Igelfreunde ChiemSEE e.V. in Übersee bittet um Unterstützung
„Igelbabys brauchen jetzt Hilfe“ - Was ihr für die süßen Stacheltiere tun könnt
Sie verhungern oder werden von Rasenmähern geschreddert - 60 Millionen Jahre haben Igel auf unserem Planeten überlebt, jetzt werden sie immer weniger. Auch bei uns in der Region ist das Elend groß. Birgit Briller von den Igelfreunden ChiemSEE gibt täglich alles, um in Not geratenen Tieren zu helfen. Aber der Verein stößt an seine Grenzen. Wie ihr ganz einfach helfen könnt:
Übersee – In der Igelauffangstation von Birgit Briller und den Helfern des Vereins Igelfreunde ChiemSEE ist kaum Platz für Menschen. Igelboxen füllen fast den ganzen Raum. Auf jeder Kiste sind Eckdaten vom Finder, dem Fundort und anderen Details notiert. Namen haben die Igel auch:
„Den Namen dürfen sich die Finder aussuchen“, lächelt Birgit Briller während eines der kleinen Igelbabys auf ihrer Hand sitzt. Katharina, so heißt das Igelkind, fühlt sich sichtlich wohl, hat die Stacheln gar nicht ausgefahren. Das liegt sicher an der Liebe und Fürsorge, mit der sich Birgit Briller, die Vorsitzende des Vereins, um die Stacheltiere kümmert:
Birgit Briller und die Igel - eine lange Freundschaft
„Ich habe zum ersten Mal bereits mit 17 Jahren in einer Igelstation gearbeitet.“ Und dabei bleibt es, seit über 40 Jahren. Im Jahr 2021, gründet Birgit dann ihren eigenen Verein. Von überall im Landkreis und sogar darüber hinaus bringen Leute, so Birgit, kranke und verletzte Tiere zu ihr: „60, dann 70, 80, also es war gleich volles Haus.“ Hilfe hat sie unter anderem von Angelika Schneider, die auch zum Interview gekommen ist. Wichtig sei, so Angelika, dass man nicht wegschaut, wenn man einen Igel sieht, denn:
Wer jetzt einen Igel bei Tag sieht, sollte handeln
„Wenn du einen Igel am helllichten Tag siehst, auch wenn er kugelrund und wohlgenährt ist, dann stimmt was nicht.“ Igel seien nachtaktive Tiere, die nur tags zu sehen sind, wenn sie verletzt oder krank sind. Und Birgit ergänzt: „Dann bitte den Igel einpacken, in einen Karton oder eine Packkiste und ein Handtuch rein.“
Igel haben bis zu 8.000 Stacheln. Um sie bei einer Rettungsaktion anfassen zu können, benutzt man am besten dicke Arbeitshandschuhe. Aber zur Not ginge auch ein Handtuch oder eine Jacke, erklärt Angelika. Auch eine Wärmflasche könne man dann mit in die Igelbox packen, aber in entsprechender Entfernung, falls dem Igel dann doch zu heiß werde. Und, das betonen beide Igelfreundinnen:
Ein Befall von Maden führt innerhalb weniger Stunden zum Tod
Ein Fliegennetz über die Kiste, denn Fliegeneier können innerhalb von Stunden für den Igel zum Tod führen: „Fliegen merken, dass da ein schwacher Igel unterwegs ist, dann legen sie ihre Eier.“ Daraus entstehen Maden, die vom Igel abgesammelt werden müssten, so Birgit. Die Überlebenschancen stünden dann nur noch 50 zu 50. Wenn der Igel, vor Fliegen geschützt, in einer warmen Box gesichert ist, sollten die Finder ihm Wasser hineinstellen und hochwertiges, fleischlastiges Katzenfutter:
Igel sind keine Veganer: Fleischlastiges Katzenfutter ist die richtige Wahl
„Das muss jetzt nicht das aller teuerste Futter sein“, erklärt Angelika, aber eben mit einem hohen Fleischanteil. Auf keinen Fall solle man Milch oder auch Obst und Gemüse füttern, das dürfen Igel nicht fressen. Und dann? Dann kommen Birgit und Angelika ins Spiel: „Ruft bei uns an, wir kennen uns aus, wir können weiterhelfen, wir sind rund um die Uhr erreichbar.“ Tierärzte seien oft nicht auf Igel eingestellt, erklärt Birgit und so habe sie nach 40 Jahren Igelpflege meist das größere Wissen:
„Nur wenn der Igel schon komplett von Maden befallen ist, dann sollte man das Tier zum Erlösen zum Tierarzt bringen, damit es nicht mehr leiden muss.“ Genaue Informationen zum Vorgehen bei einem Igelfund erhaltet ihr auf der Webseite des Vereins, dort gibt es auch einen Erste-Hilfe-Notfallplan.
Rasenmäher-Roboter führen zu schrecklichen Verletzungen
Der Igel ist das Wildtier des Jahres 2024. Das ist eigentlich nicht gut, denn damit wollen Naturschutzverbände darauf aufmerksam machen, dass die Tiere aussterben. Schätzungen zufolge ist die Population mancherorts bereits um 50 Prozent geschrumpft. Warum? „Wir bekommen viele Tiere, die von Rasenmäher-Robotern verletzt wurden“, erklärt Birgit. Aber auch die Gestaltung unserer Gärten spiele eine Rolle.
Unsere Gärten bieten keinen Unterschlupf mehr
Igel brauchen Totholz und Laubhaufen als Überwinterungsquartier. Durch immer mehr Steingärten und penibel aufgeräumte Flächen würden Igel keinen Unterschlupf mehr finden. Wenn nicht der Rasenmäher-Roboter die Tiere überfährt oder der Laubbläser sie aufscheucht, werden sie bei Gartenarbeiten ausgegraben. Jetzt ist Igelbaby-Zeit. Mütter würden bei einem solchen Stress ihre Jungen dann oft allein lassen: „Die haben keine Chance zu überleben“, sagt Birgit und appelliert:
Es ist Igelbaby-Zeit: Jetzt kommt es drauf an, nicht wegzusehen
„Vor allem die Igelbabys brauchen jetzt Hilfe.“ Wer derzeit Igelkinder sichtet, kann davon ausgehen, dass sie ohne eure Unterstützung sterben. In der Igelhilfe in Übersee sind entsprechend schon viele Boxen mit süßen Igelbabys gefüllt, die jetzt aufgepäppelt werden. Die Ausgaben für Tierarzt, Medizin, Futter, es sprenge langsam die Grenzen des Möglichen, erklären Angelika und Birgit.
Igelkinder suchen helfende Hände: Seid ihr dabei?
Wirklich dankbar sei man natürlich über Spenden. Geld für die Betreuung der Stacheltiere, auch Sachspenden. Hier sollte man aber bei Birgit nachfragen, was gerade gebraucht wird. Und was die Mitarbeiter im Verein richtig freuen würde: „Es ist so viel Arbeit, allein die Boxen täglich sauberzumachen dauert fünf Stunden, jede Mitarbeit bei uns wäre toll.“ Und Birgit lädt alle herzlich ein, bei der Igelhilfe anzupacken: Egal ob Rentnerin oder Jugendlicher, schon eine Stunde Mithilfe pro Woche würde sie entlasten.
Und die Belohnung? Da können wir von Chiemgau24.de nach unserem Besuch auf der Igelstation aus eigener Erfahrung sprechen. Wem einmal ein Igelbaby über die Hand gekrabbelt ist und am Finger genagt hat, weiß, wofür es sich lohnt, mitzuhelfen - Niedlichkeitsfaktor unschlagbar. Und es ist ein wertvoller Beitrag für den Umwelt- und Tierschutz. Also meldet euch bei den Igelfreunden ChiemSEE e.V. in Übersee und helft mit, dass die Stacheltiere überleben.

