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Was verbirgt sich hinter den Gemäuern des Traunsteiner Pesthauses?

Gänsehaut im Traunsteiner Geisterhaus: „Geh da nicht hin, da spukt es“

Collage: Links: Brandruine des sogenannten Pesthauses in Traunstein. Rechts: Christian Focke von der Facebook-Gruppe historischer Chiemgau.
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Christian Focke von der Facebook-Gruppe historischer Chiemgau erzählt die wahre Geschichte des vermeintlichen Pesthauses in Traunstein. Die Ruine steht an der Bundesstraße 306 an der Auffahrt zu Sparz.

„Es könnte schon sein, dass mal ein Geist um die Ecke geschaut hat.“ Die Ruine des sogenannten Pesthauses in Traunstein - ein Ort voller Mythen und Gruselgeschichten. Christian Focke von der Facebook-Gruppe historischer Chiemgau erinnert sich noch gut an seine Ausflüge als Kind zum Spukhaus. Der Realitätscheck verrät: weder Geister- noch Pesthaus. Was war das Gebäude an der Sparzer Straße bei Heilig Geist dann?

Traunstein – Nur noch eine Ruine und trotzdem: Steht man vor dem Gemäuer des sogenannten Pesthauses in Traunstein ist Gänsehaut vorprogrammiert. Im Innern wachsen mittlerweile Bäume, außen ist die Tür fest verriegelt. Das Haus steht nur noch in seinen Grundfesten. Im Jahr 2001 war es einem Brand zum Opfer gefallen und seitdem ist es dem Verfall preisgegeben. Direkt an der Bundesstraße 306 bei der Auffahrt nach Sparz gelegen, kennen das Gebäude viele vom vorbeifahren.

So sah der sogenannte Prantlkeller in den 1980ern aus, also vor dem Brand.

Bier statt Geister: Der Prantlkeller diente als Lagerraum

Manche erinnern sich vielleicht sogar an die Zeiten, als es noch eine Funktion hatte. Allen andern hilft Christian Focke von der Facebook-Gruppe historischer Chiemgau gern auf die Sprünge: „Der Name Pesthaus oder auch Geisterhaus, weil es als Spielplatz genutzt worden ist, ist falsch überliefert. Das sind Sagen und Mythen. In Wirklichkeit war das der sogenannte Prandlkeller von der Familie Prandl.“ Die Prandls waren damals im Besitz der jetzigen Brauerei Schnitzlbaumer und ließen das Gebäude Mitte des neunzehnten Jahrhunderts errichten. Das Haus gehört immer noch der Brauerei.

„Eis-Ziang“ in Thannreit. Mit großen Sägen und Zangen wurden die Eisblöcke mühsam aus den Eisweihern an der Salzburger Straße in Traunstein herausgeschnitten und mit den Unimogs oder dem Pferdefuhrwerk zum Hofbräuhaus Traunstein gebracht. Teile der Brauerei wurden noch bis zum Ende der 50er-Jahre mit Eis aus den Weihern gekühlt.

Das Eis zum Kühlen stammte aus Traunsteins Weihern

„Das war im Ursprung eigentlich nur ein reiner Bierlagerkeller und Eiskeller“, weiß Christian Focke und erklärt weiter: „Weil im Sommer über hat man das Bier kühl lagern müssen und aus den umliegenden Traunsteiner Weihern wurden im Winter große Eisblöcke geschnitten und dort hintransportiert.“ Einen dieser Weiher kennen die Traunsteiner vom Spazierengehen: Der Röthelbachweiher nahe des Traunsteiner Schwimmbades. Auch an der Salzburger Straße gab es sie einst, mittlerweile wurden sie dort zugeschüttet.

Der Prantlkeller im Hintergrund (links) um 1970 und im Vordergrund der Peststein. Rechts die räumliche Lage des Prantlkellers (roter Kreis).

Der schwarze Tod in Traunstein

Das Pesthaus ist also eigentlich ein Lagerhaus gewesen. Aber warum nennt der Volksmund die Gemäuer dann so? „Das liegt unter anderem daran, dass hier in der Nähe der sogenannte Peststein steht auf einem kleinen Hügel. Früher war hier ein Pestanger, da wo jetzt die Straße verläuft.“ Im Jahre 1636 wütete in Traunstein die Pest, es waren aber wohl deutlich weniger Todesopfer zu verzeichnen, als einem die Inschrift des Peststeins glauben machen will: Knapp ein Zehntel der Bevölkerung raffte der schwarze Tod dahin. Vergleichsweise wenig, blickt man auf die Todeszahlen anderer Städte zu jener Zeit.

Es gab tatsächlich in Traunstein ein Pesthaus ganz in der Nähe des später errichteten Prandlkellers: „Überall wo jetzt Straße ist und die Schreberhäuser, da sind die Pesttoten vergraben worden. Und hier in der Nähe hat es ein kleines sogenanntes Pesthaus gegeben, so ein Lazarett, wo damals die ganzen Leute aus der unteren Stadt hergekommen sind, die die Pest hatten.“ Und so, erklärt Focke, habe der Volksmund einfach den Brandlkeller durch die räumliche Nähe zum Pestanger und dem Peststein zum Pesthaus gemacht.

Die historische Karte von Traunstein zeigt: Nahe der heutigen Brandruine ist hier der sogenannte Totenanger oder auch Pestanger verzeichnet, wo die Opfer der Mitte des 17. Jahrhunderts grassierenden Pest begraben wurden.

Geistert es im Prantlkeller?

Spuken jetzt die toten Seelen der verstorbenen Pestkranken in der Brandruine? „Wenn man als Kind da gespielt hat, wenn irgendwas umgefallen ist oder irgendwelche Geräusche, das hat alles gleich mit Geistern zu tun gehabt. Und so wurde es dann zum sogenannten Geisterhaus. Da kann ich mich als Kind auch erinnern. Es hat immer geheißen, geht da nicht hin, da spukt es.“ Auf die Frage, ob er denn einen Geist gesehen hätte, muss Christian Focke passen. Es habe vielleicht mal einer ums Eck geschaut. Bei unserem Interviewtermin war jedenfalls keiner zu sehen. Aber wer weiß. Das Betreten des Gebäudes ist auch aus ganz irdischen Gründen verboten, da es einsturzgefährdet ist.

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