Teil 1: Die Hospiz-Einsatzleitung der Caritas blickt zurück
„Das Thema Sterben ins Leben lassen“ - 30 Jahre ambulanter Hospizdienst Traunstein
Wir alle sind irgendwann mit dem Thema Tod konfrontiert - und trotzdem ist es immer noch ein Tabu. Außer für die Menschen, die täglich dabei sind, wenn sich andere auf ihre letzte Reise begeben -wie die Angestellten und Ehrenamtlichen des ambulanten Hospizdienstes Traunstein. Wir sprechen im ersten Teil des Zweiteilers über die Entstehung und Hintergründe zur Sterbebegleitung:
Traunstein – „Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben“. Das ist der Leitspruch der modernen Hospizbewegung und geht auf die Begründerin, Cicely Saunders aus England zurück. In Traunstein war es Hertha Simson, die das ganze vor 30 Jahren ins Rollen gebracht hat. Eine engagierte Dame sei sie gewesen, die sich bereits beim Besuchsdienst im Klinikum Trostberg hervorgetan hatte. Nach einem Aufenthalt in England, wo Hospizdienst bereits etablierter war, sei sie auf die Idee gekommen, die Sterbebegleitung auch in Traunstein anzubieten.
Wir sitzen im Caritas-Zentrum in Traunstein im Besprechungszimmer. Uns gegenüber drei Frauen: Lisa Weßels ist Einsatzleiterin des ambulanten Hospizdienstes und hat gerade begonnen, für uns die Geschichte der Hospizbewegung allgemein, aber insbesondere der Traunsteins zusammenzufassen. Neben ihr, Christel Kaa, auch sie von der Einsatzleitung. Die dritte Dame am Tisch, Martine Triquart, werden wir im zweiten Teil unseres Zweiteilers besser kennenlernen. Sie ist ehrenamtliche Hospizbegleiterin und wird aus ihrem Alltag mit dem Tod erzählen. Das Thema ist ernst, und dennoch, es gibt etwas zu feiern:
Jubiläumsjahr: Veranstaltungen zum Thema Sterben und Trauer
„Wir feiern das 30-jährige Bestehen extra mit niedrigschwelligen Angeboten.“ Lisa Weßels und das ganze Team haben zur Jubiläumsfeier einiges organisiert. Theaterstücke, Filmvorführung und Vortragsabend an mehreren Abenden setzen sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Thema Sterben auseinander. Der ambulante Hospizdienst würde sich über viele Besucher freuen, so Weßels: „Damit vielleicht der ein oder andere einen Anstoß bekommt, ein bisschen auch darüber nachzudenken und das Sterben ins Leben zu lassen.“
Derzeit kein Mangel an Ehrenamtlichen
Das Sterben ins Leben lassen, aber auch das Leben ins Sterben lassen. Denn den Verantwortlichen des Traunsteiner Hospizdienstes ist ganz wichtig zu sagen: Hospizdienst bedeutet nicht immer nur Trauer und Tränen. Es gäbe auch viele tolle Momente und Martine Triquart, die ehrenamtliche Mitarbeiterin, die im zweiten Teil viel mehr zu Wort kommen wird, verrät schon mal soviel: „Es gibt mir definitiv mehr Energie und Kraft, als es mir nimmt.“ Anders ist der große Zulauf im Ehrenamt Hospizarbeit in Traunstein wohl auch nicht zu erklären.
Derzeit arbeiten 65 Menschen als ehrenamtliche Hospizbegleiter
Mittlerweile sind 65 Menschen ehrenamtlich aktiv und die Caritas hat drei Teilzeitstellen geschaffen. Das sei nicht immer so gewesen: „Am Anfang wurde der Dienst nicht von den Krankenkassen finanziert. Damals war das alles noch neu, es musste erst ein Prozess stattfinden. Zum Beispiel hieß es, dass Strebende in Krankenhäusern ja sowieso gut versorgt seien und dort kein Bedarf bestünde“ Es wäre dann, so Weßels, sukzessive immer mehr auch übernommen worden. Mittlerweile kann sich jeder an Hospizeinrichtungen wenden, der eine Sterbebegleitung wünscht. Der Betroffene selbst wie auch die Angehörigen, egal ob zu Hause, im Altersheim oder im Krankenhaus.
Sterbebegleitung will gelernt sein
Und wie wird man Sterbebegleiter? Dank der vielen Interessierten könnten die beiden Sozialpädagoginnen Christel Kaa und Lisa Weßels, sogar die Geeignetsten heraussuchen. Bislang, so Christel Kaa, seien mehr Interessenten da, als Plätze. Denn natürlich braucht es als ehrenamtliche Hospizmitarbeiter eine Ausbildung, die von der Caritas organisiert wird.
Der Grundkurs sei für alle offen, die sich mit dem Thema Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzten wollen. Sei es, weil die Eltern bereits älter sind oder ein Angehöriger schwer erkrankt ist. Erst nach den Aufbaukursen, die über mehrere Monate gehen, würden sich dann die potenziellen neuen Hospizbegleiter herauskristallisieren.
„Aufmerksam machen, dass es uns gibt“ - Interessierte willkommen
Dafür seien die Plätze zwar begrenzt und derzeit die Auslastung groß, aber: „Unser Anliegen ist definitiv, noch mehr darauf aufmerksam zu machen, dass es uns gibt. Und wenn dann mehr Anfragen da wären, müssten wir auch mehr Ehrenamtliche werden.“ Und so wären Interessierte laut Lisa Weßels immer herzlich willkommen. Wie sich das dann nach der Ausbildung anfühlt, zum ersten Mal zu einem Sterbenden gerufen zu werden, erzählt uns die ehrenamtliche Hospizbegleiterin Martine Triquart im zweiten Teil.
