Die schwierige Suche nach Pächtern
Wirtshäuser in Traunstein: was wird aus D`Windschnur und der Forstmeier Stuben?
Das Wirtshaussterben geht weiter – auch in Traunstein. Zwei leerstehende Gaststätten im Stadtgebiet – beide gehören der Privatbrauerei Ayinger. Dem Leerstand liegt dasselbe Problem zu Grunde: die Pächtersuche gestaltet sich schwer. Warum die Lösung für beide jeweils eine andere sein wird? Chiemgau24 hat mit dem Eigentümer gesprochen:
Traunstein – Es ist schon lange her, dass in der Gaststätte D`Windschnur im Haidforst die letzte Runde bestellt wurde. Der Putz bröckelt, die Fenster sind vernagelt. Ganz anders die Forstmeier Stuben beim Krankenhaus: Hier strahlt die Fassade in neuem Glanz. „Es ist schwierig geworden, gute Pächter zu finden“ resümiert der Eigentümer Franz Inselkammer von der Privatbrauerei Aying. Damit spricht er ein generelles Problem an.
Wirtshaussterben in ganz Deutschland
Die vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) veröffentlichen Zahlen bestätigen: Das Wirtshaussterben schreitet voran. 2013 gab es bundesweit noch über 164.000 umsatzsteuerpflichtig gemeldete Gaststätten. Im Corona-Jahr 2020 waren es dann 18 Tausend weniger. Die Statistik sagt nichts über die Lage der jeweiligen Gaststätte aus – also ob es mehr Wirtshäuser im ländlichen Raum trifft. Klar hervor geht aber, dass die Pandemie ein Katalysator für den generellen Trend des Wirtshaussterbens war.
Pandemie und Krieg: fatal für die Gastronomie
„Es ist sicher auch durch Corona schwieriger geworden“ – die Antwort von Franz Inselkammer auf die Frage, warum es denn so problematisch sei, für die leerstehenden Wirtschaften einen Pächter zu finden. Aber nicht der einzige Grund: Für viele sei die Gastro seit der Pandemie nicht mehr ganz oben auf der Liste, so Inselkammer weiter: „und dann ist die jetzige Situation auch nicht gerade motivierend, sich in die Selbstständigkeit zu begeben.“ Damit spielt er auf die gestiegenen Energiekosten an, die unter anderem aus dem Krieg in der Ukraine resultieren.
Die Forstmeier Stuben
Die Forstmeier Stuben stünde, so Inselkammer erst seit zwei Jahren ohne Pächter da. Die Betreiberin sei aus Altersgründen in den verdienten Ruhestand gegangen. Danach habe man alles grundsaniert und da „eine wirklich schöne Wirtschaft hingestellt.“ Inselkammer ist der Meinung: „Wenn ein gescheiter Wirt die Forstmeier Stuben betreibt, dann wird das eine ganz gute Angelegenheit.“ Nur erst mal einen Wirt finden. Es hätten sich durchaus einige Leute beworben, berichtet Inselkammer, aber bislang eher unseriöse Nachfragen. Man wolle eine alpenländische Küche für das Traditionswirtshaus. Das passe am besten zum Lokal.
D´Windschnur
Die Gaststätte D´Windschnur steht schon so lange leer, dass Franz Inselkammer kurz nachdenken muss. Der letzte Betrieb müsse ungefähr sieben Jahre her sein. Auch damals hatte man gehofft, einen soliden Wirt zu finden, der das Wirtshaus, gegenüber des Traunsteiner Friedhofs, wieder zum Laufen bringen könnte: „wir haben uns erst sehr schwer getan, überhaupt jemanden zu finden. Dann hatten wir fünf, sechs totale Reinfälle.“ Es sei immer wahnsinnig „zach und dann enttäuschend“, gewesen ergänzt er. Und so habe man damals dann auch den Standort generell hinterfragt: „ Wir hatten dann irgendwann das Gefühl, da braucht es vielleicht gar kein Wirtshaus.“ Einen Steinwurf entfernt konnten Gäste auch schon damals auf das Gasthaus Haidforst ausweichen.
Umsatz steigt – Personal fehlt
„Bei der Forstmeier Stuben herrscht noch Optimismus: „Das Objekt ist meines Erachtens perfekt geschneidert. Drüber ist eine Wohnung, drunter kann man es zu zweit betreiben. Personal könne man so reduzieren und Kundschaft gäbe es drumherum genug. Inselkammer spricht da einen weiteren Faktor im Gastrogewerbe an: Es fehlt an Personal – vor allem jetzt, wo die Maßnahmen gegen die Pandemie runtergefahren sind – denn: die Menschen wollen nach zwei Jahren Abstinenz wieder einkehren.
Der Umsatz steigt entsprechend, auch das bestätigen die Zahlen der DEHOGA. Hilft aber nichts, wenn keiner mehr da ist, der einem das Essen an den Tisch bringt: „Ich glaube, es gibt keine Firma die nicht sucht zur Zeit“ aber Inselkammer sehe auch, dass sich die Situation bezüglich Personal in der Gastronomie langsam wieder verbessere. Und man wolle bei der Forstmeier Stuben noch nicht aufgeben: „Wir sind da Idealisten, muss man sagen. Gescheiter wäre es, wenn wir das machen, was alle machen, also einbetonieren und möglichst viele Wohnungen draus machen.“ Da sie aber, so Inselkammer, selber Gastronomen seien, fänden sie es viel schöner, wenn „man da nochmal a gescheite Wirtschaft draus machen könnten.“
Die eine bleibt, die andere geht
Beim Gasthaus D`Windschnur wird aber dann doch genau das passieren: Man wolle hier keine Wirtschaft mehr betreiben, da der Standort sich nicht bewehrt habe. Und so kommen in das Gebäude mittelfristig Mietwohnungen. Man hätte mit der Sanierung gern schon vor zwei Jahren begonnen, so Inselkammer. Dann habe Corona das ganze Vorhaben gestoppt. Jetzt sei mit den immens gestiegenen Bauzinsen wieder ein schlechter Zeitpunkt: „Wir warten ab, wann der Moment nicht mehr katastrophal ist sondern nur noch schlecht.“ Das endgültige Aus für D`Windschnur ist beschlossene Sache, aber für die Forstmeier Stuben geht die Suche nach einem geeigneten Pächter weiter: „Wir geben unseren Optimismus nicht auf. Weil die andere Konsequenz wäre, dass es dann wieder eine Wirtschaft weniger gibt.“