Italiener in Bestlage hielt sich gerade mal ein Jahr
Wirt in Traunsteiner „Stadtplatz-Passage“: Fristlos gekündigt - jetzt gegenseitige Vorwürfe
Es ist eigentlich Bestlage: Die Gastro in der „Stadtplatz-Passage“ über dem Karl-Theodor-Platz liegt gut frequentiert, zentral, mit sonniger Terrasse und Bergblick. Nach nur einem Jahr ist für den italienischen Wirt aber schon wieder Schluss. Jetzt schießt er gegen den Eigentümer - der die Vorwürfe aber nicht auf sich sitzen lässt.
Traunstein - „Das Lokal hat eine super Lage und die Terrasse mit Bergblick ist perfekt. Ich war in die Räumlichkeiten sofort verliebt“, sagt Paolo Cogoni gegenüber chiemgau24.de. Vor ziemlich genau einem Jahr eröffnete er in der Traunsteiner „Stadtplatz-Passage“ sein italienisches Lokal. Doch die Türen der „Locanda del Moro“ sind inzwischen schon wieder zu. Das Hauptproblem in Cogonis Augen: die Hausordnung der Passage. „Diese Hausordnung ist mit einem Gastgewerbe nicht vereinbar.“
Wirt: „Von Hausordnung erst später erfahren“
Der gebürtige Sarde zählt auf: In den Abendstunden dürfe nicht geöffnet werden, auch an Sonntagen nicht. Veranstaltungen oder Live-Musik seien genauso wenig erlaubt wie ein Grillabend auf der großen Terrasse. Außerdem habe er von all dem zuerst gar nicht gewusst. „Mir wurde die Hausordnung bei den Vertragsverhandlungen nicht vorgelegt und ich habe davon erst später erfahren“, so Paolo Cogoni.
Wenn man mit Jasvir Singh spricht, klingt die Geschichte dagegen ganz anders. Er ist seit 2021 Eigentümer des Lokals in der „Stadtplatz-Passage“. Der Wirt habe die Hausordnung selbstverständlich gekannt, sie sei ihm bei der Vertragsunterzeichnung vorgelegen. Das bestätigt auch der frühere „Center-Manager“ der Passage im Gespräch mit chiemgau24.de, der damals mit am Tisch saß. „Demnach durfte er bis 22 Uhr aufsperren - und das hatte er ja auch gemacht“, so Singh. Ein Blick auf Werbetafeln des Lokals, die bis vor Kurzem noch vor der Eingangstür standen, zeigt das genauso.
Wahrer Grund für Kündigung laut Eigentümer: Wirt zahlte kaum Miete
Und was Live-Musik oder Grillabende betrifft, so müsse man nur mit den Nachbarn reden, meint Singh. Denn über dem Lokal befinden sich auch einige Wohnungen. Die „Stadtplatz-Passage“ besteht aus einer Eigentümergemeinschaft, die die Hausordnung selbst ausarbeitete, sie in den vergangenen Jahren aber nicht antastete. Jasvir Singh denkt dabei zurück an das Café „Carioca“. Acht Jahre lang war es in der Passage beheimatet. „Da hat auch alles geklappt, auch mit Live-Musik und es gab nie Beschwerden“, so Singh, der zwei Lokale in München führt.
Der eigentliche Grund für das Ende des italienischen Lokals sei aber ein ganz anderer: „Wir haben den Mietvertrag fristlos gekündigt“, so Eigentümer Singh. Der Wirt habe in vielen Monaten gar keine Miete bezahlt, in manchen Monaten nur einen Teil. Auch Paolo Cogonis Aussage, er habe „viel in die Einrichtung investiert“, kann Singh nur zurückweisen. Der italienische Wirt habe das Inventar im Prinzip komplett übernommen und nichts selbst eingerichtet.
Es gibt wohl schon neue Interessenten für das Lokal
Bis zum Monatsende muss Cogoni laut dem Eigentümer den Laden geräumt haben. „Wir werden jetzt einen neuen Wirt suchen. Es gibt auch bereits Interessenten“, so Jasvir Singh. Auch Paolo Cogoni sagt: „Ich habe mehr als 40 Jahre Gastroerfahrung und brenne immer noch für meine Leidenschaft.“ Er würde am liebsten wieder ein kleines, traditionelles italienisches Restaurant eröffnen (infoilmoro@web.de). „Wir konnten im vergangenen Jahr viele Stammkunden gewinnen, die unsere frische und traditionelle Küche schätzen und für die wir gerne weiter in der Region bleiben wollen.“ Die Wege von Singh und Cogoni dürften sich aber so schnell nicht wieder kreuzen. (xe/hob)

