Marquartsteiner Erfolgskonzept
Zehn Jahre Gemeinschaftsgarten: Ein Projekt, das ohne Wasser Wellen schlägt
Ohne zu gießen wird im Marquartsteiner Ortsteil Piesenhausen seit zehn Jahren erfolgreich gemeinsam gegartelt. Das Erfolgsprojekt hat mittlerweile eine Warteliste und zieht viele Mitstreiter an.
Marquartstein – Vor einem Jahrzehnt begann die Reise des Gemeinschaftsgartens im Marquartsteiner Ortsteil Piesenhausen. Auf einer Fläche von 4500 Quadratmetern entstand ein Garten, in dem im Einklang mit den Prinzipien der Permakultur gemeinschaftlich mit der Natur gepflanzt und geerntet wird – ohne auf künstliche Bewässerung angewiesen zu sein. Nach der zehnten Saison gedeihen Kräuter, Kürbis, Kohl und Co. so üppig wie eh und je und ziehen Besucher, sowie Hobbygärtner gleichermaßen an.
Das Projekt schlägt Wellen
Das Grundstück wurde von Wolfgang Moritz zur Verfügung gestellt, der zuvor einen kleinen Bio-Betrieb mit Milchkühen führte. Gemeinsam mit der Permakultur-Designerin Karin Frank aus Bernau am Chiemsee wurde das Projekt skizziert und geplant. Inmitten des Gartens thront ein imposanter Stein. Darum gruppieren sich die Hügelbeete in sanften Wellen. „Mit dieser Gestaltung wollte ich verdeutlichen“, erklärt Moritz, „dass das Projekt weite Kreise zieht und andere inspirieren soll.“ Eine Vision, die sich bewahrheitet hat.
Der Gemeinschaftsgarten in Piesenhausen war Karin Franks erstes Projekt dieser Art. Seither hat sie jedes Jahr etwa zehn weitere realisiert. „Ich hatte nicht vor, Permakulturgärten zu meiner Aufgabe zu machen. Doch nach dem Projekt war die Nachfrage einfach zu groß“, berichtet Frank. Nach Piesenhausen hat sie das Konzept weiterentwickelt und neben weiteren Gemeinschaftsgärten in der Region mittlerweile auch in Privatgärten, sowie in landwirtschaftlichen Flächen integriert.
300 Meter Hügelbeete ohne Gießen
Innerhalb eines Jahres wurden in Piesenhausen 300 Meter Hügelbeete und ein Beerengarten von den Teilnehmern in der Freizeit angelegt und erhalten. „Bei korrektem Aufbau und entsprechendem Umgang haben die Beete eine lange Lebensdauer und müssen weder geharkt noch bewässert und kaum gejätet werden“, erklärt Frank.
„In Piesenhausen haben wir zuerst etwa 20 bis 30 Zentimeter Erde abgetragen und dann die Vertiefungen mit Totholz aufgefüllt“, erinnert sich Wolfgang Moritz. Danach wurden die ausgehobenen Graswasen umgedreht, aufgeschichtet und mit Pferdemist, Laub und Komposterde bedeckt. Der Vorteil dieses Aufbaus: „Wir gießen absolut nicht“, versichert Moritz. Lediglich beim Einsetzen der Jungpflanzen werde ein wenig bewässert.
Holz dient als Nahrungsquelle der Pflanzen
„Das Holz im Inneren verrottet allmählich und dient den Pflanzen als natürliche Nahrungsquelle“, erklärt Moritz. Um sicherzustellen, dass das Gemüse auch nach zehn Jahren ausreichend Nährstoffe enthält, werden sämtliche Gartenabfälle verwertet und zu Kompost verarbeitet. Zusätzlich wird der regelmäßig anfallende Rasenschnitt als Mulchmaterial auf den Beeten verteilt. Dies ist von besonderer Bedeutung, da so weniger Feuchtigkeit aus den Beeten an die Umgebung abgegeben wird, so Moritz.
Die Beete allein sind nach Frank nur ein Teil des Systems und das Zusammenspiel mit der gärtnerischen Betreuung sei essentiell. Der Garten in Piesenhausen verfolgt einen ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz. „Wir lassen auch das stehen, was die Natur selbst gesät hat“, berichtet Wolfgang Moritz. „Bei uns wachsen zwischen dem Gemüse etwa Sonnenblumen, Ringelblumen und Borretsch. Diese Pflanzen sind von unschätzbarem Wert für die Bienen, die wiederum unser Gemüse bestäuben.“
Mittlerweile gibt es eine Warteliste
Neben der Gartenarbeit steht vor allem die gemeinschaftliche Tätigkeit im Fokus. „Das Entscheidende ist, mit Freude zusammen anzupacken und Teil einer Gruppe von Gleichgesinnten zu sein“, schildert Moritz. Dem stimmt auch Maria Fritz aus Unterwössen zu: „Es macht großen Spaß, mit vielen Leuten gemeinsam zusammenzuarbeiten”, sagt sie. Fritz ist seit der ersten Saison dabei und mit für den Pflanzplan und die Fruchtfolge der Mischkulturbeete verantwortlich. Das Projekt erfreut sich großer Beliebtheit, so dass mittlerweile eine Warteliste für neue Mitwirkende besteht. „Oberirdisch sind wir 15 bis 20 Mitarbeiter - unterirdisch haben wir Millionen fleißige Helfer“, scherzt Moritz.
Der Garten liegt an der Verbindungsstraße nach Grassau, wo regelmäßig Autofahrer innehalten, um den Garten zu bestaunen. Neben spontanen Besuchern kommen auch immer wieder Gruppen von Interessierten wie Gartenbauvereine und Schulklassen vorbei. Laut Wolfgang Moritz ist das Projekt stets für Besucher geöffnet: „Wir freuen uns über jeden, der unseren Garten in Augenschein nehmen und auf sich wirken lassen möchte.“
