Nach Insolvenz in Ohlstadt
„Wir brauchen fünf Millionen Euro“ – Maro-Genossenschaft sucht Rettungsplan
Im März 2024 meldete die Maro-Genossenschaft Insolvenz an. Grund ist eine zurückgezogene Finanzierungszusage für ein Projekt im Kreis Ebersberg. Betroffen sind zwölf Wohnprojekte und sechs Demenz-WGs. Auch die Mieter und Genossenschafts-Mitglieder des Projekts in Unterwössen zittern.
Unterwössen – Die Maro-Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen, Ohlstadt, steht vor einer kritischen Herausforderung. Im März 2024 meldete das Unternehmen unerwartet Insolvenz an. Grund ist laut Maro eine zurückgezogene Finanzierungszusage für ein Projekt in Landsham im Landkreis Ebersberg. Dieses war wegen eines Streits um Baumängel aus jedem Zeitrahmen gefallen, so die Genossenschaft.
300 Mietparteien betroffen
Betroffen von der Insolvenz sind zwölf Wohnprojekte und sechs Demenz-Wohngemeinschaften mit insgesamt etwa 300 Mietparteien. Darunter auch das erfolgreiche Projekt in Unterwössen.
In Unterwössen entstanden 32 barrierefreie Wohnungen, verteilt auf drei Gebäude. Die Wohnungsgrößen variieren zwischen 49 und 101 Quadratmetern und sind alle über einen Aufzug erreichbar. Eine Allgemeinarztpraxis hat im Erdgeschoss eines der Gebäude Platz gefunden, was die Versorgung der Bewohner zusätzlich verbessert. Der Spatenstich für das Projekt war im Juni 2020, und bereits Ende 2021 konnten die Wohnungen bezogen werden. Die Mieter der normalerweise nicht kündbaren, günstigen Mietverträge sind zugleich Genossen der Genossenschaft. Dazu hatten sie in erheblichem Umfang Genossenschaftsanteile erworben. Nicht wenige haben ihre Altersversorgung damit aufgebraucht. „Wir brauchen bis zum Herbst fünf Millionen Euro, um die Maro unter einem Insolvenzplan zu retten“, erklärt die Genossenschaft. Diese Mittel sind notwendig, um Handwerkerrechnungen und Verfahrenskosten zu begleichen.
Nur Gutes hört man aus den Reihen der Mieter über das Projekt. Gemeinden schreiben den Projekten wie in Unterwössen einen hohen gesellschaftlichen Wert zu. In Zahlen sieht das nicht ganz so rosig aus. Die Maro beschreibt das so: „Hier wird der Wert der Maro-Liegenschaften auf Basis ihrer Mieteinnahmen berechnet. Und der ist aufgrund der geringeren Mieten im geförderten Wohnungsbau ungleich niedriger als bei Häusern mit Eigentumswohnungen auf dem freien Markt.“ Andererseits sieht die Genossenschaft hohe ideelle Werte: Die Maro-Projekte seien ein „wegweisendes und vielfach ausgezeichnetes Konzept nachbarschaftlichen Wohnens“, das „bezahlbaren Wohnraum für Alt und Jung biete“. Für die Dörfer bewähre sich das Projekt als „Kristallisationspunkte für die Ortsentwicklung im ländlichen Oberbayern.“
Es sind zwei Wege denkbar, zur Rettung der Maro beizutragen. Der eine: Mitglieder können Anlegeranteile zu je 500 Euro zeichnen, die einen Dividendenanspruch von bis zu drei Prozent bieten. Der andere: Die MARO bittet Privatpersonen, Stiftungen oder Vereine um zinsgünstige Darlehen ab 100 000 Euro. Im ersten Schritt geben Interessierte eine Absichtserklärung ab. Auf der Grundlage der so abgegebenen Zusagen erstellt der Insolvenzverwalter einen Insolvenzplan. Erst wenn der aufgeht und vorgestellt wird, fordert der Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt zur Zahlung auf ein Treuhandkonto auf. Scheitert der Insolvenzplan, erstattet der Insolvenzverwalter die zur Rettung eingezahlten Beträge vollständig zurück.
Raus aus den Schulden
Das Ziel ist eine schuldenfreie, neu strukturierte MARO 2.0 mit allen bestehenden Anlagen. Eine Online-Infoveranstaltung zur Vorstellung des Insolvenzplans ist für September geplant. Weitere Informationen gibt es im Internet unter der Webseite maro-retten.de.