Bürgermeister ist davon überrascht worden
Neben Ex-Kultlokal der Hellwigs: Wirbel um neue Flüchtlings-Unterkunft in Reit im Winkl
Der Landkreis Traunstein hat ein touristisch bekanntes Gebäude im Ortszentrum von Reit im Winkl zur Flüchtlingsunterkunft angemietet. Im direkt benachbarten, mittlerweile leerstehenden Kultrestaurant „Kuhstall“ hatten Maria und Margot Hellwig jahrzehntelang ihre Gäste unterhalten.
Reit im Winkl – Bürgermeister Matthias Schlechter (CSU) unterrichtete in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates über die Anmietung durch den Landkreis und gab eine Stellungnahme aus der Sicht des Gremiums und der Gemeindeverwaltung ab. Er betonte, dass die Gemeinde keinen Einfluss auf die Entscheidung hatte und rief die Bevölkerung zur Unterstützung und Integration der Geflüchteten auf.
Die Gemeindeverwaltung habe vor kurzer Zeit von der Anmietung des Gebäudes Brunnenstraße 1 durch den Landkreis Traunstein erfahren, erläuterte Bürgermeister Matthias Schlechter. Im Vorfeld sei es zu keinerlei Kontakt gekommen, weder durch den einheimischen Vermieter noch durch die Akquisestelle des Landratsamtes. Er habe daraufhin umgehend Kontakt mit den zuständigen Stellen aufgenommen, um mehr zu erfahren.
„Die Gemeinde hat keinerlei Einfluss auf die Anmietung und Nutzung als Flüchtlingsunterkunft“, kommentierte Bürgermeister Matthias Schlechter. Derzeit werde im Landratsamt noch geprüft, welche Räume wie genutzt werden könnten. Hier spielen unter anderem der Denkmalschutz, der Brandschutz und das Baurecht eine große Rolle. Damit lägen durchaus Hürden für die Nutzung vor, die der Landkreis als Mieter und Genehmigungsbehörde abzuwägen habe. „Über die Bedeutung einer solchen Einrichtung mitten im Ortskern von Reit im Winkl sind wir uns sehr wohl bewusst. Sämtliche Argumente, wie etwa die exponierte Lage von Reit im Winkl, die Entfernung zur nächsten Polizeistation oder die Tourismusintensivität von Reit im Winkl haben wir angeführt“, versicherte der Bürgermeister in der gut besuchten Gemeinderatssitzung. Es sei für Reit im Winkl eminent wichtig, dass diese Hintergründe bei der Belegung berücksichtigt würden.
Eine Ablehnung schon im Voraus, vor allem in sozialen Medien, bringe niemanden weiter, fuhr Schlechter fort. „Wir sind gut beraten, uns nicht vom absoluten Negativfall in Seegatterl im Herbst verleiten zu lassen.“ Reit im Winkl habe viele Geflüchtete integrieren können. Hierfür gebe es Beispiele aus der Nachkriegszeit, aus den 1990er Jahren nach den Jugoslawienkriegen und auch zuletzt mit den Menschen aus der Ukraine. „Klar muss auch sein, dass unser kleines Dorf nicht unendliche Möglichkeiten hat“, stellte er fest.
Appell an Bevölkerung
An die Bevölkerung appellierte der Bürgermeister in diesem Fall mit den Worten: „Um die Akzeptanz und Integration zu verbessern, freuen wir uns über jede Unterstützung. Sei es im Helferkreis, als Arbeitgeber oder auch als Nachbar. Die Kontaktaufnahme kann sehr gerne über die Gemeindeverwaltung unterstützt werden.“