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Die Nachricht verbreitete sich im gesamten Ort wie ein Lauffeuer. Rosi Mittermaier, 1976 Doppel-Olympiasiegerin in Innsbruck, ist tot. So trauert Reit im Winkl um die im Alter von 72 Jahren verstorbene „Gold-Rosi“, von deren sportlichen Erfolgen die gesamte Gemeinde profitierte.
Weindl erinnert in diesem Zusammenhang unter anderem daran, dass sie Patin der sogenannten „Schneeschuhnacht“ war. Das ist eine Live-Sendung des bayerischen Fernsehens, bei der Jahr für Jahr etliche hundert Teilnehmer in einem bekannten Wintersportort zu einer gemeinsamen nächtlichen Tour durch die Landschaft aufbrechen - ein abschließendes Bühnenprogramm inclusive. Dank Rosi Mittermaiers enger Verbindung zu ihrer Heimatgemeinde habe diese Wanderung 2016, 2017 und 2019 in Reit im Winkl stattgefunden.
Popularitätsschub über Deutschlands Grenzen hinaus
Mit Bürgermeister Matthias Schlechter ist sich Weindl einig, dass Rosi Mittermaier nicht nur eine hervorragende Werbebotschafterin für den Ort, sondern auch „ein äußerst liebenswerter und sympathischer Mensch“ war. „Ihr natürliches Wesen hat uns immer wieder beeindruckt. Der Ort verliert eine seiner größten Töchter“, stellt er eine Parallele zu Maria und Margot Hellwig her. Die Mutter und ihre Tochter traten jahrelang als Duo in zahlreichen Fernsehsendungen auf, in denen volkstümliche Musik geboten wurde. In Reit im Winkl betrieben sie einst das Cafe-Restaurant „Kuhstall“. Rosi Mittermaiers sportliche Erfolge und die Auftritte der beiden Hellwigs hätten Reit im Winkl einen Popularitätsschub weit über Deutschlands Grenzen hinaus verschafft.
Zur Erinnerung an Rosi Mittermaier - ein Bilderbogen ihres Lebens
Dieses kleine Zwergerl ist uns allen davongefahren
Margot Hellwig hat die Todesnachricht „total erschüttert“. Sie erinnert sich noch gut an ihre erste Begegnung mit Rosi Mittermaier Ende der 50er Jahre. Hellwig besuchte damals das Gymnasium Marquartstein und befand sich mit ihrer Klasse in einem Skilager in der Traunsteiner Hütte. Die wurde von den Eltern der Verstorbenen bewirtschaftet, auch die kleine Rosi übte damals schon fleißig Schwünge auf den Skipisten. „Dieses kleine Zwergerl ist uns allen davongefahren“, erinnert sie sich noch heute gut an die ersten Eindrücke von Rosi Mittermaier.
Kannten sich seit vielen Jahren (von links nach rechts): Reit im Winkls 2010 verstorbene Volksmusik-Ikone Maria Hellwig, Rosi Mittermaier, ihre Schwester Evi Mittermaier-Brundobler und Volksmusikerin Margot Hellwig
Für Reit im Winkl sei ihr Tod ein „herber Verlust“. Rosi Mittermaier sei in vielfacher Hinsicht ein Vorbild gewesen und dabei immer bescheiden geblieben. Auch in ihrem Lokal in Reit im Winkl habe Rosi Mittermaier sie und ihre Mama in früheren Zeiten gelegentlich mal besucht. Ihre Verbindung zu der berühmten Skifahrerin sei nie ganz abgerissen.
Mittermaier mit Ehrenring der Gemeinde ausgezeichnet
Reit im Winkl verlieh Rosi Mittermaier bereits nach ihren großen Erfolgen bei der Olympiade in Innsbruck - Gold in der Abfahrt und im Slalom, Silber im Riesenslalom - den Ehrenring der Gemeinde. Die höchste Auszeichnung, die der Ort zu vergeben hat. Nur drei lebende Personen können laut Rathauschef Träger dieses Rings sein. Auch nach ihrem Tod erweist ihr die Gemeinde eine besondere Ehre. „Wir haben die Ortsfahne mit Trauerflor vor dem Rathaus aufgehängt“, berichtet Bürgermeister Matthias Schlechter.
Reit im Winkl ordnet Trauerbeflaggung an
Er hatte die Trauerbeflaggung angeordnet, gleich nachdem er kurz zuvor in den Nachrichten vom Tod der ehemaligen Skirennläuferin erfahren hatte. Zu diesem Zeitpunkt hing auch noch die bayerische Fahne mit Trauerflor für den verstorbenen Papst Benedikt vor dem Verwaltungsgebäude. Wenn die Familie es wolle, werde selbstverständlich eine größere Delegation aus der Gemeinde an den Trauerfeierlichkeiten in Garmisch-Partenkirchen teilnehmen, sagt Schlechter.
Sie war immer freundlich und fröhlich und wollte nie, dass man in ihr den Superstar sieht.
Auch beim Wintersportverein (WSV) Reit im Winkl macht man sich Gedanken über ein würdiges Gedenken. Seit ihren Erfolgen bei den Olympischen Spielen 1976 war die Verstorbene Ehrenmitglied. WSV-Vorsitzender Falk Göpfert, der seit 2017 an der Spitze des mehr als 600 Mitglieder zählenden Vereins steht, kannte Rosi Mittermaier nach eigenem Bekunden „eher flüchtig“. Eine besondere Charaktereigenschaft von Rosi Mittermaier bleibt auch ihm in besonderer Erinnerung. „Sie war immer freundlich und fröhlich und wollte nie, dass man in ihr den Superstar sieht.“
Rosi Mittermaier mit Vater Heinrich und ihren Schwestern Heide (links) und Evi - das Bild entstand beim 90. Geburtstag des Vaters. Gefeiert wurde im damals noch von der Familie geführten Landgasthof „Rosi Mittermaier“ in Reit im Winkl
Christa Kinshofer-Rembeck: Trauer um eine gute Freundin
Um eine gute Freundin und ein sportliches Vorbild trauert Christa Kinshofer-Rembeck. Als die gebürtige Miesbacherin, die später einige Jahre in Rosenheim lebte, Rosi Mittermaier 1976 das erste Mal begegnete, war sie 14 Jahre alt. „Das war bei einem Rennen in Bad Gastein. Ich stand im Jugendkader des Deutschen Skiverbandes (DSV). Rosi gehörte damals schon der A-Mannschaft des Nationalteams an.“ Rund zwei Wochen später sei die Rosi bei der Olympiade dann dreimal auf dem Siegerpodest gestanden.
Sie war ein vorbildlicher und liebevoller Mensch.
Momente, die Kinshofer-Rembeck zuletzt 1988 bei der Olympiade in Calgary vergönnt waren. Für sie gab es Silber im Riesenslalom und Bronze im Slalom. Die Verbindung zur Rosi sei nach dem ersten Kontakt niemals abgerissen, erinnert sie sich. „Wir haben viele schöne Stunden miteinander erlebt“, blickt sie noch voller Betroffenheit über die Todesnachricht auf die gemeinsamen Begegnungen mit Rosi Mittermaier zurück. Immer wieder habe man sich über die Kinder oder den Skisport ausgetauscht. „Sie war ein vorbildlicher und liebevoller Mensch“, sagt sie.
Anlässlich des 70. Geburtstages von Rosi Mittermaier im Jahr 2019 trafen die beiden das letzte Mal persönlich zusammen. Von Mittermaiers schwerer Erkrankung wusste Kinshofer- Rembeck, die heute in München und am Tegernsee lebt. Sie stand bis zuletzt im Austausch mit der Familie. „Wir haben uns bis zum Schluss respekt- und liebevoll verhalten“, sagt Kinshofer-Rembeck. Eine Prämisse, die sie auch nach Rosis Tod beibehalten will. Respektvoll heißt für sie jetzt: schweigen und Auskünften der Familie nicht vorgreifen.
Rosi Mittermaier traf 2008 auch Papst Benedikt XVI. in Rom. In der Mitte des Bildes steht Frank Fleschenberg, der zusammen mit Rosi Mittermaiers Mann Christian Neureuther im Präsidium des EAGLES Charitiy Golf Clubs ist.