MARO-Projekt sorgt für Neugier
Bayerns Regierung sagt Flächenfraß Kampf an - und richtet den Blick nun nach Unterwössen
Genossenschaftliches Wohnen in Unterwössen Ziel einer Exkursion der Regierung von Oberbayern: Bürgermeister und Mitarbeiter von Bauverwaltungen informierten sich über flächensparendes Bauen und Wohnen
Unterwössen – Mit dem Projekt des genossenschaftlichen Wohnens hinter dem Rathaus ist die Gemeinde Unterwössen offenbar ihrer Zeit weit voraus. Das wurde bei einer Exkursion der Regierung von Oberbayern deutlich: Rund 25 Teilnehmer – Bürgermeister und Mitarbeiter von Bauverwaltungen von Gemeinden in Südostoberbayern – kamen auf Einladung des Flächensparmanagers in der Landesplanung, Dr. Matthias Schuh nach Unterwössen, um sich am Beispiel des MARO-Lebenshilfe-Projektes über flächensparendes Bauen und Wohnen zu informieren.
Landschaft schützen als primäres Ziel
Die bayerische Staatsregierung sieht das Flächensparen als einen wichtigen Baustein für eine nachhaltige Entwicklung des Freistaates. Das Ziel ist, kommunale Haushalte zu schonen, Innenorte zu stärken, landwirtschaftliche Flächen zu erhalten und die Landschaft zu schützen. Mit einer Flächensparoffensive möchte Bayern erreichen, die neue Inanspruchnahme von Flächen von 11,6 Hektar pro Tag im Jahr 2020 auf fünf in 2030 zu reduzieren.
Immobilienmarkt derzeit angespannt
Bürgermeister Ludwig Entfellner und Verwaltungsleiter Thomas Müllinger begrüßten die Gruppe unter Leitung von Alexander Steinbach aus der Raumordnung, Landes- und Regionalplanung der Regierung von Oberbayern am Rathaus. Bei der Vorstellung des Ortes sprach Entfellner den Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen in den engen Tallagen an. Er verwies auf den angespannten Immobilienmarkt, dem sich Einheimische und junge Familien ausgesetzt sehen, die unter anderem als Auswärtspendler in Unterwössen ihren Wohnsitz suchen. Nach seiner Ansicht habe der demographische Wandel wachsende soziale Herausforderungen zur Folge.
Vor diesem Hintergrund bezeichnete der Bürgermeister das Doppelprojekt aus Wohnen und Arbeiten der Lebenshilfe Traunstein und dem genossenschaftlichen Wohnen der MARO als ein gutes Beispiel für eine Entwicklung innerhalb der Gemeindebebauung, „die zu bezahlbarem Wohnraum und einem Mehrgenerationenwohnen führt“.
In einer Analyse des Gemeindegebietes ermittelte das Architektur- und Stadtplanungsbüro Wüstinger Rickert laut Entfellner 100 bebaubare Grundflächen, auf die die Gemeinde keinen Zugriff hat. Deshalb wirken Gemeinderat und Verwaltung mit einem Grundsatzbeschluss darauf hin, das Bauen auf Flächen innerhalb der Gemeindebebauung zu konzentrieren.
In dieser Situation sei es ein Glücksfall gewesen, dass der Grundeigentümer Hans Döllerer die Flächen hinterm Rathaus zur Verfügung gestellt habe. Ein Architekturwettbewerb über die Nutzung des Grundstückes habe viele neue Ideen gebracht und letztlich zu dem Projekt geführt, betonte der Bürgermeister.
Verwaltungsleiter Thomas Müllinger berichtet von 32 Wohnungen, die im MARO-Projekt entstanden seien und zu einem Drittel an Personen mit Ortsbezug zu Unterwössen vergeben wurden. 73 Neubürger verzeichne die Gemeinde, 25 Kinder sind darunter. 2500 Quadratmeter Wohnraum seien geschaffen worden, so Müllinger.
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Bernard Püschel erläuterte, wie sich das Projekt aus den Planungsüberlegungen entwickelte. Dabei habe sich unter anderem ergeben, dass sich eine lediglich zweigeschossige Bebauung wirtschaftlich nicht rechne.
Aus den Reihen der Zuhörer hieß es, dass in ihren Orten dreigeschossige Bebauung wie hier vielleicht politisch durchsetzbar seien, der Bürger aber große Wohnkomplexe nicht akzeptiere. Bürgermeister Entfellner räumte ein, dass die Akzeptanz für große, massive Projekte auch in Unterwössen nicht verbreitet war und erst wachsen musste. Einig waren sich aber alle, dass das MARO Projekt sich trotz seiner Größe überraschend gut in den Ort einfüge.
Projekt als gelungen bezeichnet
Architekt Püschel erklärte das mit der gesunden Mischung aus privaten Bereichen und Gemeinschaftsflächen im Projekt und der Außengestaltung der Gebäude.
Weil alle Exkursionsteilnehmer das MARO-Projekt für sehr gelungen hielten, war das Interesse an der Darstellung des genossenschaftlichen Zusammenlebens und der Finanzierbarkeit solcher Wohnungen groß. Geschäftsführerin Inge Schmidt-Winkler und Projektleiterin Sabine Lenk erläuterten das ausführlich. Das genossenschaftliche Wohnen ist eine Mischform aus Eigentum und Miete. Genossenschaftliches Wohnen wird von der KFW-Bank sehr gefördert, was einerseits auch sozial Schwachen hilft, Eigentum zu begründen, andererseits die monatlichen Kosten erheblich unter den Durchschnitt senkt.