Bayernweit einzigartiges Projekt
Marquartsteiner Schüler absolvieren Abitur und Gesellenprüfung gleichzeitig
Drei Schüler des Gymnasiums Landschulheim Marquartstein absolvierten kürzlich das Projekt „Handwerk und Schule“. So bekamen sie gleichzeitig mit ihrem Abiturzeugnis auch ihren Gesellenbrief. Über ein in Bayern einzigartiges Projekt.
Marquartstein – Seit 2004 läuft das bayernweit einzigartige Projekt „Handwerk und Schule“ am Gymnasium Landschulheim Marquartstein. Kürzlich erhielten die diesjährigen Absolventen, Florian Weinberger aus Nußdorf, Moritz von Meyerinck aus Bernau und Leopold Thomas aus Prien, die Nachricht von der Handwerkskammer, dass sie die Schreinerprüfung zum Gesellen bestanden haben. Damit haben sie neben dem heuer mit guten Noten bestandenen Abitur auch den Gesellenbrief in der Tasche.
Im vergangenen Schuljahr 2022/23 lernten 15 Lehrlinge, davon sieben Mädchen und acht Jungen neben der Schule in der Schreinerei. „Diese bei uns bayernweit einzigartige Ausbildung hat sich etabliert“, erklärt Schreinermeister Michi Huber, der das Projekt von Anfang an betreut hat. „Es gibt seit Langem mehr Bewerber als wir aufnehmen können“, denn mehr als 15 Lehrlinge auf einmal geben weder der Raum noch das Lehrpersonal her.
Insgesamt 34 Personen absolvieren das Projekt
In den vergangenen 19 Jahren haben insgesamt 34 junge Frauen und Männer an der Schule diese Herausforderung bewältigt. Heuer hat der vorletzte Jahrgang des G8 die Ausbildung abgeschlossen. Alle, die diese Ausbildung durchlaufen haben, haben „einen Joker in der Tasche“, ist Huber überzeugt, „egal ob sie studieren, auf die Meisterschule gehen etwas ganz anderes tun wollen, die abgeschlossene Berufsausbildung werden sie immer brauchen können.“
„Stolz zeigen die fertigen Gesellen ihr Meisterstück, das zur Gesellenprüfung dazu gehört. Weinberger hat einen Sofatisch aus Eschenholz gefertigt, bei dem die Holzmaserung und die perfekte technische Ausführung bestechen. Auf die Frage, wie die Ausbildung für ihn war, sagt er, die Arbeit in der Schreinerei sei der richtige Ausgleich zur geistigen Arbeit in der Schule gewesen. Handwerklich gut gefertigte, ästhetisch schöne Möbel hält er für wichtig, „wenn man bedenkt, wie viel Zeit man zu Hause verbringt“, so Florian. Er wird als nächstes ein Jahr als Schreiner in einem Unternehmen in Stephanskirchen arbeiten und dann vielleicht die Meisterschule in München oder Garmisch-Partenkirchen besuchen.
Ausbildung dauert fünf Jahre
Von Meyerinck will in der Holzfachschule in Rosenheim sieben Semester bis zum Abschluss Bauingenieur mit Schwerpunkt Holz studieren. Im nächsten Schuljahr werden wieder insgesamt 15 Schüler an der Ausbildung teilnehmen, auf fünf Jahrgänge verteilt. Denn fünf Jahre lang, ab der achten Klasse, bekommen sie neben dem regulären Schulunterricht nachmittags und am Wochenende praktischen Unterricht von Schreinermeister Michael Huber in der schuleigenen, nach allen modernen Erfordernissen ausgestatteten Schreinerei. Den theoretischen Unterricht erhalten sie von dem Beauftragten für das Lehrlingsprojekt der Schule, Tobias Leineweber und Markus Schütz. Daneben nehmen sie auch in den Ferien an Betriebspraktika und Fachkundeunterricht von Lehrern aus den umliegenden Berufsschulen teil.
gi/SF