Zweifacher Olympiasieger feiert 80. Geburtstag
Eis-Legende Erhard Keller blickt zurück: Warum sein Umzug nach Inzell „Gold wert“ war
Er gewann zweimal olympisches Gold im Eisschnelllauf: Erhard Keller ist eine Legende seines Sports. In seiner alten und neuen Heimat Inzell feierte er seinen 80. Geburtstag – mit Glückwünschen des Bürgermeisters Michael Lorenz. Im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung blickt Keller zurück auf seine Anfänge in Inzell und verrät, wie er sich heute noch fit hält.
Inzell – Erhard Keller ist vielen Sportfans ein Begriff und nach wie vor einer der erfolgreichsten Eisschnellläufer in Deutschland. Nun feierte der nach wie vor sehr sportliche Keller in der Gemeinde Inzell seinen 80. Geburtstag, zu dem ihm Bürgermeister Michael Lorenz herzlich gratulierte. Keller gewann bei den Olympischen Spielen 1968 und 1972 jeweils das Sprintrennen über 500-Meter-Rennen.
Eine richtungsweisende Entscheidung traf Keller im Jahre 1963, als er durch den Bau der Eisschnelllaufbahn am Zwingsee von München nach Inzell zog. Fortan ging er in Bad Reichenhall zur Schule, wo er 1966 sein Abitur bestand. „Ich wollte einfach die besten Bedingungen haben für mein Training und dabei Schule und Sport verbinden. Daher habe ich mich entschlossen, nach Inzell zu ziehen“, blickt der Jubilar im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung zurück.
Großer Dank an Ludwig Schwabl
Mitte der 1960er Jahre nahm die internationale Laufbahn des gebürtigen Günzburgers richtig Fahrt auf: 1967 stellte er den Weltrekord über 500 Meter vom Russen Jewgeni Romanowitsch Grischin ein, als Keller seine Paradestrecke in 39,5 Sekunden lief. Im weiteren Verlauf seiner Karriere verbesserte er die Weltbestzeit mehrmals, seine schnellste Zeit über die 500 Meter waren 38,0 Sekunden. Bei den Olympischen Winterspielen 1968 in Grenoble feierte Keller den ersten Eisschnelllauf-Olympiasieg eines deutschen Mannes (Helga Haase gewann 1960 Gold) – diesen Titel verteidigte er vier Jahre später in Sapporo. Ein besonderer Erfolg gelang ihm 1971, als er sich auf seiner Heimbahn zum Sprint-Weltmeister krönte.
Anschließend startete Keller einige Jahre lang als Profi in den USA und finanzierte so sein Studium der Zahnmedizin. 1977 gewann er seinen letzten Deutschen Meistertitel. In den 1970er Jahren trat er zudem als Fernsehmoderator (Spiel ohne Grenzen) in Erscheinung. Der promovierte Zahnarzt prägte über Jahrzehnte, auch als TV-Experte bei Olympischen Spielen, das Bild des deutschen Eisschnelllaufs und wurde 2011 in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.
Anekdoten früherer Tage
Beim gemütlichen Treffen im Gasthof Hirschbichler blickte der Jubilar zurück auf die vergangenen Tage mit den Empfängen im Rathaus. Besonders stolz und dankbar ist Keller dabei auf den früheren Bürgermeister Ludwig Schwabl, der einen großen Verdienst an seinen Erfolgen hatte. Bei seinem Umzug nach Inzell stellte ihm Schwabl eine Wohnung direkt am neu erbauten Eisstadion kostenlos zur Verfügung. „Inzell hat alles vorbereitet für meine sportlichen Erfolge, die Zusammenarbeit war immer gut. Ludwig Schwabl hatte immer ein offenes Ohr für den Sport und ihm verdanke ich sehr viel“, berichtet Keller und fügt hinzu:. „Ich kann nur Dankeschön sagen für die gute Zeit in den letzten über 50 Jahren. Mein Umzug damals von München nach Inzell war im Nachhinein Gold wert. Sonst hätte ich die beiden olympischen Goldmedaillen wohl nicht gewonnen.“
Seinen ersten Olympiasieg in Grenoble sieht er im Nachhinein als besonders wichtig an, denn im Vorfeld kamen Staatssekretäre oft nach Inzell, um zu sehen, ob sich die Investition einer neuen Eisbahn auch lohnen würde. Diese Sorge war mit dem Olympiasieg sogleich erledigt. Die 2011 erbaute Eishalle sieht er als entscheidenden Punkt für die Gemeinde, sowohl aus sportlicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Keller: „Inzell wäre sonst ein weißer Fleck in der Landschaft“.
Sapporo war das Highlight
Für Erhard Keller waren die Spiele in Japan die schönsten seiner Laufbahn: „Es hat einfach gepasst und es war eine sehr freundliche Atmosphäre.“ Keller lief am Ende der Saison 1971/72 beim ‚Goldenen Schlittschuh‘ in Inzell noch drei Weltrekorde (500, 1000 und im Vierkampf), beendete anschließend seine Amateurlaufbahn und wechselte zu den Profis. Deshalb durfte er bei den Spielen 1976 in Innsbruck nicht mehr teilnehmen – ein Grundgedanke der Olympischen Spiele der Neuzeit war, dass keine Profisportler antreten dürfen. Ende der 70er Jahre wurde die Regel zunehmend gelockert, erst 1990 entfiel sie ganz.
Zurück nach Inzell
Seit sechs Jahren wohnt Keller wieder in Inzell. „Eigentlich wollte ich schon viel früher wieder zurück, doch meine Frau und ich haben nichts Passendes gefunden. Wir genießen das Leben hier sehr“, wie er betont. Auch sportlich ist der Doppel-Olympiasieger noch aktiv: „Täglich, egal bei welchem Wetter, gehe ich vier Kilometer zum Joggen in die Inzeller Filzen und halte mich so fit“. Zu seinem 80. Geburtstag bekam er ein Fahrrad geschenkt, mit dem er wohl zusätzlich unterwegs sein wird.

