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Bürgerentscheid auch zum „VitaAlpina“ Ruhpolding quasi fix *Mit Voting*

Kampf ums Kurhaus: Abriss und Hotel-Neubau durch Investor oder Sanierung?

Zum Kurhaus in Ruhpolding wird es 2023 noch einen Bürgerentscheid geben.
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„Wird das Kurhaus erhalten, muss das Schwimmbad schließen“ - dieser Formel von Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer (CSU) wollen sich viele nicht anschließen. „Es darf kein Entweder-oder geben“, so die Bürgerinitiative rund um Peter Nawratil (Archivbild aus 2014).

Welche Zukunft hat das Ruhpoldinger Kurhaus? Keine in den Augen von Bürgermeister Pfeifer: Er will es an einen Investor verkaufen, der dafür ein Hotel baut. Interessenten gibt es schon - und auch großen Widerstand dagegen. Alles deutet auf einen „Showdown“ in Bürgerentscheiden hin, in denen es auch um den Zustand des „Vita Alpina“ gehen wird.

Ruhpolding - „Das ist die wichtigste Entscheidung der letzten zehn Jahre - und der nächsten zehn Jahre“: Für Bürgermeister Justus Pfeifer (CSU) kann die Zukunft von Kurhaus und dem Erlebnisbad „Vita Alpina“ gar nicht hoch genug gewichtet werden. Und im Gespräch mit chiemgau24.de scheut er sich nicht vor einer eindeutigen Positionierung: „Wenn das Kurhaus erhalten wird, muss das Schwimmbad schließen.“ Doch dieser Logik wollen sich in der Tourismusgemeinde Ruhpolding bei weitem nicht alle anschließen...

Bürgerinitiative: „Kein Entweder-oder“ zu Kurhaus und Vita Alpina

„Wir wollen kein Entweder-oder“, sagt Peter Nawratil. Er ist der Kopf einer Bürgerinitiative, die es wohl schaffen wird, nach nur einer Woche alle knapp 600 Unterschriften beieinander zu haben, die es für ein Bürgerbegehren braucht. „Alle Möglichkeiten ausloten, um das Kurhaus zu erhalten - und natürlich auch das Vita Alpina. Wir wollen beides“, so Nawratil gegenüber chiemgau24.de. Ruhpolding steuert auf einen Bürgerentscheid zu, das scheint festzustehen. Denn unabhängig von der Unterschriftensammlung für eine solche Abstimmung wird am Dienstag wohl auch der Gemeinderat die Weichen für einen Bürgerentscheid stellen.

Das volle Kurhaus in Ruhpolding beim Empfang der Olympioniken 2014.

Über Jahrzehnte war das Kurhaus im Ortszentrum Dreh- und Angelpunkt des brummenden Tourismus. Seit den 1990er-Jahren wurde aber kaum mehr hineininvestiert. Vor einem Jahr dann die Schließung: Mängel beim Brandschutz und der Hygiene, dazu das geschlossene Lokal und ein sechsstelliges Defizit jährlich in der Gemeindekasse. „Im jetzigen Zustand ist das Kurhaus den Ruhpoldingern nicht mehr zuzumuten“, so Bürgermeister Pfeifer damals. Nach einer mehrere Jahre alten Schätzung würde eine Sanierung drei Millionen Euro kosten. „Und wir haben jetzt schon die höchste Pro-Kopf-Verschuldung aller Gemeinden im Landkreis.“

Pfeifer: Schon fünf mögliche Investoren für Hotel-Neubau - aber auch für Saal?

Die Lösung, die Justus Pfeifer vorschwebt: das Kurhaus verkaufen und mit dem Geld - er spricht von fünf Millionen Euro - das Schwimmbad auf Vordermann bringen. Anstelle des Kurhauses soll ein Investor dort ein Hotel bauen, möglichst mit Veranstaltungssaal. „Es gibt schon fünf Interessenten“, verrät der Bürgermeister. Auch eine regionale Brauerei befindet sich darunter, wie sie auf Nachfrage bestätigt. Es hätte bisher jedoch nur ein allererstes Gespräch gegeben. Aber: nur zwei dieser fünf Interessenten würden auch einen Veranstaltungssaal dazubauen. „Wenn kein Saal zum Hotel kommt, werden wir ihn ins sanierte Schwimmbad integrieren“, so Pfeifer. Denn das Kurhaus war auch immer Heimat vieler Vereine wie der Trachtler.

Justus Pfeifer schätzt, dass eine Sanierung des Vita Alpina in Ruhpolding 35 Millionen Euro kosten würde - gut ein Drittel davon müsste die Gemeinde selbst finanzieren: über Kreditaufnahmen und den Verkauf des Kurhauses, wenn es nach dem Bürgermeister geht.

Bürgerinitiative: „Kurhaus für kulturelles Leben unersetzlich“

„Das Kurhaus ist als zentraler Veranstaltungsraum für das soziale und kulturelle Leben in Ruhpolding unersetzlich“, heißt es dagegen vonseiten der Bürgerinitiative. Die Sanierung sei wohl auch die schnellste Lösung. Einen möglichen Zeitplan für die Sanierung habe die Gemeinde aber nie vorgelegt, genauso wenig wie eine Kostenaufstellung. „Wir brauchen einen ergebnisoffenen Ansatz und objektive Infos“, fordert Peter Nawratil. Zuerst das Kurhaus in neuem Glanz, dann das Vita Alpina - das will auch Sepp Hohlweger. Sein Grünen-Ortsverband steht mehrheitlich ebenso hinter dem Bürgerbegehren wie die ortsansässige SPD.

Von einer „überwältigenden Resonanz“ spricht Hohlweger gegenüber chiemgau24.de mit Blick auf die Unterschriftensammlung, die erst am Montag (20. Februar) gestartet wurde. Auch Hohlweger warnt davor, Kurhaus und Vita Alpina zu „verquicken“ - doch genau das sei in einer Online-Befragung zu den Themen passiert, die die Gemeinde zuletzt durchführte. Je nach Fragestellung sprach sich dort mal eine knappe Mehrheit gegen den Erhalt des Kurhauses aus und mal eine knappe Mehrheit gegen ein Hotel statt dem Kurhaus. Beide Lager legen die Ergebnisse jetzt zu ihren Gunsten aus.

Die Bürgerinitiative ist parteipolitisch unabhängig, wird aber von den Grünen um Sepp Hohlweger (Foto) und der SPD unterstützt.

Rund zehn Prozent der Ruhpoldinger beteiligten sich an der Umfrage: Für Bürgermeister Pfeifer ist das „repräsentativ“ und die Ergebnisse „ernstzunehmen“, für Hohlwegers Grüne sind die zehn Prozent zu wenig, um als Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat zu gelten - auch deshalb soll es zum Bürgerentscheid kommen. Höchstwahrscheinlich werden den Ruhpoldingern bis zum Sommer dann zwei Entscheide vorgelegt. Eine Frage, die am Dienstag vom Gemeinderat noch ausformuliert wird und sowohl Kurhaus als auch Vita Alpina einbezieht und die Frage der Bürgerinitiative, die lautet: „Soll das Kurhaus mit Veranstaltungssaal und Kurpark saniert und erhalten werden?“

Schon am Mittwoch wird chiemgau24.de über die Ergebnisse der Gemeinderatssitzung berichten.

xe

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