Prozess am Traunsteiner Landgericht
Im Salingarten für Gras-Nachschub - dann Eskalation: Angeklagter zum Vorwurf „Versuchter Mord“
Rosenheim/Traunstein – Zuerst soll es im Salingarten schon rundgegangen sein, dann die Eskalation am Rosenheimer Bahnhofsvorplatz: Wegen eines versuchten Mordes steht ab heutigem Mittwoch ein 26-Jähriger vor Gericht. Der Mann ließ sich damals im Juli 2024 nicht mal durch einen Warnschuss der Polizei stoppen.
Update, 15.41 Uhr – Angeklagter äußert sich
Was sagt der Angeklagte selbst zu den Vorwürfen? Dass er seinen Kontrahenten, zuerst im Salingarten, dann am Bahnhof, mit einer Latte beziehungsweise der Glasscherbe verletzt hat, gibt der 26-Jährige zu. Aber: Zuvor sei er selbst angegriffen worden. Im Salingarten habe man ihn angespuckt und getreten. „Am Boden bin ich dann in Panik geraten und habe das Stück Holz genommen.“
Ähnlich 50 Minuten später vor dem Rosenheimer Bahnhof. Wieder sei zuerst er geschlagen worden und habe sich dann nur gewehrt. Ob er dabei mit einer Glasscherbe zugestochen hatte? „Ich weiß es nicht mehr.“ Auch an den Warnschuss der Polizei, eigentlich unüberhörbar, will sich der Rumäne nicht mehr erinnern können.
Schuld sei der Alkohol gewesen. „Ich war ziemlich betrunken“, so der Angeklagte. Überhaupt habe er täglich gekifft, bezeichnet sich als Cannabis-süchtig. Das sei auch der Grund gewesen, warum er im Salingarten war: um sich Nachschub zu besorgen. „Aber an diesem Tag gab es nichts.“ Der 26-jährige Rumäne lebte in Stephanskirchen und arbeitete zuletzt als Küchenhelfer in einer Rosenheimer Pizzeria. Laut Polizei spricht er kein Deutsch.
Wegen der Widersprüche wäre jetzt die Aussage des Geschädigten interessant. Der 34-jährige Peruaner war am Mittwochnachmittag geladen, taucht aber einfach nicht auf. „Wir wissen nicht viel über seine Lebensumstände“, so der Vorsitzende Richter Volker Ziegler. Er mutmaßt, dass auch er sich viel im Rosenheimer Salingarten aufhält. Die Spanisch-Dolmetscherin versucht es noch mit einem Anruf beim Geschädigten – doch als Antwort bekommt sie nur: „Die Nummer ist nicht vergeben.“
Der Prozess wird am 20. März um 13 Uhr am Traunsteiner Landgericht fortgesetzt.
Update, 13.18 Uhr – Erster Zeuge vorgeladen
Einer der ersten Zeugen: Ein Krankenpfleger, der in jener Nacht auf den 21. Juli 2024 zufällig auch am Rosenheimer Bahnhof war. „Wir sind von einem Festival gekommen und haben auf ein Taxi gewartet.“ Doch plötzlich war der Rosenheimer als Ersthelfer gefragt. „Ich hab‘ nur gesehen, wie auf einmal ein Mann zu Boden geht und Blut verliert.“ Im Bereich der Tische des McDonalds sei er zusammengebrochen.
„Ich bin hin und hab‘ erstmal mit der bloßen Hand die Wunde am Hals abgedrückt“, berichtet er. Der Verletzte, der vom Angeklagten wohl mit einer großen Glasscherbe verletzt wurde, habe immer wieder nach Luft geschnappt und die Augen verdreht. „Ja, der war in einem ernsten, dramatischen Zustand“, bejaht er die Frage von Richter Volker Ziegler.
Auch zwei Bundespolizisten sagen aus, die zu Hilfe gerufen wurden. Die Gruppe, aus der heraus die Auseinandersetzung geschah, habe zehn bis 20 Leute umfasst. Am auffälligsten: „Fünf Minuten, nachdem wir am Tatort waren, ist der Angeklagte ganz entspannt und langsam nochmal mit dem Fahrrad an uns vorbeigefahren.“
„Stop, Polizei“, habe er mehrfach geschrien. Dann habe der Rumäne Gas gegeben und sei Richtung Sandstraße verschwunden. Einholen konnte man den Radler nicht mehr, auch ein Warnschuss half nicht. Auch der Geschädigte selbst wird heute noch als Zeuge aussagen.
Update, 11.12 Uhr - Auseinandersetzungen im Salinpark
Der Prozess um die blutige Auseinandersetzung in der Rosenheimer Innenstadt hat jetzt begonnen. Die Staatsanwaltschaft vertritt Wolfgang Fiedler. Am 20. Juli 2024 gegen 23.30 Uhr sollen die Auseinandersetzungen im Salinpark begonnen haben. Eine siebenköpfige Männergruppe stand beisammen – dann kam es zum Streit zwischen dem Angeklagten, einem 26-jährigen Rumänen, und dem Geschädigten.
„Vermutlich ein gescheitertes Betäubungsmittelgeschäft“, war laut Staatsanwalt Fiedler der Hintergrund. „Im Verlauf dieses Streits schlug der Angeklagte mit einer Zaunlatte, die zwei durchgeschlagene Nägel aufwies, in Richtung des Geschädigten.“ Die Folge: Zwei Risswunden und eine Prellung.
Doch dann verlagerte sich die Szenerie an den Rosenheimer Bahnhof. 50 Minuten später trafen die Beteiligten vor dem McDonalds wieder aufeinander. Diesmal ging es wohl ums Handy des Rumänen, das er zuvor verloren hatte. Mit einer handtellergroßen Glasscherbe habe der 26-Jährige dann in Richtung des Halses des Geschädigten ausgeholt – und auch getroffen.
Der Geschädigte zog sich bei der Attacke eine Schnittwunde am Hals zu und blutete stark. In den Augen der Staatsanwaltschaft war das versuchter Mord. Mit dem Fahrrad habe sich der Angeklagte dann aus dem Staub gemacht. Die Bundespolizei wurde auf die Auseinandersetzung aufmerksam und gab sogar noch einen Warnschuss ab – doch auch dadurch ließ sich der Rumäne nicht aufhalten.
Vorbericht:
Eine Gewalteskalation in Rosenheim wird ab dem heutigen Mittwoch (12. März) vor dem Traunsteiner Landgericht verhandelt. Los ging es am 20. Juli 2024 gegen 23.30 Uhr im Salingarten. Ein 26-jähriger Rumäne aus Stephanskirchen soll da schon mit einer Zaunlatte auf seinen Kontrahenten eingeschlagen haben. Laut Staatsanwaltschaft seien sogar zwei Nägel aus dem Holz herausgestanden. Vermuteter Hintergrund des Streits: Drogengeschäfte.
Eine knappe Stunde später habe sich das Geschehen auf den Bahnhofsvorplatz verlagert. Wieder sei es zum Streit zwischen den Männern gekommen, diesmal wohl wegen eines Handys. Der Rumäne habe dann mit einer großen Glasscherbe auf den Hals des Kontrahenten gestochen. Blut floss, eine Schnittwunde verblieb. Mit dem Radl sei der Mann dann geflohen. Herbeieilende Streifenbeamte der Bundespolizei gaben sogar noch einen Warnschuss ab - ohne Erfolg.
Im Laufe des 21. Juli 2024 konnte der 26-Jährige festgenommen werden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. In Traunstein wird ihm jetzt wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung der Prozess gemacht. Beginn ist um 9 Uhr. Für den 20. und den 27. März sind weitere Verhandlungstage angesetzt. rosenheim24.de wird aktuell aus dem Gericht berichten. (xe)