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Elf Stunden lang hing ein 26-jähriger Mann mit seinem Gleitschirm in den Seilen der Hochfelln-Bahn. Nur mit großem Einsatz der Bergwacht konnte der Mann schließlich gerettet werden. Der Unfall ging glimpflich aus, aber wie konnte es dazu kommen? Gleitschirmprofi Pele Faßbender äußert Vermutungen.
Bergen – 70 Einsatzkräfte aus neun Bergwacht-Bereitschaften und zahlreiche Helfer von Feuerwehr, Polizei und Hilfsdiensten waren bis spät in die Nacht damit beschäftigt, den 26-jährigen Gleitschirmflieger aus seiner mehr als misslichen Lage zu befreien. Er verfing sich mit seinem Schirm in den Seilen der Hochfelln-Bahn. Der Einsatz wurde trotz des großen Aufwands erfolgreich abgeschlossen, dem verunglückten Flieger geht es gut. Nun stellt sich die Frage, wie es zu dem Unfall kommen konnte.
„Seit Stunden diskutieren wir, wie das passieren kann. Wir wissen es nicht”, sagt Pele Faßbender gegenüber dem OVB. Faßbender fliegt selbst seit 1991 regelmäßig mit dem Gleitschirm. Die Berge am Hochfelln bezeichnet er als sein zweites Zuhause und kennt sich dort sehr gut aus. Er war selbst am Tag des Unfalls dort und ist geflogen. Am Wetter, sagt er, hat es nicht gelegen. „Es hatte Wind, aber nicht so, dass man nicht fliegen konnte. Es sind alle geflogen. Wir glauben, dass es ein Pilotenfehler war, er ist wohl zu niedrig geflogen.”
War der Schirm schuld an dem Unfall?
Er vergleicht den Unfall mit einem Autofahrer auf der Straße. Ein Fehler des Fahrers, der das Lenkrad verreißt, kann in den Gegenverkehr geraten. „Wenn man so einen unglaublich großen Fehler beim Gleitschirmfliegen macht, dann passiert etwas”, meint Faßbender. Was genau passiert ist, kann wohl nur der Pilot sagen. Seine Gleitschirmkollegen können nur aus ihrer Erfahrung sprechen und Vermutungen anstellen.
„Wir Flieger können es uns alle nicht erklären, wie man in dieses Seil fallen kann. Vielleicht ist sein Schirm eingeklappt”, spekuliert Faßbender. „Das wissen wir aber nicht. In dem Fall würde man rapide an Höhe verlieren, so könnte das passiert sein.” An mangelnder Ortskenntnis des Fliegers wird es wohl auch nicht gelegen haben. In der mehr als 30-jährigen Zeit als Gleitschirmflieger kann sich Faßbender an keinen ähnlichen Unfall erinnern. „Alle Flieger wissen, dass da eine Seilbahn ist.”
Gleitschirmflieger verheddert sich in den Seilen der Hochfelln-Bahn
Beim Gleitschirmfliegen passiert normalerweise nie etwas, sagt Faßbender überzeugt. Wenn die Bergwacht mal ausrücken müsse, dann wegen Bergsteigern oder E-Bike-Fahrern. Nun aber eben wegen eines Gleitschirmfliegers. Er selbst bietet Gleitschirmfliegen im Tandem an. Oft wird er zu Beginn eines Fluges gefragt, ob die Sache gefährlich ist. Ist sie nicht, sagt Faßbender. „Beim Gleitschirmfliegen kann man große Fehler machen, ohne dass man gleich stirbt. Ich fliege seit mehr als 20 Jahren am Hochfelln. Das ist das unglaublichste Pech, das man haben kann, da in die Seilbahn rein zu fliegen.” Beim Tandemfliegen würde nie etwas passieren, sagt er. Wenn, dann nur bei Einzelflügen.
Unfall begleitet die Piloten
Ein Unfall, der so selten vorkommt und dann gleich so spektakulär endet, begleitet die anderen Gleitschirmpiloten auch emotional. Man teilt das Hobby und kennt einander. „Man denkt aktuell und in den kommenden Tagen beim Fliegen daran, aber dann nicht mehr”, sagt Faßbender. Er zieht einen weiteren Vergleich, diesmal mit dem Mountainbiken. Ein Freund von ihm hat sich beim Fahren das Schlüsselbein gebrochen und er selbst sei auch weiterhin Mountainbike gefahren.
Gleitschirmfliegen ist ein sicherer Sport
Gerade weil beim Gleitschirmfliegen so selten etwas passiert, war die Sorge um den Kollegen groß. Recht schnell habe man aber erfahren, dass dem Piloten nichts passiert ist und es ihm gut gehe. Trotzdem fürchtet Faßbender nun um den Ruf des Gleitschirmfliegens. „Es ist schade, dass ein Sport, der nicht gefährlich ist, jetzt in ein schlechtes Licht gerät”, sagt er. „Wir sind weit davon entfernt, eine Risikosportart zu machen.” Es sei eben ein einmaliger Vorfall gewesen. „Shit happens.”