Den Fluss befreit
Umbau-Maßnahmen an der Alz: Wie stehen die Fischer dazu?
Die Probleme in bayerischen Gewässern sind vielschichtig: Flussbegradigungen, Wasserentnahmen durch die Industrie sowie verschiedene Einleitungen haben sie nachhaltig verändert. Für die Hauptbewohner, die Fische, ist dies eine große Belastung. Wie entlang der Alz versucht wird, dem entgegenzuwirken.
Traunstein/Chiemsee – Vor Jahrhunderten war die Alz, der Abfluss des Chiemsees am nördlichsten Punkt bei Seebruck, ein weit verzweigtes Netz aus Flussläufen. Zahlreiche Kiesbänke und Inseln prägten das Flussbett. Die stetige Dynamik des Gewässers formte das Erscheinungsbild der Alz bei jedem Hochwasser aufs Neue. Heute ist die Flusssohle eher monoton und ohne nennenswerte Gewässerstruktur. Daran möchte das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Traunstein etwas ändern.
Mehr Vielfalt für die Alz
Das Ziel sei es, „mehr Vielfalt für die Alz zu schaffen“, sagt Andreas Philipp vom WWA Traunstein. Dazu wurden kürzlich auf einer Länge von 300 Metern alte Sicherungsbauwerke an der Alz bei Unteremmerting entfernt und verschiedene Strukturen eingebaut. Drei Wochen haben die Baumaßnahme gedauert und rund 18.000 Euro gekostet, die der Verein „Naturnahe Alz“ trug. Ähnliche Maßnahmen sind im kommenden Herbst auch auf dem Flussabschnitt von Altenmarkt bis Tacherting geplant.
Zustand der Alz nur „mäßig“
Der ökologische Zustand der Alz wird laut WWA Traunstein bei Altenmarkt, Trostberg und Tacherting als „mäßig“ eingestuft. Dies müsse sich ändern, denn die europäische Wasserrahmenrichtlinie schreibe vor, dass alle Gewässer in Europa bis zum Jahr 2027 einen ökologisch guten Zustand erreicht haben müssen. Das WWA setzt daher unter anderem Maßnahmen zur Renaturierung um. Seit 2022 läuft das Projekt, bis 2026 soll es abgeschlossen werden.
„Früher waren ja die Flüsse viel breiter und haben Rinnen gebildet. Und mit der Flussbegradigung und zur Landgewinnung sind dann diese Rinnen trockengelegt worden“, erklärt Andreas Philipp. Trockengefallene Seitenarme der Alz sollen im Rahmen der Renaturierungsmaßnahmen wieder reaktiviert werden. Dies ist bereits bei Altenmarkt an der Alz geschehen. Zusätzlich bringen mehrere strukturelle Maßnahmen im Gewässer, wie bei Unteremmerting, punktuelle Verbesserungen.
Fische sollen zurückkommen
Gemäß der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) spielen sowohl die Anzahl der Fische, als auch die Vielfalt der Arten in einem Gewässer eine entscheidende Rolle bei der Bewertung seines ökologischen Zustands. Die strukturellen Veränderungen im Gewässer der Alz sollen dafür sorgen, dass sich vor allem Fische dort wieder ansiedeln, ganz zur Freude der Fischer.
Mehrere Vereine, wie der Bezirksfischereiverein Traunstein oder der Anglerbund Chiemsee, haben Teilstücke an der Alz gepachtet. Andreas Dögerl, erster Vorstand vom Traunsteiner Verein, ist begeistert von der Arbeit, die das WWA Traunstein und Andreas Philipp leisten: „Habitate erstellt, die bisher nicht vorhanden waren; das sind Brutstätten für Kleinstlebewesen, Kleinstfische und alles von Rückzugsmöglichkeiten. Und das ist natürlich für die Fischerei ein Traum“, so Dögerl.
Durch Naturkatastrophen sensibler geworden
Früher habe man andere Ansätze gehabt und die biologische Betreuung sei erst mit der Zeit gekommen, meint Dögerl. „Durch die Naturkatastrophen, glaube ich, ist vieles sensibler geworden, man schaut, dass man es jetzt wirklich gut macht.“ Dögerl sieht einen großen Vorteil in der Alz darin, dass sie ganzjährig befischbar ist. „Wir haben andere Gewässer, die etwa durch Hochwasser oder Schneewasser geprägt sind. Und ich finde in der Alz eigentlich alle Fischarten. Das habe ich zum Beispiel in der Tiroler Ache nicht.“
Mit den Renaturierungsmaßnahmen an der Alz geht es erst im Herbst weiter. „Ab 1. März ist Vogelbrutzeit und wir schauen, dass wir uns aus diesen Gebieten raushalten“, sagt Andreas Philipp. Für Umbaumaßnahmen sei die beste Zeit zwischen Oktober und Februar. Welche genauen Änderungen für die Alz zwischen Altenmarkt und Tacherting kommen werden, sei derzeit noch in der Planungs- und Genehmigungsphase“, so Philipp.

