Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Kooperation der Gemeinden beendet

Keine Kita-Plätze mehr für Staudach-Egerndach? Grassau kündigt dem Nachbarn nach über 25 Jahren

Kita in Grassau und Bürgermeister Martina Gaukler und Stefan Kattari
+
In Grassau fallen im Kindergarten St. Irmingard künftig Betreuungsplätze für Staudach-Egerndach weg. So sehen die Bürgermeister Martina Gaukler und Stefan Kattari das Vertragsende.

Keine Betreuungsplätze mehr: Nach über 25 Jahren endet die Kooperation zwischen Grassau und Staudach-Egerndach im Kindergarten St. Irmingard. Was die Kündigung der Plätze für die kleine Gemeinde Staudach-Egerndach bedeutet.

Staudach-Egerndach/Grassau – Seit mehr als zehn Jahren haben Eltern in Bayern das Recht auf einen Betreuungsplatz für ihre Kinder, aber: „Der Freistaat Bayern schafft selbst keine Betreuungsplätze“, sagt ein Sprecher des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS) auf Nachfrage der Chiemgau-Zeitung.

Das Recht auf Kinderbetreuung ist im Bundesgesetz festgelegt. In Bayern seien laut Staatsministerium die Gemeinden dafür verantwortlich, genügend Betreuungsplätze zu schaffen und zu finanzieren. Eine enge Zusammenarbeit zwischen benachbarten Gemeinden und eine gemeinsame Planung der Betreuungsplätze sei „zielführend“, heißt es vonseiten des StMAS.

Ende einer zielführenden Zusammenarbeit

Eine solche zielführende Zusammenarbeit gab es seit 1996 zwischen Grassau und Staudach-Egerndach. Staudach-Egerndach beteiligte sich damals am Bau des Kindergartens St. Irmingard in Grassau. Dafür standen der kleinen Gemeinde zehn Betreuungsplätze in dem Kindergarten vertraglich zur Verfügung. Doch jetzt wurde dieser Vertrag gekündigt. Das entschied der Gemeinderat in Grassau auf seiner letzten Sitzung - ohne Gegenstimme.

In Bayern gibt es laut StMAS 10.724 Kindertageseinrichtungen, in denen insgesamt 632.095 Kinder betreut werden (Stand 2023). „Im Landkreis bestehen insgesamt 8634 Plätze für Kinderkrippe, Kindergarten und Hort“, sagt Pressesprecher Michael Reithmeier vom Traunsteiner Landratsamt. Bei diesen Zahlen fallen zehn Betreuungsplätze auf den ersten Blick nicht groß ins Gewicht. Aber die Relation zählt: „Grundsätzlich ist das ja relativ relevant für die Einwohner in der kleinsten Gemeinde im Landkreis“, sagt Bürgermeisterin Martina Gaukler von Staudach-Egerndach.

Für Staudach-Egerndach ein ganzer Jahrgang

„Zehn Plätze sind ein ganzer Jahrgang“, führt die Bürgermeisterin aus, „wenn ich über die Jahre zurückblicke, habe ich im Schnitt jedes Jahr etwa zehn Geburten.“ Neben den Kindergartenplätzen steige zudem der Bedarf an Krippenplätzen. Die Kündigung der Betreuungsplätze in Grassau kam jedoch nicht ganz überraschend.

„Der Vertrag wurde von unseren Vorgängern beschlossen, mit einer Mindestlaufzeit von fünf Jahren“, erklärt Gaukler, „und nach 25 Jahren ist er entschädigungslos kündbar.“ Der Betrag, mit dem sich Staudach-Egerndach am Bau des Kindergartens beteiligt hatte, „gilt nach 25 Jahren als abgegolten“, fügt Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari hinzu. „Das heißt, wenn innerhalb der 25 Jahre eine Kündigung erfolgt wäre, hätte der Markt Grassau anteilig eine Rückzahlung geleistet.“

Bedarf an Plätzen steigt

Die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden sei „sehr gut gelaufen“, sagt der Bürgermeister, „und natürlich sind Staudacher Kinder weiterhin gerne gesehen, wenn Plätze frei sind.“ Ob freie Betreuungsplätze in Grassau zur Verfügung stehen werden, ist fraglich. „Die Tendenz zeigt nach oben“, sagt Kattari und meint damit den Bedarf an Plätzen in Grassau.

Einen Höchststand an Kindergartenkindern habe es laut Bürgermeister Grassau mit 240 Kindern im Jahr 2022 gegeben. „Im Moment sind es 209.“ Wie auch in Staudach-Egerndach habe die Gemeinde Grassau aber ebenfalls einen stark wachsenden Bedarf an Krippenplätzen.

Der Kindergarten St. Irmingard in Grassau

Keine Warteliste – bisher

Wartelisten für Betreuungsplätze gibt es bisher keine. „Wir haben es in den letzten Jahren immer auf wundersame Weise geschafft, dass wir alle unterbringen“, sagt Stefan Kattari, „aber es war immer eine sehr, sehr knappe Angelegenheit.“ Dieses Jahr habe es in Staudach-Egerndach keine Warteliste gegeben, fügt Bürgermeisterin Gaukler hinzu. „Auch Krippenkinder konnten bisher immer untergebracht werden, aber in Nachbargemeinden“, sagt die Bürgermeisterin.

Bayernweit fehlen laut StMAS rund 65.000 Betreuungsplätze, wobei sich das Ministerium auf eine Prognose des Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienkompetenz aus dem Jahr 2022 bezieht. „Fakt ist, dass der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen in den vergangenen Jahren enorm gestiegen ist und ein weiterer quantitativer und qualitativer Ausbau der Kindertagesbetreuung zwingend erforderlich ist“, sagt der Sprecher des Sozialministeriums.

Zwei Jahre sind „utopisch“

Damit sich durch die Kündigung der zehn Kitaplätze für Staudach-Egerndach kein Engpass entsteht, hat Grassau die Kündigungsfrist des Vertrags von zwei Jahren erweitert. „Wenn man die aktuellen Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsverfahren beachtet, sind zwei Jahre utopisch“, sagt Gaukler. „Ich habe darum gebeten, dass man hier eine Kündigungsfrist von drei Jahren einräumt, was auch ohne Umstände gewährt wurde.“ Die Kinder dürfen zudem auch nach Vertragsende ihre Kindergartenzeit in Grassau beenden.

Trotz der verlängerten Kündigungsfrist steht Staudach-Egerndach jetzt vor einer großen Herausforderung. „Das ist eine Aufgabe, aber wir werden das richtig angehen“, sagt die Bürgermeisterin. „Das geht ja öfter so, dass etwas auf den Tisch gelegt wird und dann kümmert man sich drum, und am Ende kommt etwas Besonderes dabei heraus.“

Kommentare