57-jähriger Waldkraiburger wegen Kindesmissbrauchs angeklagt
„Irgendwann war kein Widerstand mehr möglich“: Mann berichtet von Vergewaltigungen
Zweiter Verhandlungstag am Traunsteiner Landgericht: Ein 57-jähriger Waldkraiburger soll Buben im Grundschulalter vergewaltigt haben - darunter auch den eigenen Sohn. Es ist bereits der zweite Prozess gegen den Mann. Heute wird die Aussage eines der Opfer erwartet.
Update, Mittwoch (12. Juli), 14.10 Uhr - Mann berichtet von Vergewaltigungen
Er hat – abgesehen von der Polizei – bisher nie mit jemandem darüber gesprochen, jetzt muss ein Mann Mitte 30 vor Gericht als Zeuge aussagen. Vor etwa 25 Jahren sei er vom Angeklagten immer wieder sexuell missbraucht worden. Die Vorsitzende Richterin Heike Will verspricht, „schonend“ mit ihm umzugehen. Doch er wird nicht umhinkommen, auch Details nennen zu müssen, die das Gericht für eine ordentliche Urteilsbegründung braucht.
„Ich hab mit seinem Sohn damals im Kinderzimmer gespielt. Dann hat er sich immer wieder einen von uns herausgepickt, nach Lust und Laune“, beschreibt er, was sich damals abgespielt hat. Entweder habe er die Buben mit der Spielkonsole ins Schlafzimmer gelockt – oder einfach gezwungen. „Wenn wir nicht wollten, hat er uns auch einfach reingezerrt – und dann die Tür zugesperrt“, berichtet der Mann. Oder er habe gedroht: „Dann darfst Du nie wieder zu uns kommen“, „dann werde ich Deine Eltern umbringen...“
Es fällt ihm anfänglich schwer, Details der Vergewaltigungen und des sexuellen Missbrauchs zu nennen. „Er zwang mich, ihn zu befriedigen. Ich habe mich gewehrt und geweint. Aber es ist trotzdem passiert. Irgendwann war kein Widerstand mehr möglich.“ Man merkt dem Zeugen seine Wut an, die er noch immer auf den Angeklagten verspürt. Er nennt ihn ein „Monster“ und gibt auf Nachfrage des Verteidigers Axel Reiter zu, Rachegefühle zu hegen.
Laut Staatsanwaltschaft waren es fünf Übergriffe, heute schätzt der Geschädigte die Zahl auf zehn. Auch mit dem Sohn des Angeklagten habe er früher nie darüber gesprochen, obwohl der Missbrauch praktisch Tür an Tür passiert ist. „Das war ein No-Go-Thema bei uns. Wir sind danach einfach nur verstört im Kinderzimmer gesessen.“ Seinen Sohn habe der Angeklagte außerdem auch „brutal mit dem Gürtel verprügelt und durch die Gegend geschleudert“.
Aus Angst und Scham hat der Mann nie mit jemandem über den Missbrauch gesprochen. Auch bei einer Therapie war er nie. „Aber je älter ich geworden bin, umso mehr hab‘ ich darüber nachgedacht.“
Der Prozess gegen den 57-jährigen Waldkraiburger wegen Kindesmissbrauch und Vergewaltigung wird am 21. Juli fortgesetzt.
Vorbericht - Was berichten die Opfer?
Traunstein/Waldkraiburg - Insgesamt elf schwere Fälle von Kindesmissbrauch werden einem 57-Jährigen zur Last gelegt, am heutigen Mittwoch (12. Juli) muss er sich ab 9.30 Uhr wieder vor dem Traunsteiner Landgericht dafür verantworten. Laut Staatsanwaltschaft spielten sich die Taten zwischen 1992 und 2005 ab. Opfer seien drei Buben gewesen: Der leibliche Sohn des Waldkraiburgers, ein Freund des Sohnes und ein Kind, das er in einem Lokal kennenlernte und dessen Vertrauen er in einer vaterähnlichen Rolle gewann.
Einer der mutmaßlich Geschädigten wird am zweiten Prozesstag vor dem Landgericht als Zeuge aussagen. Der Angeklagte selbst äußerte sich am ersten Prozesstag nicht zu den Vorwürfen. Kein Geständnis, kein Leugnen. Doch er wurde erst im Januar wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs schon einmal zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Während die Verhandlung lief, wurden durch die Presseberichterstattung weitere Opfer wachgerüttelt und erstatteten Anzeige - daher steht der Waldkraiburger jetzt, ein halbes Jahr später, wieder vor Gericht.
Bei den Vergewaltigungen der schlimmsten Vorgehensweisen soll der 57-Jährige auch immer wieder zugeschlagen oder die Buben gewürgt haben. Angeklagt ist er wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern, Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Insgesamt neun Verhandlungstage sind vorgesehen. Insgesamt neun Verhandlungstage sind vorgesehen. Mit einem Urteil wird in der vierten Augustwoche gerechnet. Der Prozess wird am Mittwoch um 9.30 Uhr vor dem Traunsteiner Landgericht fortgesetzt.
innsalzach24.de wird aktuell von der Verhandlung berichten.
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