Nachruf auf Hans Reichhofer
Pittenhart trauert um „Bäcker Hans“: Dorfbäcker, SpVgg-Urgestein und langjähriger Gemeinderat
Geboren im Kirchenwirt und danach Bäckerlehrling, stand der „Bäcker Hans“ aus Pittenhart 57 Jahre lang in der Backstube. Mit dem Tod von Hans Reichhofer stirbt zweifellos ein Stück Ortsgeschichte. Mit der Familie trauert das ganze Dorf.
Pittenhart – Weit über die Gemeindegrenzen hinaus war Hans Reichhofer und seine Bäckerei mitten im Dorf bekannt. Am 7. Mai 1943 ist er in Pittenhart, in der damaligen Gaststätte „Beim Reichhofer“ – heutiger Kirchenwirt geboren.
Nach seiner Schulzeit ging es in die Backstube zu seinem Onkel Schorsch Reichhofer, wo er das Bäckerhandwerk erlernt hatte. Zusammen mit dem Onkel stand er in der Backstube, während die Tante Käthi im Laden für den Verkauf zuständig war.
57 Jahre lang in der Backstube
1974 übernahm er die Bäckerei, die er mit seiner Frau Lydia bis 2014 erfolgreich geführte. 57 Jahre stand der „Bäcker Hans“ in seiner Backstube, 40 Jahre war er selbstständiger Bäckermeister. Neben dem Ladengeschäft war er mit seinen Backwaren einmal in der Woche im ganzen Gemeindegebiet mit seinem weißen Bus unterwegs, um Familien zu versorgen.
Beim Tanzen lernte er in Prien seine spätere Frau Lydia kennen. 1963 läuteten für das Paar in der Pittenharter Pfarrkirche die Hochzeitsglocken. In der harmonischen und glücklichen Ehe kamen zwei Mädchen auf die Welt. 2013 feierten der Hans und seine Lydia ihre Goldene Hochzeit.
Wenn es die Zeit erlaubt hatte, waren Hans und Lydia Reichhofer mit ihren Mädchen mit dem Fahrrad unterwegs. Im Urlaub, mehr als zwei Wochen waren geschäftlich nicht drin, so erzählte der Bäcker immer, ging’s mit dem VW-Bus samt Anhänger und Motorboot nach Kroatien.
Gründungsmitglied des Sportvereins
Wichtig waren dem Hans Reichhofer bis ins hohe Alter die Geschehnisse in der Gemeinde. Beim Pittenharter Sportverein war er 1961 Gründungsmitglied. Jahrelang hatte er selbst sehr aktiv im Verein Fußball gespielt und dann erfolgreich die Jugend trainiert. 25 Jahre war er für die Vereinskasse verantwortlich, 15 Jahre lang hat er sehr gewissenhaft das Sportheim betreut und versorgt. Reichhofer war es, der maßgebend zu Bau eines Sportheimes beigetragen hat, das schließlich mit viel Eigenleistungen und Spenden entstanden ist.
24 Jahre lang Dritter Bürgermeister
Als Gemeinderat und Dritter Bürgermeister lagen ihm die Sanierung der Grundschule und der Bau der Pittenharter Mehrzweckhalle sehr am Herzen. Hans Reichhofer war es sehr wichtig und dafür hat er sich auch immer eingesetzt, dass die Grundschule in Pittenhart erhalten bleibt und mit dem Bau der Mehrzweckhalle, auch der örtliche Rahmen für den Turn- und Sportunterricht gegeben ist.
Nach 36 Jahren im Gemeinderat, davon 24 Jahre als Dritter Bürgermeister (Freie Wähler), war 2014 Schluss mit der Politik. Bei der 30-jährigen Jubiläumsfeier des Ortsverbandes der Freien Wähler im vergangenen Jahr wurde Hans als Urgestein des Ortsverbandes bezeichnet, der immer mit Rat und Tat für den Ort und die Gemeinde zu Stelle gewesen sei. Auch Dr. Lothar Seissiger sprach bei dieser Gelegenheit dem Reichhofer Hans Worte des Lobes, der Anerkennung und des Dankes aus.
Träger der Bürgermedaille
Bereits 2008 wurde Hans Reichhofer vom Bayerischen Staatsministerium des Innern mit der Medaille für Verdienste um die Kommunale Selbstverwaltung geehrt. Nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderates Pittenhart hat Hans Reichhofer als Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Gemeinde 2016 die Bürger-Medaille verliehen bekommen.
2016 war aber auch ein schweres Schicksalsjahr für Hans Reichhofer: Am 29. April starb sehr überraschend seine Frau Lydia verstorben. Im vergangenen Jahr hat er noch mit Familie, Freunden, Nachbarn und seinen Kameraden der Freien Wähler seinen 80. Geburtstag gefeiert.
Für seine Töchter Verena und Sabine, seinen Schwiegersohn Hermann und die drei Enkel Luisa, Ramona und Manuel war der Reichhofer Hans stets ein guter Ratgeber. Nicht nur die Familie verliert einen lieben Vater und Opa, auch in der Gemeinde Pittenhart wird der Reichhofer Hans sehr vielen fehlen.
Im Abendgottesdienst am Dienstag, 26. November, wird des Verstorbenen gedacht. Die Urne wird in aller Stille im engsten Familien- und Freundeskreis beigesetzt. (emk)