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Mit dem Fahrrad durch den Feierabendverkehr: Teil 2

Radau ums Rad – Wie gefährlich ist Fahrradfahren in Traunstein wirklich?

Collage: links: Katrin Langenwalter und Hund Umay am Lindlbrunnen nach Fahrrad-Selbsttest. Rechts: Wegscheid mit Fahrrad und Hundeanhänger eher ein Abenteuer.
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Mit Fahrrad und Hund durch Traunsteins Feierabendverkehr: Im zweiten Teil des Selbsttests fahre ich unter anderem stark befahrene Straßen wie die Wegscheid (rechts) ab. Sind die Stellen wirklich so gefährlich wie der Bicycle Club im ersten Teil des Zweiteilers erzählt hat? Spoiler: Hund und Reporterin kommen final heile am Stadtplatz an (links).

Derzeit wird hitzig debattiert: Wie und warum sollte Traunstein fahrradfreundlicher werden? Die geplante Fahrradstraße sorgt immer wieder für Unmut. Wir wollten es selbst herausfinden - wie gefährlich ist Fahrradfahren in Traunstein? Im zweiten Teil des Selbsttests fährt Reporterin Katrin Langenwalter mit Drahtesel und Hund die wohl gefährlichsten Stellen Traunsteins ab:

Traunstein – „Es sei schon viel ins Rollen gekommen“, erklären mir die Vorsitzenden des Traunsteiner Bicycle Clubs Stefanie Mützel und Ilja Frank bei unserm Interview am Tag vor meinem Fahrrad-Selbsttest. Trotzdem, sie hätten nach wie vor Angst um ihre Kinder, wenn die mit dem Fahrrad zur Schule fahren.

Das ist die Route, die Reporterin Katrin Langenwalter und ihre Hündin mit E-Bike und Fahrradanhänger Freitagmittag im Feierabendverkehr abfahren. Die Strecke ergab sich aus dem Gesrpäch mit den Vorsitzenden des Traunsteiner Bicycle Clubs. Den Link zur Karte findet ihr im Text.

Ich plane meine Route entlang einiger viel befahrender Straßen

Auf Google Maps zeigen mir die beiden die, für Fahrradfahrer gefährlichen oder auch komplizierten Stellen, entlang derer ich meine Selbsttest-Route dann plane. Hier auf der Karte könnt ihr die Strecke nachvollziehen. Freitagmittag mache ich mich mit meiner Hündin im Fahrradhänger auf Richtung Innenstadt. Im ersten Teil konntet ihr bereits erfahren, was die derzeitige Debatte um die geplante Fahrradstraße anheizt, wie man entspannt mit dem Fahrrad von Nord nach Süd kommt und wie ich die kritisierte Steigung der geplanten Fahrradstraße zwischen Haslach und Wartberghöhe gemeistert habe. Jetzt geht es weiter mit dem Streckenabschnitt, vor dem ich mich am meisten gefürchtet habe: der Wegscheid.

Bahnübergang zum Bahnhof und Wegscheid: Der Stress beginnt

Ohne weitere Probleme gelange ich nach der Steigung des Hohlwegs bei der Kardinal-Faulhaber-Straße (geplante Fahrradstraße, Teil 1 des Selbsttests) über die Haslacher Straße bergab bis zum Bahnübergang am Holzhammerweg. Hier würde die geplante Fahrradstraße jetzt weiter bis zur Kreuzung bei der Sparkasse führen und dort ist auch eine Fahrradampel geplant. Ich möchte aber überprüfen, ob von hier der Weg zum Bahnhof für Radler wirklich so kompliziert ist, wie mir der Bicycle Club Traunstein im Vorfeld erzählt hat. Für Menschen, die komplett auf das Auto verzichten und mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Kombination mit Fahrrad von und nach Traunstein gelangen wollen, wäre das ja ein wichtiger Aspekt.

Ich biege links von der Haslacher Straße ab Richtung Bahnhof entlang des Holzhammerweges. Hier ist Fahrradfahren entspannt, keine Autos.

Entspannt über den Holzhammerweg Richtung Bahnhof

Zunächst folge ich dem Holzhammerweg entlang des Zuggleises. Das klappt sehr gut, hier fahren keine Pkws. Bei der Einmündung in die Äußere Rosenheimer Straße ist dann aber Schluss, obwohl der Bahnhof schon in Sichtweite rückt. Auf meiner Seite des Bahngleises komme ich hier mit Anhänger sowieso nicht über die Straße, die Bordsteinkante ist zu hoch.

Einbahnstraße auch für Radler: Ich stehe hier ziemlich lange und überlege, wie ich mit meinem Fahrradgespann jetzt über die Straße komme. Ich muss erst nach links schieben, dann dort den abgesenkten Bordstein nutzen und die viel befahrende Straße queren. Drüben angekommen ist dann aber Schluss: Auch für Radler gilt - hier ist Einbahnstraße und ich müsste jetzt wie die Autos Außenraum oder schieben.

Bahnhofsplatz - auch für Radler Einbahnstraße

Auf der anderen Seite der Gleise, bei der Einmündung der Wartbergfeldstraße gibt es sie jetzt, abgesenkte Bordsteinkanten. Ich schaffe es also mit Hänger schiebend über die sehr stark befahrende Straße. Und jetzt? Wer zum Zug will, muss weiterschieben oder wie die Autos komplett außen herum über die Herzog-Friedrich-Straße, weil der Bahnhofsplatz auch für Radler eine Einbahnstraße ist. Unpraktisch.

Wir müssen wenden um über die Straße zu kommen. Die abgesenkten Bordsteinkanten sind in die andere Richtung, gar nicht leicht mit Hund im Hänger.

Die Wegscheid: Fängt gut an, lässt dann stark nach

Ich spare mir diese Extrafahrt und fokussiere mich auf den Streckenabschnitt, den ich am meisten gefürchtet habe: die Wegscheid. Aber das ganze beginnt entspannter als gedacht. Der, nach den Baumaßnahmen jetzt sehr breite Gehweg, den auch Radler benutzen dürfen, ist auch mit Hänger kein Problem.

Gehweg auch für Radler benutzbar: Nach den Bauarbeiten an der Äußeren Rosenheimer Straße beginnt die Strecke vielversprechend geräumig. Ich habe mit Hänger und Rad richtig gut Platz.

Aber dann: Ich muss zweimal hinschauen, weil ich es kaum glauben kann. Am Ende der Äußeren Rosenheimer Straße vor der Ampel muss ich runter vom Gehweg und hinein ins Autochaos. Der Geh- und Fahrradweg teilt sich hier. Ich steige ab, weil ich nicht sicher bin, ob meine Hälfte breit genug ist, auch den Anhänger mit Hund auf die Straße zu führen, ohne dass wir kippen. Es klappt.

Auf einmal teilt sich der Geh- und Radweg auf: Wir müssen leider den, von den Autos abgetrennten Teil verlassen und runter ins Verkehrschaos. Ich bleibe kurz stehen, weil ich mir nicht sicher bin: passen wir auf den jetzt halbierten Streifen?

Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es sich an dieser Stelle angefühlt hätte, wenn wir jetzt auch noch über die Rechtsabbiegespur hätten queren müssen, weil wir geradeaus nach Haslach wollten. Da ist zwar in der Mitte all der Autospuren eine rote Markierung für Radler, aber dennoch: Mit Hund im Hänger im dichten Feierabendverkehr könnte man nur auf die Rücksichtnahme der Autofahrer hoffen. Das ist mir zu krass und ich habe auch Angst um meine Hündin, die bei all dem Lärm und den Abgasen langsam nervös wird.

Über die Jahnstraße und die Theresienstraße zum „Höhepunkt“ meiner Tour

Ich biege rechts ab in die Chiemsee- und dann wieder rechts in die Jahnstraße ein, in der Hoffnung, dass mir und dem Hund eine kleine Stresspause vergönnt sein könnte - Fehlanzeige. Die Jahnstraße ist so voll wie immer, aber auf dem Drahtesel mit dem Hund hinten dran fühlt sich das viel bedrohlicher an als im Auto. Und es gibt hier keine Fahrradspur. Ich fahre auf den Gehweg und schiebe - bis zur Kreuzung. An der Gabelsbergerstraße warte ich eine halbe Ewigkeit, bis ich die Fahrbahn überqueren kann.

Jahnstraße: gewohnt viele Autos - zu viele für meinen Geschmack, da es keinen Fahrradweg gibt. Ich schiebe ab hier.

Bis zur Theresienstraße schaffe ich es dann noch, da biege ich ein, weil ich eine Fahrradmarkierung entdecke und steige endlich wieder aufs Radl. Bis zur Wasserburger Straße rolle ich recht entspannt bergab. Aber dann: HIer gibt es nur stadtauswärts eine Fahrradspur. Ich habe leider nur die Wahl, mir wieder mit den Autos die Straße zu teilen. Ab hier habe ich auch keine Zeit mehr für Fotos, ich muss mich konzentrieren.

Die Freude ist groß nach dem Stress der Wegscheid und dem fehlenden Fahrradstreifen der Jahnstraße: In der Theresienstraße gibt es wieder einen.

Adrenalingeladen: Mission links abbiegen in die Ludwigstraße

Dann will ich links in die Ludwigstraße abbiegen: Ich ordne mich also auf der entsprechenden Spur ein und stehe jetzt mitten auf der Kreuzung. Es wird rot. Vor, hinter und neben mir sind jetzt Pkws, Lkws, Motorräder und ich warte auf den grünen Pfeil. Eine gefühlte Ewigkeit. Der für mich unangenehmste Moment der Radtour. Hier ist keine Fahrradspur markiert, kein Abbiegebereich, nichts. Da leuchtet es endlich grün. Ich trete wie verrückt in die Pedale und lande letztlich, immer noch ohne Fahrradweg, am Stadtplatz - Hurra.

Am Fahrradständer bei der Stadtpfarrkirche St. Oswald wird es eng. Das lässt erkennen - es gibt gar nicht so wenige von ‚diesen Radlern‘. Mit einer komme ich hier ins Gespräch und sie findet: „Traunstein tut schon richtig viel für seine Radler“.

Fahrradständer-Stau und lobende Worte

Am Stadtplatz will ich mein Fahrrad und den Anhänger so schnell wie möglich parken, um bei einem kühlen Radler die Eindrücke zu verarbeiten. An der Südwand der Stadtpfarrkirche ergattere ich den letzten Platz am Fahrradständer. Neben mir parkt gerade eine Familie mit Kindern und Hänger aus, die nächste Fahrradfahrerin wartet schon: Wir kommen ins Gespräch - Sie sei aus Waging und für sie wäre Fahrrad fahren in Traunstein im Landkreis noch am angenehmsten: „Hier wird schon richtig viel getan“, erklärt sie mir und sicherlich sei immer Luft nach oben, aber man merke, dass in der Kreisstadt der Wille zur Verbesserung da sei.

Hund und Frauchen sind etwas gestresst aber doch gut am Lindlbrunnen angekommen. Unser Fazit: Traunstein mit Fahrrad? Immer wieder - aber ohne Wegscheid und Linksabbiegen auf der Wasserburger Straße. Und gern mit mehr Fahrradwegen. Bis dahin bleiben wir vornehmlich an der Traun.

Mein Fazit: Ich werde sicherlich noch öfter mit Hund und Hänger in Traunstein unterwegs sein. Fahrradstraßen könnten sicherlich zu einer entspannteren Situation für Radler beitragen und ich würde da auch eine Steigung in Kauf nehmen, Hauptsache nicht umringt von Blechlawinen. Was ich persönlich nicht mehr mache: Mit dem Fahrrad über die Wegscheid und auch das links Abbiegen an der Wasserburger - Ecke Ludwigstraße spare ich mir künftig. Da schiebe ich lieber über die Fußgängerampel, solange es keine andere Lösung gibt. Dem Hund und mir hat es entlang der Traun am besten gefallen.

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