Gesprächsabend in der Chiemgauhalle
Empörung auch im Raum Traunstein: Studie belastet Verhältnis zwischen Kirche und Landwirten
Mit einer Studie zur Landnutzung hat die Deutsche Bischofskonferenz auch die Landwirte im Raum Traunstein erzürnt. Um die Wogen zu glätten, Fehler einzuräumen und Missverständnisse zu klären, lud die KLB zu einem Gesprächsabend in die neue Chiemgauhalle nach Traunstein. Etwa 30 Besucher, darunter auch Landwirte und Kirchenvertreter, nutzten die Gelegenheit und diskutierten über die Studie.
Traunstein - Nachdem die Landnutzungsstudie der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz im Raum Traunstein auf besonders starke negative Resonanz gestoßen ist, hat Johann Mayer, Diözesanvorsitzender der Katholischen Landvolkbewegung München und Freising (KLB), zu einem Gesprächsabend ins Bierstüberl der neuen Chiemgauhalle in Traunstein eingeladen. Die Studie mit dem vollständigen Titel „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzungsquote“ wurde von der interdisziplinären Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik verfasst.
Die Gruppe ist bereits 1989 von der Bischofskonferenz eingesetzt worden, um Institutionen der katholischen Kirche in Fragen der weltwirtschaftlichen Entwicklung zu beraten. Ihr gehören Personen mit ökonomischem und sozialethischem Sachverstand an.
Bewusstsein schärfen
Referent des Abends in Traunstein war Dr. Stefan Einsiedel, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter für Weiterbildungen an der Hochschule für Philosophie in München, der die Studie federführend betreut hat. Nach seinen Ausführungen folgte eine angeregte Diskussion der rund 30 Besucher, darunter Verantwortliche aus den bäuerlichen Organisationen, Landwirte und Kirchenvertreter.
Wie Einsiedel schilderte, sei die Studie weltweit gedacht und wolle das Bewusstsein für die vielen Faktoren schärfen, die aktuell und zukünftig zur Verknappung und Verteuerung von Boden beitragen und die ökologischen Schäden in landwirtschaftlich genutzten Landschaften steigern. Weil Nutzungskonflikte und großflächige Bodenverluste weltweit zunehmen, sei dies dringend notwendig, um die Ernährung der Menschheit zu sichern, das Klima zu schützen und die Biodiversität zu erhalten.
Fehler eingeräumt
Angesichts der Komplexität des Themas wirbt die Studie für integrierte Lösungsansätze, bei denen Landwirte, Kirche, Politik und Gesellschaft gemeinsam Verantwortung tragen. „Die Kirche und auch Papst Franziskus unterstützen eine globale soziale Gerechtigkeit und setzen sich dafür ein“, betonte Einsiedel. Deshalb sei es folgerichtig, dass diese Studie im Auftrag der Bischofskonferenz erstellt wurde. Er und auch die ganze Autorenschaft stünden nach wie vor zu ihrem Inhalt. „Aus globaler Sicht haben viele Aussagen einen wahren Kern. Ernährungssicherung, Klimaschutz, Biodiversität und lebenswerte Kulturräume sind langfristig nur gemeinsam zu verwirklichen. Auch eine gemeinwohlorientierte Landnutzung ist für viele Regionen dieser Welt ein dringendes Thema.“
Was der Referent einräumte, waren Fehler in den Formulierungen, die zu dem gravierenden Missverständnis geführt hätten, die Studie würde sich singulär auf die einheimische Landwirtschaft beziehen. Die Wirkung der Studie in Deutschland sei ein Schock gewesen für die Autoren und Autorinnen, die nach wie vor ihren Inhalt in globaler Hinsicht vertreten.
Verhältnis zur Kirche belastet
Den anschließenden Austausch der Teilnehmer moderierte Stefan Bosch, Geschäftsführer des KLB-Diözesanverbandes. In kurzen Statements präsentierten David Mehlich, Pfarrer und stellvertretender Dekan des Dekanats Traunstein, die Bäuerin und Beraterin Gitti Leitenbacher, Zuchtleiter Rudolf Maierhofer sowie die Biobäuerin und Kreisvorsitzende des Bundes deutscher Milchviehhalter, Elisabeth Aschauer, ihre Sicht auf die Studie. Pfarrer Mehlich thematisierte vor allem die Empörung und emotionale Reaktion der einheimischen Landwirte über die Studie, die das Verhältnis zur Kirche sehr belaste. In den weiteren Statements sowie im anschließenden Austausch wurde die starke Betroffenheit der Landwirte deutlich, die sich und ihre Arbeit im oberbayerischen Raum durch die Studie unter großer Kritik und geringer Wertschätzung sehen.
Es gab aber auch Stimmen, die die konventionelle Landwirtschaft im heimischen Raum kritisch betrachteten und der Studie aus globaler Sicht durchaus zustimmten. Abschließend stand die Frage zur Debatte, was sich die Anwesenden von der Kirche wünschen. Die Antwort: vor allem einen offenen Dialog mit den Verfassern und den kirchlichen Vertretern als Auftraggeber der Studie. Zudem wünschen sich die Landwirte eine Wertschätzung und Honorierung ihrer Arbeit.
Auch wenn nicht bei allen Themen ein Konsens gefunden wurde, wurde der Austausch doch als wertvoll und wertschätzend empfunden. Nun hoffen Pfarrer Mehlich und andere Teilnehmer auf eine baldige Befriedung, um wieder ein gutes Miteinander zwischen der ländlichen Bevölkerung und der Kirche zu erreichen. (kon)