Gemeindeleben leidet
„Traurig schaut‘s aus“: Kein Bauexperte, kein Bürgerhaus für Siegsdorf?
Der Gemeinde gehen die Mitarbeiter aus: In Siegsdorf wird händeringend nach einem Nachfolger für die Leitung des Bauamtes gesucht – bisher ohne Erfolg und mit schweren Folgen für das Gemeindeleben.
Siegsdorf – In der Gemeinde bleibt die Personalsituation angespannt. Besonders im Bauamt mangelt es an Fachkräften. Zumindest seien durch das Hochwasser keine neuen Bauprojekte hinzugekommen: „In Siegsdorf waren wir nicht direkt stark betroffen“, sagt Hermann Haslinger, Geschäftsführer der Gemeinde. Neben kleineren Bächen, die übergegangen sind, „hat es jetzt praktisch keine größeren Schäden gegeben“. Ein Glück, denn bereits bei den bestehenden Bauprojekten muss priorisiert werden.
Gemeinde ohne Leitung der Bautechnik
„Traurig schaut’s aus“, sagt Bürgermeister Thomas Kamm. „In der Bautechnik ist es so, dass uns der Leiter Mitte August verlässt.“ Der Bürgermeister wird diese Position kommissarisch leiten müssen. Seit Mitte April ist ebenfalls die Position des Tiefbautechnikers frei. Diese Stelle konnte allerdings intern besetzt werden, „durch unseren Wassermeister“, der momentan eine Doppelfunktion erfüllen müsse, teilt der Bürgermeister mit.
In der Bauverwaltung prägen ebenfalls Personalumbrüche das Tagesgeschehen der Gemeinde. „Da ist das Team komplett durchgeschüttelt“, sagt Kamm. Seit Jahresbeginn wurden mittlerweile drei Stellen neu besetzt – die letzte am Montag (3. Juni). „Das heißt, in der Bauverwaltung habe ich jetzt ein komplett neues Team, die müssen sich alle einarbeiten“, fährt Thomas Kamm fort, „und solange die Position der Leitung der Bautechnik nicht besetzt ist, fehlt mir der Führungskopf.“
Viele Bauprojekte stehen an, auch ohne neue Leitung
Der Personalmangel und die Veränderungen haben Folgen, denn anstehende Bauprojekte der Gemeinde müssten priorisiert werden. „Das größte ist das Wohnbauprojekt ‚Augraben‘, das sich jetzt im Sommer dem Ende zuneigt“, sagt der Bürgermeister. Parallel laufe die Sanierung des Rathauses, welche schon vor zwei Jahren begonnen habe und „uns auch sicherlich noch bis Ende 2025, Anfang 2026 begleiten wird.“
„Beim Feuerwehrhaus Vogling gehen wir jetzt in die Detailplanungen“, teilt Kamm mit, „und ein Muss ist die Sanierung der Bahnübergänge bei uns in Siegsdorf.“ Die drei beschrankten Übergänge sollen im Sommer von der Bahn saniert und auf den neuesten Stand gebracht werden. In diesem Zusammenhang stehe auch eine größere Tiefbaumaßnahme an, bei der die Reichenhaller Straße auf einer Länge von etwa 500 Metern mit einer neuen Asphaltschicht ausgestattet werden müsse.
Bau des Bürgerhauses zurückgestellt
Der Bau des acht bis zehn Millionen Euro schweren Hochbauprojekts „Bürgerhaus“ müsse aufgrund des aktuellen Personalmangels zurückgestellt werden. „Die Umsetzung wird sicher um ein Jahr verschoben werden.“ Ein Rückschlag für das Gemeindeleben: Nachdem einige Wirtshäuser in Siegsdorf schließen mussten, sei in Planung gewesen, „dass wir in das Bürgerhaus auch ein Wirtshaus mit integrieren können, welches in der Kombination mit dem Festsaal betrieben werden könnte“, sagt Kamm.
„Und wir haben mittelfristig auch das Thema Ganztagsbetreuung von der Schule im Fokus. Dafür brauchen wir aber Räumlichkeiten“, erklärt der Bürgermeister. Ebenfalls benötige das rege Vereinsleben in Siegsdorf, mit seinen mehr als 60 Vereinen, mehr Platz. Im neuen Bürgerhaus sei deshalb ein Saal für rund 80 Personen vorgesehen, dessen Umsetzung nun in der Warteschlange steht.
„Es ist schwierig, jemanden zu gewinnen“
Auf eine baldige Besetzung der dringend benötigten Stelle der Leitung des Bauamtes macht sich Kamm keine große Hoffnung: „Es ist schwierig, jemanden zu gewinnen, gerade im Bereich der Technik, der Bautechnik und des Tiefbaus, der sowohl die Erfahrung im Tiefbau mitbringt als auch Führungskompetenzen hat.“ Diese Fachkräfte seien in der Regel auch entsprechend gut bezahlt und würden eher in der freien Wirtschaft unterkommen, „als im Bereich des relativ stringenten Tarifvertrags im öffentlichen Dienst“, meint Kamm.
2026 wird Kamm nicht erneut als Bürgermeister antreten: „Es wäre schön gewesen, wenn ich meinem Nachfolger ein sattelfestes Team übergeben hätte können.“ Kamm glaube, ein gutes Team mitgeben zu können, da alle motiviert seien. Trotzdem hätte sich Kamm seine letzten Jahre im Amt „glatter“ vorgestellt.
„2026 bin ich dann 65. Irgendwann muss man einmal aufhören können. Man sollte sich nicht zu wichtig nehmen.“ Ein „frischer Kopf“ gehöre her. Das merke man selbst mit zunehmender Erfahrung, sagt Thomas Kamm: „Dann werden Lösungsansätze ausgeschlossen, bei denen ein Junger vielleicht sagt: ‚Das probieren wir jetzt.‘ Zwar würde man mit 80 Prozent dieser Ideen erst mal „auf die Schnauze“ fallen, „aber vielleicht erweisen sich die anderen 20 Prozent als sehr gut.“

