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Was wollen die Leute von Queer Traunstein e.V. eigentlich?

„Die Oma hat die Schürze genäht“ – mit dem Regenbogen-Dirndl zum Traunsteiner CSD

Collage: Links: Fiona Carol Sampson, Rechts: Logo des Vereins Queer Traunstein e.V.
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Fiona Carol Sampson vom Verein „Queer Traunstein“ organisiert auch 2024 wieder den Traunsteiner Christopher Street Day am 24. August mit: fesch, mit Regenbogen-Dirndl ‚made by Oma‘. Was wünschen sich queere Leute im Landkreis? (rechts das alte Logo des Vereins).

„Ich bin beschimpft und bespuckt worden, das passiert auch hier in Traunstein“ Fiona Sampson ist Mitglied im Verein „Queer Traunstein“. Die Gruppe organisiert 2024 wieder einen Christopher Street Day, um für mehr Akzeptanz zu demonstrieren. Homosexuelle, Transpersonen, Intersexuelle? Alles Genderschmarrn? Nein, sagt Fiona, und erklärt, warum sie stolz die Regenbogenfahne als Dirndl-Schürze trägt:

Traunstein – Fernab jeglicher Realität? So empfinden viele die queere Bewegung. Allein schon die kryptische Abkürzung für alle, die sich unter dem Sammelbegriff „queer“ einordnen: LGBTQIA: aus dem englischen für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, queere, intersexuelle und asexuelle Menschen - Augenrollen, Unverständnis bis hin zu Beleidigung und Gewalt.

Diskriminierung von queeren Personen auch in Traunstein?

Negative Reaktionen sind auch die Mitglieder des Vereins queer Traunstein gewohnt. Umso wichtiger ist ihnen, sichtbar zu sein, für Toleranz zu werben und ins Gespräch zu kommen mit Menschen außerhalb der queeren Bewegung: „Ich bin lesbisch und ich bin auch intersexuell. Diskriminierung haben wir alle schon erlebt. Ich kenne keine queere Person, die gesagt hat, ich habe das noch nie erlebt.“

CSD in Traunstein - Parade mit ernstem Anliegen

Fiona Carol Sampson ist 24 Jahre alt, lebt in Traunstein und arbeitet als Kinderpflegerin. Zusammen mit dem dieses Jahr gegründeten Verein „Queer Traunstein“, organisiert sie den bereits fünften Christopher Street Day (CSD) in Traunstein. Bunte Parade mit guter Stimmung, Musik, Glitzer und Regenbogenfahnen. Trotz Partylaune – die insgesamt 17 Mitglieder des Vereins tragen am 24. August auch ernste Anliegen auf die Traunsteiner Straßen:

„Zum Beispiel hatten wir uns gewünscht, dass am Traunsteiner Rathaus die Regenbogenfahne gehisst wird für mehr Sichtbarkeit von queeren Menschen in Traunstein.“ Leider habe in der damaligen Stadtratssitzung Oberbürgermeister Christian Hümmer dies abgelehnt. Aber die Forderungen gehen weit über die Symbolkraft einer Regenbogenfahne hinaus. Als Kinderpflegerin weiß Fiona, wie wichtig Kinder- und Jugendarbeit ist, um Vorurteilen entgegenzuwirken.

Anzahl der Straftaten gegen LGBTQ-Personen verdoppelt

Das Problem sei, dass queere Bildungsarbeit zu wenig gefördert werde: „Schulen müssen sich da aktiv drauf bewerben. Es gibt lange Wartelisten dafür, also sind die Hürden hoch.“ Für sie ist klar, es muss mehr investiert werden, um Mobbing und Hass entgegenzuwirken. Und die Statistik zu Straftaten gegen queere Menschen gibt ihr recht: Die erfassten Straftaten gegen LGBTQ in Bayern haben sich von 2022 auf 2023 verdoppelt. Und auch Fiona hat den Hass schon am eigenen Leib erfahren müssen:

„Beschimpft und bespuckt“ - Auf dem Weg zum Traunsteiner Queer-Treff

Sie war auf dem Weg zu einem der Traunsteiner Queer-Treffen, in der Hand eine große Tasche mit Regenbogen darauf: „Ich bin beschimpft und bespuckt worden, das passiert auch hier in Traunstein.“ Die Täter: eine Gruppe Jugendlicher, laut Fiona jünger als sie. Auch aus der Schulzeit kenne sie Mobbing. Warum nimmt die Gewalt zu? Fiona vermutet, es läge am europaweiten Rechtsruck in der Gesellschaft. Und deshalb sei gerade in Kleinstädten wie Traunstein oder dem ländlichen Umfeld die Auseinandersetzung mit dem Thema so wichtig.

Queere Menschen gibt es überall - auch auf dem Land

„Es gibt immer dieses Narrativ, wir existieren in Traunstein nicht.“ Dass es viele queere Leute in Großstädte ziehe, verwundert Fiona nicht: „Die Leute ziehen weg, weil sie hier nicht gesehen werden, weil sie hier für die Gesellschaft unsichtbar sind.“ Aber das stimme so nicht: „Die meisten haben ja vorher am Land gewohnt, es gibt uns hier auch, wir existieren.“

Mit Tracht und Regenbogen für mehr Sichtbarkeit

Laut bayerischem Sozialministerium identifizieren sich 7,4 Prozent der Deutschen als queer. Also gar nicht so fernab jeglicher Realität? Ob im Trachtenverein, bei der Feuerwehr oder in der Landfrauengruppe: queere Menschen wirken mit, sind Teil der bayerischen Kultur: Oft werde aber die geschlechtliche oder sexuelle Identität aufgrund von Angst vor Unverständnis oder sogar Diskriminierung verschwiegen. Anders ist das bei Fiona Sampson. Trotz der Anfeindungen: Sie trägt ihr Regenbogen-Dirndl mit Stolz und macht so anderen Mut:

„Die Oma hat die Schürze genäht“

„Das Dirndlgwand ist eigentlich mein Schützendirndl.“ Beim Schützenverein könne sie leider nicht mehr mitmachen – zum Glück nicht, weil sie dort diskriminiert wurde, einfach aus Zeitmangel. Für einen CSD im Salzburger Land wollte Fiona ihr Trachtengewand entsprechend umgestalten. Eigentlich war die Idee, sich die Regenbogenfahne einfach umzubinden, aber da war die Oma, gelernte Schneiderin, dagegen: „Sie hat das gesehen und gesagt, so kannst nicht rausgehen und dann hat die Oma die Schürze genäht.“

Am Traunsteiner CSD sind alle willkommen

Ob mit oder ohne Tracht – am 24. August beim CSD in Traunstein sei jeder herzlich willkommen. Fiona hat die Details für euch: „Los gehts um 13 Uhr am Traunsteiner Bahnhof. Dann ziehen wir als Parade durch die Stadt und enden im Traunsteiner Stadtpark. Hier gibt es dann eine Bühne mit Musik, Essensstände, Drag-Queen-Show und a richtig guade Stimmung. Leid, kommts auf jeden Fall vorbei.“

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