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In Traunstein verurteilt: „Er lebte in Saus und Braus“

Finanzmakler nimmt Chiemgauer Millionärin aus - und wollte sogar von ihr adoptiert werden

Er wusste, sie besitzt mehrere Millionen, also schlich sich ein Finanzberater Stück für Stück ins Leben einer reichen Chiemgauerin - bis er sich schon als Erbe ins Spiel brachte und von Sterbehilfe sprach. Der 62-Jährige und seine Ehefrau wurden jetzt am Traunsteiner Amtsgericht verurteilt.

Traunstein - „Die Frau wurde ausgenommen wie eine Weihnachtsgans und bekam die Schlachtbank vor Augen geführt.“
Staatsanwalt Gregor Stallinger nahm in seiner Einschätzung kein Blatt vor den Mund - aber auch Richterin Maria Riedl meinte: „Übertrieben ist das nicht.“ Zwei Jahre und neun Monate muss ein 62-jähriger Finanzberater jetzt ins Gefängnis. Am Montag (15. Mai) wurde er am Traunsteiner Amtsgericht wegen Betrug und Untreue verurteilt. Außerdem darf er seinen Beruf fünf Jahre nicht mehr ausüben. Auch seine Frau war angeklagt, sie kommt aber mit mit einer Geldstrafe in Höhe von 3750 Euro davon.

Über 530.000 Euro „investiert“: Seniorin kann es noch immer nicht glauben

Was war passiert? Schon vor über 13 Jahren lernte der Angeklagte aus Nordrhein-Westfalen die Geschädigte auf Berufswegen kennen. Sie lebte damals ebenfalls noch in NRW, verkaufte ihre Firma, wurde so zur Millionärin. Auch das wusste der Finanzberater. Die Geschädigte ist inzwischen 85 Jahre alt und verbringt ihren Lebensabend im südlichen Landkreis Traunstein. Dem Amtsgericht berichtete sie: „Anfangs wollte er sich 150.000 Euro von mir leihen, um sich selbstständig zu machen. Er war so theatralisch. Und ich fand ihn nett und brauchte das Geld nicht.“

Doch der Angeklagte ließ nicht locker. Ab 2014 besuchte er die ältere Dame mehrmals im Jahr daheim im Chiemgau. „Er brauchte immer wieder Geld. Und ich dachte, den Schwächeren muss man doch helfen.“ Der Angeklagte sagte ihr, das Geld zuerst in seine eigene Firma und dann in Altbausanierungen zu investieren. „2018 wollte er dann wieder Geld, um mit Bitcoins zu spekulieren“, berichtete die Seniorin. Über 530.000 Euro kamen sie über die Jahre zusammen, die aus dem Chiemgau zum Finanzmakler nach Nordrhein-Westfalen überwiesen wurden.

Angeklagter wollte Erbe werden - und sprach mit Seniorin schon über Sterbehilfe

„Ich schäme mich, dass mir sowas passiert ist. Ich kann es bis heute noch nicht glauben.“ Weil so gut wie nie Geld zurückkam, wurde die Frau stutzig und wandte sich an einen Anwalt. Doch anscheinend gingen die Pläne des Angeklagten noch sehr viel weiter: Um Immobilien und Geld zu erben, wollte der Mann sogar von der Geschädigten adoptiert oder ins Testament aufgenommen werden. „Und einmal hat er mir wie aus heiterem Himmel von der legalen Sterbehilfe in der Schweiz erzählt. Ich musste lachen, ich war doch nicht mal krank“, so die 85-Jährige vor Gericht.

Urlaube in Spanien, ein geleaster Maserati: „Ich habe private Kosten gedeckt“

Der Angeklagte beteuerte, die Darlehen immer zurückzahlen zu wollen: „Bis mein Geschäft wieder läuft. Es sollte nur eine Übergangslösung sein.“ Die Geschädigte habe ihm das Geld anvertraut, um es nach seinen Vorstellungen anzulegen. „Aber natürlich nicht in dem Sinn, wie ich es dann ausgenutzt habe. Da bin ich in einen Strudel hineingeraten“, war der Mann teilgeständig. „Private Kosten“ habe er damit abgedeckt, hielt sich in seiner Aussage vor Gericht sosnt aber zurück. „Sie haben in Saus und Braus gelebt“, meinte dagegen Staatsanwalt Stallinger. Urlaube in Spanien oder einen geleasten Maserati listete er auf.

Ein Teil der Taten ist bereits verjährt, die 530.000 Euro müssen laut Urteil trotzdem zurückgezahlt werden. Das Ehepaar ist noch im Besitz einer Immobilie. Die Frau des Angeklagten, beteuerte, sich nie um die Finanzen in der Ehe gekümmert zu haben und wurde schließlich wegen leichtfertiger Geldwäsche verurteilt. Der Verteidiger des 62-Jährigen forderte eine Bewährungsstrafe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

xe

Rubriklistenbild: © David-Wolfgang Ebener /dpa

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