Immer mehr Besucher
Tourismus-Boom im Achental - selbst ein „bisschen Regen ist hier schön“
Der Tourismus im Achental kann eine positive Bilanz für das touristische Jahr 2023 ziehen, trotz des Schneemangels im Winter. Man hat sich dort auf einen Ganzjahrestourismus spezialisiert. Wie das im Einklang mit der einheimischen Bevölkerung funktioniert und wie es in Zukunft aussehen kann.
Unterwössen – Besonders reich an Schnee war der Winter, der gerade sein Ende findet, nicht. Gerade in den Skigebieten war der Schnee oft Mangelware. Was dem Tourismus aber keinen Abbruch getan hat. Der Achental Tourismus hat nun Bilanz gezogen und kann ein deutliches Plus verbuchen.
Mehr als 300.000 Übernachtungen
Nicht nur den Winter kann der Achtental Tourismus positiv hinter sich lassen. Auch die Folgen der Pandemie scheinen überwunden zu sein. Es gab mehr Übernachtungen als im Vor-Corona-Jahr 2019, ein Anstieg um 1,5 Prozent auf 305.597 Übernachtungen und bei den Gästeankünften ein Plus von vier Prozent auf 61.933 Gäste. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 4,9 Tage. Die Anzahl der Betten in den Achental-Gemeinden ist auf 2500 gestiegen. „Wir freuen uns sehr über diese positive Entwicklung, denn sie zeigt, dass sanfter und naturnaher Tourismus im Einklang mit der einheimischen Bevölkerung funktioniert“, so Elisabeth Keihl, Vorstand des Achental Tourismus.
Wetterunabhängiges Programm
„Wir sind keine Wintersportdestination mit Skilift und künstlicher Beschneiung – deswegen setzen wir auf Ganzjahrestourismus und passen unser Angebot und unsere Kommunikation an die Wettergegebenheiten an“, erklärt Elisabeth Keihl. Konkret bedeutet das: Ohne Schnee gibt es keine Schneebilder in den sozialen Medien des Achental Tourismus. Das Winterprogramm bietet wetterunabhängige Aktivitäten wie Rauhnachtswanderungen oder Bastelnachmittage für Kinder, die sowohl von Gästen als auch Einheimischen gut angenommen werden. „Wir geben auch Tipps für Winterwanderungen, im Winter geöffnete Almen und Themenwege, die ganzjährig besucht werden können. Das macht uns zu einem authentischen und nachhaltigen Reiseziel, das nicht nur vom Wetter abhängig ist“, unterstreicht Elisabeth Keihl.
„Ein bisschen Regen ist auch mal schön”
2023 hat der deutsche Reisemarkt seine alte Stärke wiedererlangt. Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. berichtet, dass 77 Prozent der Deutschen eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen gemacht haben. Bayern bleibt das bevorzugte Inlandsreiseziel mit über 30 Millionen Gästeankünften im letzten Jahr. Die Gäste kommen dabei aus ganz Europa. Der Hauptanteil der Gäste sind deutsche Touristen, gefolgt von Österreich und der Schweiz, sagt Keihl gegenüber der Chiemgau-Zeitung. „Wir haben aber gerade im vergangenen Sommer gemerkt, dass die Kollegen, die Spanisch, Italienisch und Englisch sprechen und das auch anwenden konnten.” Besonders die Gäste aus Spanien hätten die Kollegen erstaunt. „Sie haben die Gäste dann auch gefragt, was sie ins Achental bringt. Sie haben gesagt, sie wollen auch mal wieder in eine Region, in der es nicht über 40 Grad hat, sie wollten grüne Wiesen und grüne Bäume sehen und ein bisschen Regen sei auch mal schön.”
Ausblick auf das Reisejahr 2024
Auch für 2024 planen 73 Prozent der Deutschen eine Urlaubsreise von mehr als fünf Tagen. Urlaub ist nach Lebensmitteln das zweitwichtigste Konsumgut, und trotz Inflation und unsicheren Zeiten wird eher auf zusätzliche Reisen verzichtet, als auf die Hauptreise. Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. zeigt für 2023 Rekordausgaben von 86,9 Milliarden Euro für Haupturlaubsreisen, eine Steigerung gegenüber den 80,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Trotz der Belastung durch gestiegene Preise, besonders in unteren Einkommensschichten, sparen die Deutschen bisher nicht am Urlaub.
„Bisher sieht es nicht schlecht aus für 2024”, sagt Keihl. Über ein Online-Buchungssystem kann sie ein bisschen vorausblicken. „Im Januar und Februar waren wir deutlich über dem Vorjahr. Die Vorzeichen stehen also auch für die Herbstsaison nicht schlecht.” Es kommen auch regelmäßig neue Gastgeber hinzu. Alle, die neu dazukommen, sind durchweg online buchbar. Deswegen würden neue Gastgeber auch immer automatisch bedeuten, dass die Online-Buchungsumsätze hochgehen.
Im Einklang mit der Bevölkerung
Große Hotels gibt es im Achental kaum. Eher Ferienhäuser und Ferienwohnungen. Auch wenn man noch mehr Gäste unterbringen könnte, sei das nicht das Ziel. „Wir wollen ein gesundes Verhältnis von Einheimischen zu Touristen haben”, so Elisabeth Keihl. „Das passt bei uns noch.” In den kommenden Jahren würden einige Generationenwechsel stattfinden. „Deswegen freuen wir uns, wenn Junge weitermachen oder eben auch Neue dazukommen. Aber unser Ziel ist es jetzt nicht, Betten auf Teufel komm raus bei uns nach oben zu schrauben.” Der Tourismus trägt zum Wohlstand in der Region bei – er sorgt für ein breites Angebot an kulturellen Veranstaltungen, für den Ausbau der Infrastruktur, für Arbeitsplätze, trägt gleichzeitig aber auch Sorge, dass die Natur nicht zu Schaden kommt. „Die Gäste kommen zu uns ins Achental, weil sie hier noch eine intakte Natur vorfinden – die Natur ist unser Kapital“, so Keihl.