Traunreut wird künftig schon von Weitem erkennbar sein
„Stolz auf Heidenhain“ oder „schade, dass wir das haben müssen“? Windrad-Debatte im Stadtrat
Das war keine Selbstverständlichkeit: Ohne eine Gegenstimme war der Traunreuter Stadtrat für den Bau zweier Windräder durch die Firma Heidenhain - und trotzdem gingen die Meinungen ziemlich auseinander.
Traunreut - Mit einem anschaulichen Beispiel machte Stadtrat Roger Gorzel (Bürgerliste) klar, warum er mit den beiden geplanten Windrädern hadert: „Man wird schon von der Weite wissen, wo Traunreut liegt. Man muss gar nicht mehr auf der Landkarte suchen.“ Denn schon die Pallinger Windräder stechen aus der Landschaft hervor. Doch mit 167 Metern Nabenhöhe werden die „Heidenhain-Windräder“ nochmal deutlich höher. „Schade, dass wir das vor unserer Haustür haben werden müssen“, so Gorzel: „Sie sind leider notwendig. Aber bei den zweien muss es bleiben.“
Czepan: „Hoffentlich folgen noch viele weitere Anlagen“
Völlig anders sah es dagegen Martin Czepan (Grüne): „Hoffentlich folgen noch viele weitere Anlagen.“ Im Siebeneichenforst, nördlich der Stadt, wo die beiden Anlagen stehen werden, könnten mit Bürgerbeteiligung noch weitere Windräder gebaut werden. Und außerdem störe sich auch in Palling oder Schnaitsee niemand an den insgesamt fünf Windrädern. Sie sind bisher die einzigen im Landkreis Traunstein. „Danke an Heidenhain, die Initiative zu ergreifen und die Windkraft im Landkreis jetzt wieder voranzubringen“, so Czepan.
Auch Sepp Winkler (Bürgerliste) bekannte sich: „Wir können Stolz auf Heidenhain sein. Die jammern nicht, die packen an.“ Denn der größte Traunreuter Industriebetrieb plant mit einem Baubeginn schon in einem Jahr. Und im Herbst 2025 sollen sich die 80 Meter langen Flügel dann drehen. „Hoffentlich findet man dort nicht noch eine Mopsfledermaus“, meinte Winkler. Denn das streng geschützte Tier hat schon so manches Bauprojekt gekippt - in den letzten Jahren zum Beispiel die Erweiterung des Industriegebietes im Traunsteiner Norden.
Stadtrat Winkler rechnet mit Protesten
„Protest wird sicher kommen“, vermutete Sepp Winkler. Von den beiden Traunreuter AfD-Stadträten dürfte er nicht kommen. Auch sie stimmten zu. Andreas Füssel (AfD) erkundigte sich nur, ob die Anlagen nicht niedriger sein könnten. Doch vor allem im Wald nimmt der Ertrag nach unten hin stark ab. 30 Metern weniger Höhe ergäben 30 Prozent weniger Energie. Eindeutig pro Windkraft positionierte sich Christian Stoib (SPD): „In der Nähe eines Atomkraftwerks zu wohnen ist auch nicht schön, da sind Windräder nicht viel schiacher.“ Bis zur nächsten Wohnbebauung sind es aber eh rund 850 Meter.
Die „Heidenhain-Windräder“ werden zwar mitten im Wald stehen, aber auf einem Fleck, der von Sturmschäden gezeichnet ist. „Ich sehe da keine Einflugschneise für Borkenkäfer“, war sich Michael Mollner (LIZ) sicher. Die Standorte seien „waldtechnisch nicht besonders wertvoll“ und „besser als letztes Mal“. Mollner spielte auf Diskussionen von 2021 an. Damals lehnte der Stadtrat Windräder, ebenfalls im Siebeneichenforst, noch ab. „Heute herrscht eine andere Zeitrechnung“, blickte auch Stephan Mirbeth (Bayernpartei) zurück: „Jetzt kommen wir nicht mehr drumherum, auch wenn es uns nicht gefällt.“
Heidenhain deckt 30 Prozent des Energiebedarfs mit Windrädern
Heidenhain will mit den Windrädern 30 Prozent des eigenen Energiebedarfs decken. Das öffentliche Stromnetz wird im Gegenzug entlastet. Über zwölf Monate hat Heidenhain die Windstärken im Siebeneichenforst messen lassen. Über 4,9 Meter pro Sekunde sind es auf der Nabenhöhe im Schnitt. Das Areal gilt als Windvorranggebiet. Die Fundamente für die Anlagen haben einen Durchmesser von 24 Metern und müssen ungefähr einen halben Meter in den Boden eingelassen werden. Der Flächenbedarf pro Windrad: 4400 Quadratmeter beim Aufbau, danach 4000..
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