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Kryptogelder und Drogenimporte aus den USA

Wildschwein-Problem bei Marihuana-Anbau: „Weiß auch nicht warum, aber die scheinen das zu mögen“

Hanf-Plantagen hinter dem Schwimmbad in Töging und am Innkanal brachte den Angeklagten viel Geld ein (Symbolbild).
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Hanf-Plantagen hinter dem Schwimmbad in Töging und am Innkanal brachte den Angeklagten viel Geld ein (Symbolbild).

Traunstein/Töging – Zwei Plantagen in Töging und Marihuana-Importe aus den USA: Vier junge Männer aus dem Landkreis Altötting stehen aktuell wegen ihrer Drogengeschäfte im Darknet vor dem Landgericht in Traunstein.

Update, 14.15 Uhr – Unklar wie viele Zeugen aussagen werden

Im Anschluss an die eineinhalbstündige Befragung des Angeklagten L. durch den Vorsitzenden und beisitzenden Richter, führte Staatsanwalt Nils Wewer diese nach der Mittagspause fort. Im weiteren Verlauf des Verhandlungstages, der wohl noch bis 17 Uhr dauern dürfte, wird geklärt, wann und in welchem Umfang sich die weiteren Angeklagten zur Sache äußern werden. Noch unklar ist aktuell, wie viele Zeugen in dem Fall insgesamt aussagen werden, und wie viele Prozesstage dafür verwendet werden müssen.

Da eine Live-Berichterstattung an jedem Verhandlungstag in diesem komplex gelagerten Fall sehr umfangreich und unübersichtlich ausfallen würde, wird innsalzach24.de nur an ausgewählten Prozesstagen über den Verlauf der Verhandlungen berichten. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Update, 12 Uhr – Wegen Hagelschlag und Schimmel auf USA-Drogen umgestiegen

Vor der Mittagspause sagte der angeklagte L. (23) zur Sache aus. Zuerst erläutert er im Detail, wie und wann die Marihuana-Plantagen in Töging gepflanzt wurden. L. sagt aus, er habe die Samen in einem Online-Shop bestellt und bis Juni 2021 vorgezogen und dann die Plantage hinter dem Töginger Schwimmbad gepflegt. Gemeinsam mit S. habe er sich auch um die Plantage am Innkanal gekümmert. 

„...Unkraut war eigentlich kein Problem – eher die Wildschweine“

Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, was bei der Pflege der Plantage gemacht werden musste, gab L. an, dass der Boden vorbearbeitet worden war und nach dem Einsetzen der Setzlinge einmal pro Woche gegossen werden musste. „Unkraut war eigentlich kein Problem“, sagte L. „Eher die Wildschweine. Ich weiß auch nicht warum, aber die scheinen das zu mögen.“

Wegen Hagel und Schimmel Anbau eingestellt

Auch die Indoor-Plantage im Dachboden von S. kannte L.: Es handelte sich laut L. um zwei Zelte mit etwa 20 Pflanzen gehandelt. Anhand einer Zeitschaltuhr wurde die künstliche Beleuchtung gesteuert. Nach der Ernte sei das Marihuana getrocknet und bei L. gelagert worden, um es anschließend nach und nach zu verkaufen. Die Erlöse seien zwischen S. und L. hälftig aufgeteilt worden. Wegen Hagelschlag und Schimmel sei man später auf das Marihuana aus den Vereinigten Staaten umgestiegen.

Volumen des Scheinkaufs viel höher als Verkäufe vorher

Auch zu diesen Drogenbestellungen und -paketen macht L. umfangreiche Aussagen. Bereits Monate vor der Verhaftung habe L. aber kaum noch an den Geschäften der mutmaßlichen Bande teilgenommen, weil es zu einer Auseinandersetzung gekommen war. Zu dem Scheinkauf, der zur Verhaftung der vier Männer führte, sagt L.: „Ich muss sagen, ich dachte zuerst, dass das ganze erfunden sei. Volumentechnisch waren die 16 Kilo bei dem Scheinkauf ja viel höher, als alles was vorher abgelaufen ist.“

Update, 10.33 Uhr - Langer Prozess steht bevor: Staatsanwalt lehnt Verständigung ab

Schon am ersten Verhandlungstag im Prozess gegen vier junge Männer aus Töging hatte Staatsanwalt Nils Wewer eine Verständigung abgelehnt. Die von der zweiten Kammer vorgeschlagenen vollumfänglichen Geständnisse inklusive umfangreicher Angaben zur Arbeitsteilung der vermeintlichen Bande reichten für ihn nicht, um seine Strafvorstellungen anzupassen. Er hatte für die mutmaßlichen Strippenzieher, den 24-jährigen S. und den 23-jährigen W. acht bis achteinhalb Jahre Freiheitsstrafe gefordert. Für Angeklagten L.(23) und B.(23) forderte Wewer vier und knappe sechs Jahre.

Abitur und begonnenes Studium

Der zweite Verhandlungstag beginnt mit Angaben der Angeklagten zu ihren persönlichen Verhältnissen. Alle Angeklagten kennen sich aus der Schule und ihrer Kindheit. Sowohl S. als auch L. haben Abitur und nach dem Schulabschluss ein Studium im Bereich Chemie / Elektrotechnik begonnen. Während S. bis zum Beginn seines nächsten Studiums als Mitarbeiter der Deutschen Post arbeitete, studierte L. in der Zwischenzeit BWL, musste aber wegen der zwischenzeitlichen Verhaftung abbrechen.

Ausgebildete Mechatroniker

Während S. im Haus seiner geschiedenen Eltern lebte, konnte sein Grundschulfreund W. seine Ausbildung als Mechatroniker erfolgreich abschließen. Er arbeitete während der Pandemie weiter bei seinem Ausbildungsbetrieb, litt aber unter einem schwierigen Verhältnis zu seinem Elternhaus. B., der ebenfalls als Mechatroniker arbeitet, wohnte einige Jahre bei S. in dessen Elternhaus. Er gibt an, seit seiner Kindheit unter Grübeleien und Ängsten zu leiden. Nicht nur B. gab an, durch die Corona-Pandemie negative Auswirkungen verspürt zu haben.

Vorbericht, 7.16 Uhr

Sie sollen etwa 200 Marihuana-Pflanzen hinter dem Töginger Schwimmbad und 600 am Innkanal angebaut haben: Vier junge Männer aus Töging müssen sich aktuell wegen Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringen Mengen vor dem Landgericht Traunstein verteidigen. Als Bande sollen die Angeklagten das Cannabis in zwei Darknet-Shops angeboten und es per Post an ihre Kunden versandt haben. Insgesamt sollen sie mit den Drogen einen Umsatz von mindestens 611.000 Euro gemacht haben.

Ein Scheindeal mit Folgen

Durch Rauschgiftfahnder war im Januar 2023 der Scheinkauf von 16 Kilogramm Marihuana eingefädelt worden. Im Zuge der Übergabe konnte dann der angeklagte S. (24) festgenommen und bei einer Durchsuchung seiner Wohnräume eine Indoorplantage im Dachboden und ein Versandstudio im Keller gefunden. Ein weiterer Angeklagter, W. (23), soll sich um den Darknet-Handel gekümmert haben: Bei der Durchsuchung seiner Wohnräume konnten eine geladene Schreckschusspistole, Munition und diverse digitale Speichergeräte sichergestellt werden. Die Angeklagten B. (23) und L.(23) spielten bei Verpackung und Versand der Ware sowie bei regionalen Deals eine Rolle.

Werden die Angeklagten gestehen?

Weil es sich laut dem Vorsitzenden Richter Volker Ziegler um einen „sehr komplexen Fall“ handele, wurden am ersten Verhandlungstag viele Gespräche geführt: zuerst zur Verständigung zwischen den Parteien und dann zur Beratung der Kammer. Den Angeklagten wurden anschließend die Strafvorstellungen mitgeteilt und vollumfängliche Geständnisse sowie Angaben zur Arbeitsteilung in der mutmaßlichen Bande vorausgesetzt. Ob sich die Angeklagten darauf einlassen werden, wird am heutigen zweiten Verhandlungstag (20. September) mitgeteilt werden.

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