Bürgermeisterin Stefanie Lang nimmt Stellung
Tenglinger Badegast empört: Jahreskarte im Strandbad „kostet 59 Prozent mehr als letztes Jahr!“
Heiß sind derzeit nicht nur die Temperaturen - erhitzt ist auch die Stimmung eines Tenglinger Familienvaters. Bislang konnte er sich im örtlichen Strandbad samt seiner drei Kinder für 44 Euro das ganze Jahr über abkühlen. Jetzt kostet es 70 Euro. Warum die Preiserhöhung? Wir haben bei der Tachinger Bürgermeisterin Stefanie Lang (parteilos) nachgefragt.
Taching am See – Kurzurlaub daheim - bei uns im Chiemgau kein Problem. Einfach die Badehose eingepackt, Picknickdecke und ab geht es an einen unserer schönen Seen. Den Tachinger See zum Beispiel. Klar im Vorteil, wer sogar im Ortsteil Tengling der Gemeinde Taching wohnt und das Strandbad direkt ums Eck liegt. Aber der Badespaß kostet Eintritt - zumindest, wenn der Bademeister vor Ort ist.
70 Euro für eine Familien-Jahreskarte statt der vorherigen 44 Euro
Und genau da beginnen die Probleme eines einheimischen Tenglinger Familienvaters. Denn - immer wenn das Strandbad unter Aufsicht steht, verlangt die Gemeinde eine kleine Gebühr: Drei Euro pro Tag für Erwachsene und 1,50 Euro für Kinder und Jugendliche zwischen zehn und siebzehn Jahren. Für eine Jahreskarte für Familien muss man seit diesem Jahr 70 Euro bezahlen. Letztes Jahr war die Familienkarte mit 44 Euro deutlich günstiger. Der einheimische Tenglinger findet das zu teuer und schreibt Chiemgau24.de einen Leserbrief:
Kein Bademeister, kein Eintritt - lohnt sich die Jahreskarte?
„In Tengling gibt es ein Strandbad. Die meiste Zeit offen, ohne Kosten. Nur wenn der ältere Herr und der Bademeister „Zeit“ haben, ist eine Aufsicht (= Eintrittspreis) vor Ort. Letztes Wochenende am Freitag Aufsicht, am Samstag keine Aufsicht, am Sonntag Aufsicht, am Montag, Dienstag, Mittwoch und heute Donnerstag keine Aufsicht.“ Und somit hätte er ja mit seiner Familie an all diesen Tagen ohne Bademeister kostenlos das Strandbad besuchen können. Er hat aber die Jahreskarte schon vorab bezahlt.
„Dann muss man sich überlegen, ob man sich die Jahreskarte zulegt oder nicht, weil wir kassieren, wenn das Wetter schön genug ist, dass auch Badebetrieb ist, dass das Strandbad offen hat.“ Der Einsatz des Bademeisters und des Kassierers lohne sich an Tagen mit schlechtem Wetter einfach nicht, erklärt die Tachinger Bürgermeisterin Stefanie Lang weiter. Nachvollziehbar. Aber wie rechtfertigt sie die immense Preiserhöhung?
Bevorzugung von Einheimischen verstößt gegen das Gesetz
Die günstigen Preise der letzten Jahre waren ermäßigte Eintritte für Einheimische. Nachdem die Rupertus Therme in Bad Reichenhall aber laut Stefanie Lang vor einiger Zeit von einem Österreicher verklagt wurde, weil auch sie Vergünstigungen für Einheimische anboten, kam der Stein ins Rollen: „Wir wurden vom Landratsamt Traunstein nochmal auf die EuGH-Richtlinie (Europäischer Gerichtshof) hingewiesen, aufs allgemeine Gleichstellungsgesetz, wonach man niemand wegen seiner Herkunft benachteiligen darf.“ Und so müssen jetzt alle, Einheimische wie Touristen denselben Preis zahlen.
„Klamme Kassen“ sprechen gegen günstigere Preise
Es hätten aber doch alle einfach den geringeren Preis zahlen können? „Wir haben dann auch in Betracht der klammen Kassen und aufgrund der Bewirtschaftungskosten und der Pachtkosten, die wir auch zu zahlen haben für das Strandbad, uns als Gemeinderat einstimmig dazu entschlossen, die Preise an den regulären Preis anzugleichen.“ Die Bürgermeisterin betont, dass diese Entscheidung dem Gemeinderat nicht leicht gefallen sei. Aber bei einer Angleichung an die günstigen Preise hatte man die Befürchtung, so Lang, ein defizitäres Geschäft, ähnlich wie in anderen Kommunen zu betreiben.
Kostenloser Badespaß nach Feierabend
„Also wenn ich tatsächlich die Preise verlangen würde, die es mich kostet, dieses Strandbad zu betreiben, dann müssten wir die Preise nochmal ganz anders gestalten. Wir sehen es als Gemeinderat eher so, dass wir da einen Treffpunkt für unsere Jugendlichen schaffen, insbesondere mit den Sprungtürmen, die wir als einzige Gemeinde rund um den ganzen Waginger- und Tachinger See betreiben.“ Kleiner Tipp: Alle, die Geld sparen und trotzdem ins Tenglinger Strandbad wollen: Vor 9 Uhr morgens und ab 17 Uhr abends ist der Eintritt sowieso immer kostenlos. Diesen Tipp haben uns sowohl die Bürgermeisterin als auch der empörte Tenglinger Familienvater gegeben.