. Juni 2022 zuvor getrunken hatte. Etwa 1,7 Promille Alkohol im Blut dürften es zur Tatzeit laut dem Gutachter gewesen sein. Der Prozess wird am 28. Juni vor dem Traunsteiner Landgericht fortgesetzt.

Update, 12.38 Uhr - 31-jährige Zeugin sagt aus

Die Messerattacke auf einen 31-Jährigen am Abend des 29. Juni 2022 war anscheinend nur der Höhepunkt eines Tages, an dem sich der Angeklagte überhaupt nicht im Griff hatte. Am Vormittag erschienen zwei Zeuginnen vor dem Traunsteiner Landgericht. Eine berichtet, sie sei an jenem Tag auf dem Balkon ihrer Waldkraiburger Wohnung beim Rauchen gestanden – unten auf der Straße der Angeklagte: “Er hat mit einem Messer gefuchtelt und zu uns gebrüllt, er würde mich und meinen Freund heute abstechen.” Sie bezeichnet sich als “gute Bekannte” des 35-jährigen Angeklagten.

Und ein weiterer Vorfall ereigente sich an dem Tag. Eine 31-Jährige, die den Angeklagten nach eigenen Angaben überhaupt nicht kennt, habe auf offener Straße eine Ohrfeige von ihm kassiert. “Er ist an mir vorbeigegangen und hat mir einfach eine runtergehauen”, so die Frau. “Aus heiterem Himmel eine Watschn?”, fragt der Vorsitzende Richter Volker Ziegler nach - “Ja, ich war wirklich geschockt”, bestätigt die Frau. Wie bei fast allen Zeugen versucht sich der Angeklagte auch bei ihr zu entschuldigen: “Ich weiß nicht, was an dem Tag mit mir los war...”

Auch ein guter Freund des Angeklagten erscheint als Zeuge vor Gericht. Er beschreibt ihn als „eigentlich gar nicht aggressiv” - wenn da nicht sein Drogenproblem wäre. Speed, Heroin, Medikamente, Kokain,“konsumiert hat er eigentlich alles, was da war“, so der Mann. Und er habe auch schon mal einen Kasten Bier am Tag “weggedrückt”. Vermutlich wisse der Angeklagte selber gar nicht mehr, was er am Tattag alles getan habe, mutmaßt der Zeuge.

Die Erstmeldung:

Ohne eine Notoperation wäre der Blutverlust zu groß gewesen und ein heute 31-jähriger Waldkraiburger wäre am 29. Juni 2022 wohl verstorben: 14 Mal wurde ihm an jenem Abend ein Messer in den Oberkörper gerammt – auf offener Straße, im Waldkraiburger Norden an der Schichtstraße. Der Mann war eigentlich mit dem Rad auf dem Weg in die Arbeit, als ihn der Angeklagte stellte und schließlich attackierte. Beide kannten sich lediglich von früher, hatten über sieben Jahre kaum Kontakt. Der Angeklagte, ein 35-Jähriger aus Waldkraiburg, hat die Tat am ersten Verhandlungstag im Wesentlichen bereits gestanden.

Am Donnerstag wird der Prozess ab 8.30 Uhr am Traunsteiner Landgericht fortgesetzt. Eine der wichtigsten Fragen liegt noch im Dunkeln: Welches Motiv hatte der Angeklagte? Seine Aussage - mit Verteidiger David Mühlberger bis ins Detail abgestimmt - lieferte dazu keine Erkenntnisse. Und auch durch die Zeugenvernahme des Geschädigten wurde man kaum schlauer. „Erzähl! Warum hast Du das gemacht?“, wollte auch das Opfer vom Angeklagten wissen. Doch als der zu seiner Antwort ansetzte, bremste ihn der Anwalt ein. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag.

Beim Angeklagten handelt es sich um schwer drogenabhängigen Mann. Er saß bereits im Gefängnis, ist in Waldkraiburg polizeibekannt und unter anderem wegen Erpressung, Raub oder Nötigung vorbestraft. Auch eine Tankstelle und einen Supermarkt überfiel der 35-Jährige schon. Die Sucht zu finanzieren war der Antrieb. Der Geschädigte ist dagegen bis heute arbeitsunfähig und in intensiver psychischer Behandlung. Der Rücken ist übersät mit Einstichstellen, über den Bauch zieht sich eine lange Narbe – dort musste ihm in einer Notoperation die Milz entnommen werden.

innsalzach24.de wird aktuell vom zweiten Prozesstag aus Traunstein berichten.

xe

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