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Spielkasino-Mordprozess am Landgericht Traunstein

Freund des Todesopfers: „War komplett unter Schock und bin auf ein Dach geklettert“

Der Angelagte Remzi K. im Gespräch mit seinem Dolmetscher.
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Der Angelagte (2. v. l.) im Gespräch mit seinem Dolmetscher (1. v. r.).

Traunstein – Am 4. Mai beginnt die Verhandlung gegen den mutmaßlichen Spielkasino-Mörder (60) aus Burghausen. Mitte Juli 2022 soll er einen dreifachen Vater (32) erschossen haben, weil der das Auto seiner Lebensgefährtin ausgeliehen hatte. Sein Beifahrer konnte vor den Schüssen fliehen und wird im Prozess nun eine wichtige Rolle spielen.

Update, 15.55 Uhr - Freund des Todesopfers sagt als Zeuge aus

Die Verhandlung gegen den wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagten Remzi K. (60) aus Burghausen wird fortgesetzt. Während ein Brustschuss aus K.s Pistole den dreifachen Vater Heiko B. (32) getötet haben soll, habe B.s Beifahrer und Begleiter Y. vor den weiteren Schüssen fliehen können.

Der 30-jährige Y. soll nun als nächster Zeuge vor Gericht aussagen. Auch er stammt aus Burghausen und ist in Burghausen wohnhaft. Y. Sagt, er habe Heiko B. schon über viele Jahre gekannt. Die Lebensgefährtin des Angeklagten, die damals 28-jährige Viktoria H., dagegen nur flüchtig.

Der Vorsitzende Richter Volker Ziegler möchte von Y. wissen, wie es zu dem Treffen am 14. Juli 2022 in der Burghauser Spielothek kam. Der Zeuge rekonstruiert die Geschehnisse und schildert verschiedene Autofahrten, die er mit Heiko B. und Viktoria H. an dem Tag unternommen hätten. Das Dreigespann wäre demzufolge ein paar Stunden gemeinsam unterwegs gewesen. Weil H. ihre Schicht im Casino um 18.30 Uhr beginnen habe müssen, sei sie zu sich nach Hause um zu duschen. Wo Viktoria wohnte, wussten die Männer laut Y. Der Zeuge gibt aber an, dort nur einmal zusammen mit Heiko auf Viktoria gewartet zu haben.

Y. sagt aus, dass Viktoria viel über ihren Lebensgefährten Remzi K. gejammert habe. „Viktoria hat gesagt, er wollte Schluss machen, und dann wieder nicht“, so Y. „Sie hat gesagt, er ist laut und macht nur Stress.“ Heiko B. habe Viktoria H. etwas länger gekannt, als Y., dennoch glaube der Zeuge nicht, dass sein Freund eine Beziehung mit ihr gehabt habe. „Heiko hat immer gesagt: ‚Die ist wie ein Mann‘“, so Y. Die junge Frau soll sich schnell provoziert gefühlt, und darauf recht aggressiv reagiert haben. Heiko B. habe Viktoria H. auch einmal zu ihrem zweiten Freund gefahren.

Die beiden Männer hätten laut Y. erst Viktoria mit ihrem Auto zum Spielcasino gefahren und seien dann mit deren Auto unterwegs gewesen. „Wer liebt es nicht, mit Autos rumzufahren“, sagt Y. Dazu. Als Viktoria H. dann wegen ihrer vergessenen Zigaretten eine Textnachricht an Heiko B. Gesendet habe, seien die beiden Männer noch einmal zum Casino, um ihr diese zu bringen. Auf dem Weg aus dem Casino sei ihnen dann K. Entgegengekommen, es sei zu einer kurzen Rangelei gekommen, dann habe K. Heiko B. niedergeschossen und Y. sei geflohen.

„Ich bin weitergelaufen“, so Y. „Ich war komplett unter Schock und bin dann auf ein Dach geklettert, wo ich mich versteckt habe, bis die Blaulichter kamen.“ Y. schildert, dass er noch immer unter Alpträumen und gelegentlichen Panikattacken und Flashbacks leide. 

Der Vorsitzende Richter Volker Ziegler unterbricht die Hauptverhandlung. Am Montag, 8. Mai, wird der Prozess fortgesetzt. 

+++ innsalzach24.de berichtet dann wieder live aus dem Gerichtssaal +++

Update, 13.30 Uhr - „Zeugen waren sichtlich unter Schock“: Polizist über Ankunft am Tatort in Burghausen

Nach einer halbstündigen Pause, wird noch einmal ein Tatvideo gezeigt: Dieses zeigt in etwas größerer Darstellung und aus einem anderen Winkel, wie sich die Tat ereignet haben soll. In Zeitlupe nehmen die Prozessbeteiligten die Bilder in Augenschein, während sich der Angeklagte wieder schützend die Hand vor sein Gesicht hält. Anschließend betrachten die Richter die Pläne des Tatorts: dem Spielcasino „Jackpot“ im Burghauser Gewerbepark Lindach. Dann wird der Burghauser Polizeidienststellenleiter in den Zeugenstand gerufen. 

Burghauser Polizeibeamter sagt als Zeuge aus

Der Beamte war einer der ersten Personen am Tatort, und beschreibt, wie er mit dem Einsatzleiter etwa sieben bis zehn Minuten nach der Erstmeldung eines Schusswechsels am Parkplatz vor der Burghauser Spielothek eintraf. „Auf dem Weg dahin wurde dann auch gemeldet, dass eine Person erschossen worden sei. Auch von einem Fluchtfahrzeug wurde berichtet“, so der Polizist. Kurz nach dem Eintreffen am Tatort habe er im rückwärtigen Bereich des Gebäudes eine Person beim Aufgang zum Spielcasino liegen sehen und der Bereich wurde abgesperrt. 

Patronenhülsen vor weißem Auto gefunden

Weil aber auch um ein weißes Auto mit platten Reifen Patronenhülsen gefunden worden seien, habe man den Sperrbereich um den Verstorbenen nach und nach erweitert. Der Polizeibeamte berichtet von weiteren Personen am Tatort, die sichtlich unter Schock gestanden seien. Angeblich hätten sie die Tat oder Teile davon mitverfolgt – unter ihnen war wohl auch die Lebensgefährtin des Angeklagten. Nachdem der Gebäudebesitzer und Betreiber eines Musikgeschäftes auf die Aufnahmen der Überwachungskameras hingewiesen hatte, konnte man diesen auch die Kennzeichen des Fluchtfahrzeuges und ein Foto von dem Verdächtigen entnehmen.

Wahl des Fluchtwegs nicht nachvollziehbar

Zu den Zeugen sei etwas später auch Y. Dazugekommen. Er habe von einer Verfolgung berichtet und sei dann wegen dem Tod seines Freundes zusammengebrochen.  Der Polizeibeamte gibt an, den Weg, den der Täter für seine Flucht nahm nicht nachvollziehen zu können. „Um die Zeit war die Altstadt in Burghausen relativ belebt“, so der Beamte. Warum der Angeklagte also über die enge Altstadtbrücke und dann die Serpentinen am Acher Berg nahm, sei für ihn nicht nachzuvollziehen.

„Der kürzeste Weg nach Osteuropa wäre über die neue Brücke gewesen“, sagte er. Der Vorsitzende Richter Volker Ziegler unterbricht dann die Verhandlung für eine Mittagspause. Um 14.30 wird der Prozess fortgesetzt.

Update, 11.30 Uhr - „Warum haben Sie das gemacht? Er hatte drei Kinder!“: Tatvideo wird gezeigt

Jetzt wird das Video von der Schussabgabe beim Spielcasino gezeigt. Es stammt aus Überwachungskameras im Spielcasino-Bereich und zeigt den Eingangsbereich, die Spielhalle und den Zugang zum Casino über die Treppe. Aus Rücksicht auf die Angehörigen des verstorbenen B. wird das Video der Öffentlichkeit nicht vorgeführt. Die Eltern von B. hatten ausdrücklich geäußert, die Aufnahmen nicht ansehen zu wollen. Der Angeklagte selbst wirkt nervös und mitgenommen beim Betrachten des Beweisstücks. Er wirkt emotional sehr aufgewühlt und versteckt sich hinter einer schützenden Hand vor dem Gesicht.

„Es ist ein Riesenloch entstanden!“

Der Vorsitzende Richter Volker Ziegler ruft den Vater des verstorbenen Heiko B. in den Zeugenstand. Dieser beginnt seine Aussage mit eindeutigen Worten: „Heiko war für seine Familie immer da. Ich vermisse ihn und ich brauche ihn. Und er ist nicht mehr da!“ Im Publikum fließen Tränen: B. War dreifacher Vater. Seine drei Kinder im Alter zwischen neun und zwölf Jahren leben bei ihrer Mutter. Der Vater von B. Gibt an, seit zwölf Jahren Probleme mit dem Herzen zu haben, weshalb er stark auf seinen Sohn angewiesen war, der sich immer um alles gekümmert habe.

Schmerzhafte Tränen im Gerichtssaal

Dann bricht es aus dem Zeugen heraus: „Warum haben sie das gemacht! Er hat drei Kinder gehabt!“  Später sagt er, die ganze Familie sei durch den Verlust von Heiko B. kaputt gegangen. „Dank ihnen!“, richtet er sein Wort an den Angeklagten. Der Verstorbene habe eine Freundin gehabt, „aber nicht die H.“, sagt der Vater aus. Die Lebensgefährtin des Angeklagten habe nicht dem Geschmack seines Sohnes entsprochen. „Mein Sohn war kein unbeschriebenes Blatt“, sagt der Zeuge weiter aus. Aber durch seinen Tod sei ein Riesen Loch entstanden. „Es sind acht Enkelkinder da. Das Leben von meiner Frau und mir ist zerstört. Dank Ihnen!“

Die Mutter des Verstorbenen äußert sich vor Gericht nicht zur Sache. Es wird lediglich ein Attest verlesen, indem Frau B., aber auch ihrem Mann posttraumatische Belastungsstörungen bescheinigt werden.

Update, 10.30 Uhr - Eifersucht könnte ein Element des Tatmotivs gewesen sein

Der psychiatrische Facharzt Dr. Johannes Wittmann setzt sein psychiatrisches Gutachten über Remzi K. (60) fort und fasst die Angaben des Angeklagten über den Tathergang am 14. Juli 2022 zusammen. Der 60-Jährige will am Abend die beiden Männer B. und Y. mit dem Auto seiner Lebensgefährtin fahren gesehen haben. Weil am Autoschlüssel aber auch der Schlüssel zu seiner Wohnung befestigt gewesen sei, soll er beunruhigt gewesen sein, dass die beiden Männer auch Zutritt zu dieser gehabt hätten. 

Angeklagter soll Kontrolle verloren haben

Aus diesem Grund sei Remzi K. in Rage zu dem Spielcasino gefahren, wo seine Freundin arbeitete. Dort habe er einen Streit mit ihr begonnen. Als die beiden Männer B. Und Y. beim Casino eintrafen,  habe K. vor lauter Wut die Schläge von einem der beiden gar nicht gespürt – dann aber die Kontrolle über sich verloren. Die Schussabgabe auf B. sei eine Kurzschlussreaktion gewesen, den zweiten Mann Y. habe er nicht erschießen wollen. Bewusst habe der Angeklagte in die Luft geschossen „um den Mann zu vertreiben.“

Angeklagter führte oft Pistole bei sich

Seine Pistole habe der Angeklagte bereits früher von einem Bekannten aus Ex-Jugoslawien gekauft, um sich selbst zu schützen. Außer auf seiner Arbeit habe er diese sehr oft bei sich geführt, denn schon früher habe er den Eindruck gehabt, dass jemand seine Wohnung betreten habe. Remzi K. soll sich von mafiösen Strukturen bedroht gefühlt haben. Auf die Fragen seines Gutachters, ob der Angeklagte auf die jüngeren Männer eifersüchtig gewesen sei, gab K. keine konkreten Antworten.

War Eifersucht ein Tatmotiv?

In der Beziehung mit H. sei es allerdings durchaus zu Problemen gekommen. So habe es öfters Streit gegeben, weil die Lebensgefährtin sich nicht an der Finanzierung des gemeinsamen Haushalts beteiligt habe. Der Angeklagte habe sich von ihr ausgenutzt gefühlt und auch schon an eine Trennung gedacht. Der Gutachter gibt an, dass Eifersucht wohl ein Element des Motives war. Ob die Eifersucht auch sexuell motiviert war? Der Angeklagte soll eine Affäre seiner Lebensgefährtin für möglich gehalten haben. H. Selbst habe aber Remzi K. gegenüber immer versichert, dass sie keine sexuelle Beziehung zu B. gehabt habe.

Update, 9.45 Uhr - Schüsse an Burghauser Spielcasino: Es soll ein Tatvideo existieren 

Die Gerichtsverhandlung beginnt pünktlich um 9 Uhr und der Gerichtssaal ist gut gefüllt: Es haben sich zahlreiche Zuhörer aus dem persönlichen Umfeld des mutmaßlichen Mordopfers Heiko B. eingefunden. Die Trauer und Empörung der Angehörigen sind offensichtlich. Auch die Eltern des verstorbenen B. sind anwesend und werden als Nebenkläger von Rechtsanwalt Hanns Barbarino aus Altötting vertreten. Als der angeklagte Remzi K. eintrifft, wirkt er angespannt und aggressiv. Ein Dolmetscher übersetzt für den Angeklagten.

Es soll ein Tatvideo zur Schussabgabe existieren

Sodann eröffnet der Vorsitzende Richter Volker Ziegler die Verhandlung und Staatsanwalt Markus Andrä verliest die Anklageschrift. Es soll ein Tatvideo von der Schussabgabe durch den angeklagten K. existieren. Der Verteidiger des angeklagten 60-jährigen Kosovaren ist Rechtsanwalt Erhard Frank aus Burghausen. Er erwähnt, dass dem Angeschuldigten erst kürzlich drei Zähne gezogen wurden und aus diesem Grund keine Angaben zur Sache machen wolle. Empörte Kommentare aus dem Publikum unterbindet der Vorsitzende Richter. 

Angeklagter soll Auto der Freundin finanziert haben

Im Anschluss gibt der psychiatrische Facharzt Dr. Johannes Wittmann sein psychiatrisches Gutachten zum Angeklagten ab. Remzi K. sei gebürtiger Kosovare und seit 1992 in Deutschland wohnhaft. Bis 2001 war er mit einer deutschen Frau verheiratet. Weil die Ehe aber kinderlos blieb, habe er dann eine Kosovarin geheiratet und deren Tochter adoptiert. Seiner zweiten Ehe entstamme noch ein Sohn. Auch die zweite Ehe scheiterte und 2018 kam es zur Trennung. Danach soll er eine Beziehung mit der weitaus jüngeren H. eingegangen sein, mit der er in einer gemeinsamen Wohnung lebte. Mit seinem geringen Gehalt will der Angeklagte sowohl sein eigenes als auch das Auto seiner Lebensgefährtin H. finanziert haben.

Vorbericht

Es geschah am Abend des 14. Juli 2022 in Burghausen und führte zu unglaublichen Leid für gleich mehrere Familien und viele Kinder: Als Heiko B. vor einem Spielcasino im Gewerbepark Lindach in die Brust geschossen wird, bleiben ihm nur noch Minuten zu Leben. Seine Kinder werden vaterlos, aber auch die Kinder des vermeintlichen Täters werden viel ertragen müssen. Der mutmaßliche Mörder von B., der 60-jährige Kosovoer, Remzi K., floh nach seiner vermeintlichen Tat nach Österreich und wurde dort nur Stunden später festgenommen und nun von der Staatsanwaltschaft wegen Mordes an B. und versuchten Mordes an dessen Begleiter Y. angeklagt.

Erst geschlagen, dann geschossen

Hintergrund für die Tat soll Wut gewesen sein: Der Angeschuldigte habe gesehen, wie in der Innenstadt von Burghausen der weiße Audi seiner Lebensgefährtin von zwei Männern gefahren wurde. Weil ihm dies nicht gefallen habe, soll er beschlossen haben, seine Freundin und die Fahrer ihres Autos zu bestrafen. Also soll er seine Pistole und 55 Schuss Munition geholt haben und mit seinem BMW zum Spielkasino gefahren sein. Dort habe er seine Freundin zu Rede gestellt. Als B. und Y. mit dem Auto seiner Freundin ankamen, sei Remzi K. den Männern auf der Treppe begegnet und habe unvermittelt mit der Faust auf B. eingeschlagen. Gleich danach soll er seine Pistole und auf den 32-Jährigen B. gerichtet und abgefeuert haben, während Y. beim Anblick der Waffe geflohen sein soll.

Obwohl Remzi K. bei der Verfolgung noch mehrmals auf Y. geschossen haben soll, blieb dieser unverletzt. Y.s Aussagen werden im Gerichtsprozess gegen den Anklagten eine gewichtige Rolle spielen. Für die Verhandlung sind aktuell vier Termine angesetzt. Der letzte Prozesstag ist demnach am 15. Mai 2023.

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